Part 84

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Leises Gepolter im Haus weckt mich auf, da ich eh nicht gut geschlafen habe.
Ich könnte nicht vermuten, dass ich seit acht Stunden im Bett liege und mich ausgeruht habe.
Eher fühle ich mich, als hätte ich die ganze Nacht durchgetanzt, geschrien und gesoffen.
Ob das jetzt von dem ganzen gestrigen Stress kommt, ich krank werde oder beides, kann ich nicht genau sagen.
Ich weiß nur eins: Ich werde mich heute zusammenreißen müssen, denn wenn Tom merkt, dass es mir nicht gut geht, schleppt er mich sicherlich doch noch zu Rebekka mit.

Warum ist es hier eigentlich so eng?

Wie ich feststellen muss, liegt zu meiner linken Herr Britz und zu meiner rechten, immer noch Herr Mayer.
Dass der nicht langsam mal genug vom Schlafen hat, will mir auch nicht verständlich werden!

Als ich die Decke von meinem Körper schiebe, fühlt sich das auf meiner Haut sehr unangenehm an und eigentlich ist mir jetzt schon jede Bewegung zu viel.
"Was machst du?", brummt Leo vor sich hin und gähnt herzhaft auf.
"Aufstehen. Kann nicht mehr schlafen! Du kannst ruhig noch liegen bleiben, wenn du willst!"
"Bleib bei mir!", schneller als ich gucken kann, hat Leo meinen Körper umklammert und mich auf seine Brust gezogen.
"Leo, mir ist gerade nicht so nach kuscheln. Sorry, aber ich will jetzt echt aufstehen!"
"Du bist ganz nass geschwitzt! Wirst du etwa kra...", bevor der Herr seinen Satz beenden kann, drückte ich ihm meine Hand auf den Mund und deute mit meinem Kopf zu dem Polizisten.
Dass Herr Britz das jetzt wieder nicht versteht, hätte mir eigentlich klar sein sollen, doch manchmal besitze ich dann doch noch sowas wie Hoffnung.
Gerade als ich meine Hände wieder zu mir nehmen will, werde ich vom nächsten Übeltäter überraschend umklammert und auf seine harte Brust gezogen:
"Was willst du denn vor mir verheimlichen?"

Im nächsten Leben wünsche ich mir Erwachsene um mich herum, die unterbelichtet und blind sind.
Stumm wäre auch noch ganz toll...

"Gar nichts. Wollte nur nicht, dass er dich weckt!" Toms Berührung verschafft mir enormes Unbehagen, weshalb ich mich auch gleich wieder von ihm lösen möchte:
"Ich muss aufs Klo... Kannst du mich bitte loslassen?"
"Warum bist du denn so nassgeschwitzt?"
"Lieg du mal zwischen zwei Heizungen mit zusätzlicher Bettdecke!"
"Das macht dir Frostbeule, doch sonst auch nichts aus!"
"Heute ist es halt nicht anders! Darf ich jetzt bitte aufstehen?"
Ich sehe ganz genau wie es in Herrn Mayers Gehirn rattert und erwarte schon, dass er mir tausend Fragen nach meinem Wohlbefinden stellen wird.
Heute werde ich allerdings eines Besseren belehrt, denn ich bekomme nur einen Kuss auf die Stirn und werde dann tatsächlich entlassen.
Die Männer tauschen sich entsprechende Blicke aus, die ich gekonnt ignoriere und so schnell wie möglich aus dem Bett krabbele.

"Morgen, Zoey!", begrüßt es mich dreistimmig aus dem Esszimmer, als ich es geschafft habe, die Treppen nach unten zu stapfen.
"Mh!", ich erhebe meine Hand zum Gruße und schlürfe weiter ins Badezimmer.
Vor dem Spiegelschränkchen angekommen, muss ich mir erst meine Augen reiben, um anschließend nochmal mein Gesicht zu mustern, denn das Bleichgesicht das sich dort zu erkennen gibt, ist mir völlig fremd:
"Na, wenn sich da keine Krankheitserreger in mir tummeln, dann weiß ich auch nicht!"
Ich beschließe, mich gleich nach dem Duschen zu schminken, denn die Notarzt Fraktion wird sonst gleich wieder Alarm schlagen und mich nicht über Nacht außer Haus schlafen lassen.
"Babe?"
"Ja?"
"Kann ich reinkommen?"
"Seit wann fragst du mich sowas überhaupt?"
Ohne eine Antwort abzusondern, öffnet Leo die Türe und gesellt sich zu mir ins Badezimmer.
Er stellt sich direkt hinter mich, worauf sich unsere Blicke im Spiegel treffen:
"Was ist los? Geht es dir nicht gut?"
"Warum?"
"Naja... Du bist etwas gereizt... Denken Tom und ich zumindest".
"Ich glaube, ich werde krank. Mir ist nicht so wohl, aber ich will nicht dass Tom das spitzkrigt, da ich sonst noch mit zu Rebekka muss und mir den heutigen Abend abschminken kann!"
"Wenn dir doch aber jetzt schon nicht gut ist, dann solltest du..."
"Leeeeeoooo! Lass das mal meine Sorge sein. Bis morgen muss ich so richtig kaputt und fertig sein, weil ich keine Lust auf ein Sonntags-Date mit Björn habe."
"Da hast du dein Ticket aber ganz sicher, wenn du heute Abend Party machst. Dir ist aber hoffentlich bewusst, dass ich ab morgen weg bin!"
"Stell dir vor, ich kann auch ganz gut ohne dich krank sein. Wo bist du denn? Du hast mir gar nichts erzählt!", mit einem etwas vorwurfsvollen Blick drehe ich mich um, so dass sich fast unsere Nasenspitzen berühren.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt