Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiter

Part 46

"Eigentlich ist es mir egal, ob ihr das wollt oder nicht! Euch interessiert meine Forderung ja auch nicht!" blitzschnell stemme ich mich vom Sofa ab und will sofort zur Flucht antreten, doch da habe ich die Rechnung ohne meine Blase gemacht.
Denn die findet den aufrechten Stand nicht so toll und gibt das mit einem ausstrahlendem stechenden Schmerz kund.

Sofort krümme ich wieder meinen Oberkörper, um die Spannung aus diesem Organ herauszunehmen und halte die Wärmflasche auf mein Unterstübchen.
"Zoey es reicht! Du gehst jetzt hoch in dein Bett und legst dich hin!" wettert Tom neben mir, was mir total gegen den Strich geht:
"Phil's Rückbank ist außerordentlich bequem und dort kann ich mich auch hinlegen. Kann mir morgen irgendjemand meinen Schulranzen vor die Türe stellen? Eine Zahnbürste wäre auch nicht schlecht!"
Alex stellt sich mir jetzt in den Weg und verschränkt seine Arme:
"Hast du Linus nicht zugehört? Du sollst dich warm halten und bei diesen Temperaturen nachts, wirst du im Auto frieren".
"Wozu gibt es Decken?" mit einer hochgezogenen Augenbraue will ich mich an Herrn Hetkamp vorbeikämpfen, doch der denkt gar nicht daran auch nur einen Schritt zur Seite zu gehen.
Oli taucht zur Unterstützung hinter seinem Kollegen auf und verschränkt ebenfalls die Arme:
"Mach doch bitte nicht so ein Theater! Das bisher entstandene Chaos reicht doch völlig aus!"
"Warum muss ich denn wieder nachgeben? Die doofe Kuh da oben zerstört alles und Zoey muss schön brav sein und die Füße still halten! Nesrin! Sag doch auch mal was!" mein Blick wandert zu der genannten Frau, die am Esszimmertisch sitzt und mich total unbegeistert anstarrt.
Anscheinend möchte sie sich nicht in diese Angelegenheit einmischen und atmet schwer auf:
"Zoey, im Auto zu schlafen ist wirklich nicht die beste Lösung. Vielleicht gehst du erst einmal in dein Zimmer und schläfst eine Runde. Morgen setzen wir uns alle zusammen und suchen nach einer Lösung, okay?"
"Pffff. Danke auch für nichts!" ich hätte mir etwas mehr von der weiblichen Front erhofft und sehe schon, das ich momentan wirklich keine Chance gegen die Erwachsenen habe.

"Jetzt nimmst du eine Schmerztablette, dann geht es dir bald besser und wenn du geschlafen hast..." Phil geht mir mit seiner Kleinkindberuhigungsstimme dermaßen auf die Nerven, das ich ihn sofort unterbreche, bevor mein Gehörgang noch weiter verätzt wird:
"IHR SEID ECHT ALLE SCHEIßE! WISST IHR DAS EIGENTLICH?"
voller Wut boxe ich mich durch die Hetkamp-Dreier-Mauer und stampfe die Treppen nach oben, in mein Zimmer.

Nachdem ich die Türe zugeknallt habe, Tom mahnend meinen Namen geschrien hat und ich den Schlüssel in dem Schloß umgedreht habe, laufen mir die ersten Tränen über mein Gesicht.
Mir hätte klar sein sollen, daß ich gegen die geballte Männerfront nicht ankomme, doch ein klein wenig Verständniss hätte ich dann doch erwartet.

Nach einem Klopfen und dem kläglichen Versuch die Türe zu öffnen, dringt Tom's Stimme an mein Ohr:
"Machst du bitte die Türe auf!"
"Nein!"
"Zoey... Wir verstehen dich doch, aber es bringt jetzt nichts, wenn du dich im Auto einquartierst! Sollen wir doch zu Rebekka fahren?"
"NAHAIN!" da das normale Wort der Ablehnung nicht gefruchtet hat, muss ich eine energischere Weise ausprobieren und dieses entlockt Tom zumindest ein genervtes aufschnauben.
Zu dem Herr Mayer scheint sich ein anderes menschliches Exemplar dazu zu gesellen, denn jetzt sind vor meiner Zimmertüre zwei Stimmen zu hören.

Wenn du jetzt aufgibst, dann wird Clea noch wochenlang hier beherbergt.
Das kannst du nicht zulassen, die Männer brauchen einfach den Druck, damit sie sich zu einer Entscheidung durchringen können.

In meinem Kopf braut sich ein neues Vorhaben zusammen, dessen Wartezeit ich mit dem packen meines Schulranzen überbrücke.
Der Feind scheint sich zurückzuziehen, was mir das Knarzen der Treppe verrät und mir etwas Erleichterung verschafft.
Auch wenn mich die Schmerzen in Blase, Kopf und Nase fast umbringen, werde ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen und einfach warten, bis die Herren in ihren Zimmern verschwunden sind.
Anschließend werde ich mich wieder in meine neue Behausung begeben und meinen Streik weiterführen.
Dieses Mal werde ich allerdings den Autoschlüssel an mich nehmen, damit mir unliebsame Besucher vom Halse bleiben.