Part 140

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Stephans Sicht

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus dem Schlaf.
Ich greife blind auf den Nachttisch und taste so lange auf der Oberfläche herum, bis ich das technische Gerät in den Händen halte.
Auf dem Display steht eine mir unbekannte Nummer.
Die Tatsache, dass wir es erst kurz vor sieben Uhr haben, lässt mich genervt aufstöhnen, trotzdem nehme ich den Anruf an:

Ich: "Sindera?"
Tom: "Hi, Stephan. Ich bin's, Tom. Kannst du uns abholen kommen?"
Ich: "Was? Jetzt? War die Visite überhaupt schon da?"
Tom: "Ich will endlich nach Hause, bitte Stephan!"
Ich: "Haben dir die Ärzte denn schon grünes Licht gegeben?"
Tom: "Ich gebe mir selbst grünes Licht. Wir haben doch genügend Ärzte zuhause... Marc und Cedric wollen auch nicht länger hier bleiben!"
Ich: "Ach, Tom. Es wäre sicherlich vernünftiger mit einem ärztlichen..."
Tom: "Wenn du keine Zeit hast, uns abzuholen, ist das okay, dann laufen wir zur Not... Egal... Sorry!"
Ich: "Tom! So war das nicht gemeint. Ihr werdet einen Teufel tun und den ganzen Weg laufen... Gib mir ein paar Minuten, ich liege noch im Bett, aber werde mich beeilen. Solange bleibt ihr gefälligst in der KaS, verstanden?"
Tom: "Danke!"
Ich: "Kein Ding! Dann bis nachher!"

Seufzend schiebe ich die Bettdecke zur Seite und schwinge meine Beine aus dem Bett.
Dass die drei Männer unbedingt nach Hause wollen, kann ich absolut nachvollziehen und keinem verübeln.
Ich hoffe nur, dass sie dann auch zur Ruhe kommen und nicht von dem einen Loch ins andere fallen.
Tom ist hier in der WG bestens umsorgt, doch bei den anderen beiden behagt es mir nicht sonderlich, dass sie ganz alleine zuhause sind.

Nachdem der Rollladen nach oben gezogen und das Fenster zum Lüften geöffnet ist, begebe ich mich in die untere Etage.
Um meinen Geist richtig zum Leben zu erwecken, gönne ich mir vor dem Badezimmerbesuch eine Tasse Kaffee.
"Morgen! Schon so früh wach?", begrüßt mich Franco, der sich gerade ebenfalls einen Muntermacher zusammenbrauen lässt.
"Mhm. Tom hat mich aus dem Bett geklingelt!"
"Ist was passiert?", will er erschrocken wissen, doch ich winke ihm sofort ab:
"Nein. Er möchte gerne abgeholt werden und keine Minute länger in der KaS bleiben!"
"Dachte ich mir schon. Wobei man ihm ja hoch anrechnen muss, dass er heute Nacht nicht getürmt ist. Hätte mich ehrlich gesagt nicht gewundert, wenn er mitten in der Nacht vor der Türe gestanden wäre."
"Hahaha. Die gleichen Gedanken hatte ich auch. Naja, jetzt trinke ich schnell einen Kaffee und mache mich dann startklar. Musst du zur Arbeit?", ich ziehe eine frische Tasse aus einem der Hängeschränke und stelle sie unter die Kaffeeproduktionsmaschine, nachdem Franco sein Behältnis zu sich genommen hat.
"Ja, habe Dienst. Anschließend gehe ich zu Jacky und bleibe dort die nächsten drei Tage. Sie hat morgen Geburtstag. Falls aber irgendwas sein sollte und ihr mich braucht, meldet euch bitte, okay?"
"Klar, machen wir. Hast du für morgen etwas geplant?"
"Natürlich! Frühstück im Bett, anschließend geht es ins Schwimmbad und zu guter Letzt gehen wir schick essen!", grinst Franco über beide Ohren und läuft schon mal ins Esszimmer.
Als mein braunes Gold sich bis zum Limit in meiner Tasse angesammelt hat, folge ich dem Herrn Fabiano und platziere meinen Körper gegenüber von ihm am Esstisch.

Bevor ich mich auf meinen Hintern bequeme, werfe ich erneut einen Blick auf die Uhr:
"Soll ich mal schauen, ob Leo es aus den Federn geschafft hat? Zoey sollte jetzt eh auch aufstehen!"
"Setz dich! Ich mach das schnell, schließlich gehst du nachher Tom abholen und ich befürchte fast, dass seine Laune nicht so prickelnd sein wird. Da nehme ich dir wenigstens die Zicke da oben ab!"
Dagegen habe ich natürlich überhaupt nichts einzuwenden und nicke ihm dankbar zu, worauf sich Herr Fabiano in das obere Stockwerk begibt.
Kaum ist der Sanitäter eine Minute in der oberen Etage, kommt auch schon Leo die Treppe runtergerannt und wirft mir ein hektisches "Morgen!" zu, als er mich wahrnimmt.
Da der Kerl schneller verschwunden ist, als das ich meinen Mund aufbekommen habe, schenke ich mir jegliches Wort des Grußes und fülle lieber meinen Koffeintank auf.
Wie mir scheint, ist das Fräulein heute auch nicht unbedingt begeistert, dass sie ihr Bett verlassen muss, denn man hört abwechselnd Franco und dann wieder Zoey meckern.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt