Part 87

960 64 121
                                    

"Wie schmeckt dein Tee, Babe?", will Leo wissen, während er interessiert die Menschen mustert, die in den verschiedensten Outfits um uns herum stehen oder sich auf der Tanzfläche ganz dem Beat hingeben.
"Ganz gut. Aber der beamt ordentlich! Willst du mal probieren?", ich halte Leo meine Tasse vors Gesicht, worauf er die Nase rümpft und sofort seinen Kopf schüttelt:
"Nein, ich will jetzt kein Heißgetränk. Heute sollte ich sparsam mit Alkohol umgehen, sonst bin ich morgen früh um sieben nicht fit, wenn Henry uns abholen kommt."
"Wer holt dann eigentlich dein Auto von hier ab?"
"Jaron oder Sam. Mach dir deswegen keinen Kopf. Oh wow, schau mal da drüben!" Herr Britz deutet mit seinem Kopf in Richtung Bar, an der eine streng aussehende Frau, die in einen Lederbody gehüllt ist, steht und eine Art Leine um das Handgelenk gewickelt hat.
Direkt neben ihr auf dem Boden sitzt ein Kerl in Ganzkörperlatexanzug und eine Lederhundemaske auf dem Kopf.
Das "Frauchen" tätschelt immer wieder den Kopf ihres Hundes, während sie sich angeregt mit Levin unterhält.

Manche Neigungen kann ich absolut nicht nachvollziehen und verstehe nicht, wie einen das derart anmachen kann.

Ich lasse meinen Blick weiter durch den Raum schweifen.
Einige Gäste haben richtig spektakuläre Outfits an und ich denke, dass diese auch ihren Fetisch richtig ausleben und nicht so wie wir einfach mal in die Materie reinschnuppern möchten.
Dicht vor meiner Nase läuft zum Beispiel eine Frau vorbei, deren Höschen und BH aus Lederriemen besteht.
Ihre Brüste sehen schmerzhaft eingequetscht aus und trotzdem trägt sie ein Lächeln auf dem Gesicht.
Als ich ihr nachschaue, sehe ich, dass ihre Arschbacken knallrot leuchten und ihr Rücken von einigen älteren blauen Flecken verziert wird.
Das Halsband um ihren Hals hat bestimmt auch irgendeine Bedeutung.

Viele der Frauen tragen zwar eine Bedeckung für ihren Körper, doch die Stellen, die ich gerne bedeckt hätte, werden dabei nicht geschützt.
Dasselbe gibt es allerdings auch bei den Männern, wobei ich sogar schon zwei gesehen habe, die komplett nackt herumlaufen.
Denen fehlt es zumindest nicht an Selbstvertrauen.

"Schau mal, der VIP-Bereich ist auch geöffnet. Sollen wir mal schauen gehen, was da so los ist?"
"Ja, gleich. Ähm, wo ist eigentlich Sam?", ich drehe mich einmal um meine eigene Achse und überfliege grob die nahestehenden Personen mit meinen Blicken.
"Gute Frage. Gerade war er doch noch da, oder?" Leo zieht die Augenbrauen zusammen, scheint sich aber keine allzu großen Sorgen zu machen.
Im Grunde genommen ist Sam wirklich alt genug, aber man weiß ja nie, was sich hier für Gestalten herumtreiben und welche Absichten diese verfolgen.
"Lass uns kurz was zu trinken holen, dann können wir auch Levin kurz fragen, ob er unseren Aufreißer zufällig gesehen hat!"
"Als wenn der Zeit hätte, sich nonstop nach irgendwelchen Gästen umzuschauen!", stelle ich fest, als ich die dicht bedrängte Bar sehe und stelle mich schon auf eine lange Warterei ein.
Herr Britz lässt sich davon aber keinesfalls abschrecken und läuft erhobenen Hauptes auf die Getränkeausgabe zu.

Direkt neben der Frau mit dem menschlichen Hund kommen wir zum Stehen.
Ich mustere versucht unauffällig, die große schlanke Schönheit und bemerke bei ihr eine ähnliche Ausstrahlung, wie bei Tamino.
"Na? Interessiert an meinem Hündchen?", fragt die Fremde, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
"Ähm... Ich... Das...", wieder schüchtert mich diese ausstrahlende Dominanz dermaßen ein, dass ich fast kein Wort aus dem Mund bekomme.
"Hast du etwas das Sprechen verlernt?"
Ich trete einen Schritt zurück, um mehr Abstand zwischen uns zu bringen, da mir diese Person nicht ganz geheuer ist.
Leo greift ganz automatisch nach meiner Hand, während er bei Levin Getränke für uns ordert und immer wieder einen prüfenden Blick zu uns wirft.

"Kein Grund zur Sorge!", die Rothaarige, deren Haarpracht zu einem strengen Dutt zusammengebunden wurde, wendet sich mir zu und lässt auf ihrem Gesicht eine etwas entspanntere Mimik aufkommen, "ich werde dich nicht fressen. Ihr schuppert hier nur rein, mh?"
Mehr als ein Nicken bekomme ich nicht zustande, was meiner Gesprächspartnerin auszureichen scheint.
"Anfangs fühlt sich das alles befremdlich an, aber irgendwann kommt jeder mal auf den Geschmack. Lass dich nicht abschrecken, nur weil manche ihre Dominanz raushängen lassen. Das gehört zu unserem Spiel und ist mit keinerlei bösen Absichten verbunden... Meistens zumindest! Ich bin Vicky. Wer bist du?"
Tief durchatmend ergreife ich die mir dargebotene Hand und versuche möglichst entspannt rüber zu kommen:
"Zoey!"
Als mein Name über meine Lippen gehuscht ist, zuckt der "Hund" unübersehbar zusammen.
Vicky scheint selbst verwundert über dieses Verhalten:
"Grimi, wirst du wohl anständig bleiben und dich von deiner besten Seite zeigen!"
Anstatt seinem Frauchen, oder wie auch immer Vicky im Zusammenhang mit ihm genannt wird, zu gehorchen, weicht der Hund ein Stück weiter zurück.
"Entschuldige uns kurz!", grinst mir die Rothaarige unecht zu, dreht sich um und versperrt mir mit ihrem Rücken die Sicht auf das Geschehen.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt