Part 194

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Auf Wunsch kommt hier noch Zoeys Sicht
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Zoeys Sicht

So eine verdammte Scheiße.
Heute will mir einfach gar nichts gelingen.
Ursprünglich wollte ich mich an selbstgemachten Donuts versuchen, aber aus unerklärlichen Gründen wollte der Teig beim Frittieren einfach nicht aufgehen.
Man könnte meinen, dass es daran liegt, dass ich den Teig in das kalte Öl geschmissen habe, da ich vergaß den Herd einzuschalten, und der Teig sich als Schmoddermasse auf dem Boden abgesetzt hat.
Aber das ist nur eine Vermutung.
Die Biskuitrolle, die beim Zusammenrollen in hundert Stücke zerbrochen ist, liegt immer noch in dem Spülbecken, in das ich die Bruchstücke voller Wut geworfen habe.
Letztendlich war mir alles zu blöd und ich habe eine Fertigbackmischung in die Schüssel gehauen, um einen stinknormalen Marmorkuchen zu zaubern.
Wenn mir jetzt jemand verrät, wie man die Küche in einen überdimensionalen Backofen verwandeln kann, damit wenigstens die Teigreste an den Schränken und der Arbeitsplatte zu etwas Kuchenähnlichem werden, wäre wenigstens ein kleiner Erfolg zu verbuchen.

"Leck mich am Arsch. Was hast du gemacht? Wolltest du irgendeine Schlacht nachahmen?" Leo kommt in die Küche gelaufen und betrachtet mein kleines Chaos.
"Wenn mich nicht alles täuscht, hast du dich heute wirklich selbst übertroffen. So viel Sauerei hast du alleine wirklich noch nie zustande gebracht!" Leos Blick wirkt jetzt schon fast anerkennend, anstatt verurteilend.
"Kannst du mir irgendwie helfen? Ich glaube zwar, dass nichts mehr zu retten ist, aber... Ach mann..."
"Was ist denn los mit dir? Warum bist du so durcheinander?"
"Weil Marc nachher kommt und ich ihm einen Kuchen backen wollte, da er schon lange nicht mehr in den Genuss meiner Backkünste gekommen ist. Außerdem habe ich vorhin irgendetwas von Stephan aufgeschnappt, dass Marc und Tom doch zu der Gerichtsverhandlung mit Viktor gehen müssen und ich mache mir Sorgen, dass das Tom wieder so fertig macht!"
Leo verzieht sofort sein Gesicht.
Wenn einer nachvollziehen kann, wie man sich vor einer Gerichtsverhandlung fühlt, dann ist es er.

Herr Britz seufzt und stützt sich mit seinen Unterarmen auf der Küchenplatte ab:
"Wenn wir mal ehrlich sind, war es doch fast schon zu erwarten, dass die Geschädigten als Zeugen auftreten müssen. Mich hätte es eher gewundert, wenn die schriftlichen Aussagen gereicht hätten. Vielleicht hilft es ihnen ja auch bei der Verarbeitung."
Auch wenn Leo ziemlich überzeugt aussieht, schwingt etwas Unsicherheit in seiner Stimme mit.
Das Thema will ich vorerst nicht weiter vertiefen, denn ich befürchte, dass mir das nur noch mehr auf mein Gemüt schlagen wird und letztendlich noch mehr schief gehen wird, als bisher.
Falls es überhaupt noch eine Steigerung gibt.

"Wie sieht es denn hier aus? Meine Güte, Zoey!", ertönt Stephans Stimme hinter uns.
Ich verdrehe die Augen und wende mich ihm zu:
"Bis heute Abend wirst du nichts mehr von diesem Chaos sehen!"
Gedanklich setze ich noch ein "vielleicht" dahinter, denn ich bin mir noch nicht sicher, ob meine Motivation bei meinem Vorhaben mitspielt.
"Wenn du mich fragst..."
"Stephan! Ich frage dich aber nicht... Lass dich einfach überraschen, okay?" Da ich mit dem Thema abgeschlossen habe und mir eher Gedanken machen will, was ich Herrn Westernhoven vor die Nase setzen könnte, wende ich mich wieder von ihm ab.
"Blöderweise weiß ich eben, wie das ganze wahrscheinlich wieder enden wird. Ich sehe schon die halbe WG in der Küche stehen und putzen. Du solltest vielleicht..."
Das Genörgele geht mir wirklich sehr auf die Nerven und um das zu unterbinden, sehe ich nur eine Chance.
Ich schnappe mir den Schneebesen, der noch in der Schüssel mit einer jetzt undefinierbaren Masse steckt, drehe mich um und deute dem Polizisten an, dass ich keine Scheu haben werde, diese Waffe einzusetzen.
"Wage es nicht..", setzt Stephan an und erhebt seinen Zeigefinger, der mir aber nicht im Geringsten den Wind aus den Segeln nimmt.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue, da Herr Sindera es besser wissen sollte, hole ich aus und werfe den Schneebesen in Richtung des Polizisten.
Seine Reflexe sind gut, das muss man ihm echt lassen.
Der Wurfgegenstand trifft nämlich die Wand anstatt den Männerkörper und fällt mit einem lauten Klacken zu Boden.
Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass meine Wurfkünste unterirdisch sind, aber das möchte nicht genauer erörtert werden.
Die Cremespritzer an der Wand werden sicherlich nach dem Austrocknen von alleine abbröseln und sich somit von selbst eliminieren.
Anstatt irgendetwas zu sagen, verkrümelt sich der Nörgelfritze vom Schlachtfeld und räumt mir somit meinen Sieg ein.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt