Part 157

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Zoeys Sicht

Kaum habe ich meine Augen geöffnet, trifft mich ein Kuss auf meiner Nasenspitze.
"Morgen, Babe!"
"Morgen, Leo!"
Nach einem herzhaften Gähnen strecke ich mich ordentlich durch und merke sofort, dass Muskelkater Besitz von mir ergriffen hat.
"Aua!"
"Was ist los?" Leo rollt sich dicht an mich und kuschelt sich an meine linke Seite.
Ich stöhne nur das Wort Muskelkater vor mich hin und schließe wieder die Augen.
"Hahaha. Von dem bisschen Fußball spielen? Oh, Babe. Früher bist du gerannt wie eine Irre, ohne mit der Wimper zu zucken und jetzt?"
"Ich werde halt auch alt!", seufze ich vor mich hin und werfe einen kurzen Blick auf meinen Wecker, da es im Haus noch verdächtig still ist:
"Es ist kurz vor zehn und so ruhig?"
"Tom, Rebekka und Tristan schlafen bestimmt auch noch. Der Rest wird sicherlich arbeiten müssen. Sei doch froh, dass es mal so ruhig ist und keiner etwas von uns wissen will!"
"Bin ich doch auch, aber es ist eben ungewohnt. Was machen wir heute? Ich wäre ja für einen Tag im Bett. Schon alleine aufgrund meiner Bewegungseinschränkungen!"
"Wie wäre es, wenn wir jetzt endlich mal nach Möbeln im Internet Ausschau halten und Tom dann eine Liste geben. Die Nachbarn ziehen bald aus und bis das alles geliefert wird, dauert es schließlich auch noch eine Weile! Außerdem müssen wir bald in den Baumarkt und uns auf eine Wandfarbe einigen. Wenn wir von unserem Kurztrip zurück kommen, sollten wir unsere Zimmer streichen", schlägt Leo vor, wovon ich überhaupt nicht abgeneigt bin:
"Okay. Wir sollten aber zuerst fragen, welches Budget wir zur Verfügung haben... Ich will Tom ja schließlich nicht arm machen. Oh, oder ich schlage ihm vor, dass er jetzt endlich mal etwas Geld von meinem Konto nehmen kann, schließlich hat er schon genug gezahlt und dann muss er ja nicht auch noch eine komplett neue Zimmerausstattung kaufen. Na los, lass uns das kurz in Erfahrung bringen!"

Unter gequältem Stöhnen richte ich mich auf und laufe mit Leo zusammen in den Flur.
Im Untergeschoss ist nur Olis und Phils Stimme zu hören, also gehe ich davon aus, dass Tom und Rebekka sich tatsächlich noch im Zimmer aufhalten.

Ich klopfe kräftig an der Türe:
"Tom? Können wir reinkommen?" In der Erwartung, dass wir sofort einmarschieren können, lege ich meine Hand an die Türklinke und will sie gerade runterdrücken, da vernehmen meine Ohren ein "Nein!".
Etwas verwundert halte ich in meiner Bewegung inne und schaue ungläubig zu Leo:
"Hat er gerade tatsächlich Nein gesagt?"
"Ja!", bestätigt dieser und zuckt mit den Schultern.
"Er hat noch nie Nein gesagt!", sage ich voller Verwunderung und kann es fast nicht glauben.

"Irgendwann ist immer das erste Mal, Zoey!", ertönt Alex' Stimme und kurz darauf kommt er auch schon aus seinem Zimmer gelaufen.
"Aber..."
Der Notarzt bleibt kurz vor der Treppe stehen und wirft mir einen vielsagenden Blick zu:
"Akzeptiere es einfach und mach ihm jetzt kein schlechtes Gewissen!"
Ich drehe mich wieder zu Leo und lege meine Stirn in Falten:
"Warum könnte er jetzt Nein gesagt haben?"
Herr Hetkamp lacht leise und gibt mir einen Hinweis:
"Eventuell wollen die beiden euch ihren nackten Anblick ersparen, da du darauf nicht sonderlich erfreut reagieren wirst!"
Ich nehme meine Hand von der Klinke und frage dann doch nochmal bei dem Herrn Mayer selbst nach:
"Was treibt ihr denn da drin?"
Jetzt hört man Rebekka lachen:
"Wir kommen gleich!"
Angeekelt verziehe ich das Gesicht und stelle die wichtigste Frage überhaupt:
"Mit den Füßen oder anderen Körperteilen?"
Der Notarzt neben mir bekommt plötzlich Schnappatmung und versucht, sich einigermaßen zu beherrschen, nicht lauthals los zu lachen.

"Was ist denn? Das war eine ganz normale Frage!"
Jetzt hört man auch Tom lachen, worauf Herr Hetkamp mir wieder einen ungefragt Tipp gibt:
"Haha. Weißt du, vielleicht produzieren die beiden gerade ein paar Geschwisterchen!"
"Es ist helllichter Tag! Wegen mir kann er die auch auf Amazon bestellen. Geht schneller. Na ja... Dann verschieben wir das mit der Frage mal lieber!" Da ich jetzt wirklich nicht noch genauer auf dieses Thema eingehen will, mache ich mich auf den Rückweg in unser Zimmer.
Herr Hetkamp bietet aber natürlich sofort seine Hilfe an:
"Kann ich euch irgendwie weiterhelfen?"
"Ne.. Leider nicht. Komm, Leo!" Ich schnappe mir die Hand meines Freundes und ziehe ihn hinter mir her.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt