Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiter

Part 197

Zoeys Sicht

Leo weckt mich mit sanften Küssen, noch bevor irgendein Wecker klingelt.
Wir haben gestern beschlossen, sehr früh aufzustehen, damit wir rechtzeitig mit dem Streichen fertig werden und dann endlich Jarons gute Nachricht feiern können.

Die Jungs wurden gestern gütigerweise von Phil nach Hause gefahren und es hat sich herausgestellt, dass Herr Funke nur so muffelig war, da er eigentlich frei hatte und dann leider doch arbeiten musste.
Hätte er den Abend nicht mit Paula verplant gehabt, hätte es ihm sicherlich nicht ganz so viel ausgemacht.

"Ich hoffe, Toms Laune ist heute wieder besser!", murmelt Leo vor sich hin und gleitet zart mit seinen Fingerkuppen über meinen Rücken.
"Ganz bestimmt. Wenn ich nämlich richtig gehört habe, ist Rebekka zu später Stunde noch aufgetaucht und die beiden haben sich sicherlich ihrer momentanen Lieblingsbeschäftigung hingegeben. Das erhellt immer sein Gemüt, also mach dir keinen Kopf!" Am liebsten hätte ich noch hinzugefügt, dass er es ja selbst kennt, zwecks der Zugehörigkeit der männlichen Gattung, aber ich verkneife es mir.
"Ich habe so ein schlechtes Gewissen. Ohne Witz... Warum kann ich denn nicht einmal meinen Kopf einschalten? Weißt du, ich mache das ja nicht mit Absicht, aber irgendwie setzen sich dann manchmal irgendwelche Vorhaben in meinem Gehirn fest und die blockieren dann mein Denkvermögen. Das einzige, was da dann noch funktioniert, ist das unüberlegt Handeln."
"Dann musst du versuchen, daran zu arbeiten. Ich bin mir sicher, dass du das schaffen kannst. Wenn wir ehrlich sind, ist es bei mir nicht anders. Erst handeln, dann überlegen...", seufze ich vor mich hin, da es von Vorteil wäre, wenn wenigstens ein Part von uns nicht so verkorkst wäre, damit der dann den anderen vor der unklugen Tat bewahren kann.
"Ich denke schon, dass es mir eine Lehre sein wird. Ich musste meine Strafe noch gar nicht antreten und habe jetzt schon die Schnauze voll!"
"Herr Mayer weiß eben, wie er uns treffen kann."
"Leider, ja!"
Ich drücke Herrn Britz einen Kuss auf die Backe und lächle ihn zuversichtlich an, was ihm dann doch auch ein kleines Lächeln entlockt.
"Sollen wir runter? Je schneller wir heute fertig werden, desto schneller können wir zu Jaron!"
"Okay. Dann mal ab die Post!" Leo schwingt seine Füße aus dem Bett und organisiert sich aus dem Kleiderschrank ein T-Shirt, das er sich schnell noch überwirft.
Anschließend verlassen wir das Zimmer und laufen händchenhaltend die Treppe runter.

Zu unserer Überraschung sitzen Tom, Rebekka, Stephan und Oli am Esstisch, als wir im Untergeschoss ankommen.
Herr Sindera und Herr Fabiano schauen mich erwartungsvoll an und ich weiß ganz genau, dass sie auf ein Danke für ihre selbstlose Aufräumaktion warten.
Im Prinzip haben die beiden sich das Aufräumen selbst aufgebürdet, denn über meine Lippen kamen keine Bitten, dass mir irgendjemand helfen soll.
Da ich aber heute keinen Streit provozieren will und ein friedliches Zusammensein beim Frühstück bevorzuge, löse ich meine Hand von Leos und marschiere auf die beiden X-/Y-Chromosomenträger zu.

Der Sanitäter bekommt den ersten Schmatzer auf die Backe, gleich danach wird auch die Polizistenbacke mit einem leichten feuchten Film meiner Lippen überzogen.
"Ich danke euch von ganzem Herzen, dass ihr euch gestern so selbstlos meiner Sauerei angenommen und sie beseitigt habt. Wenn ich nicht gerade erst aufgestanden wäre, würde ich euch sogar die Füße küssen, aber meine Gliedmaßen stecken noch voller Bettsteife!"

Apropos: Deine Übungen, Fräulein Mayer!!

Rebekka beginnt sofort zu lachen, was mir signalisiert, dass sie bester Laune ist.
Meine Theorie scheint zu stimmen, denn auch in Toms Gesicht kann ich keine Spuren von Negativität feststellen.
Unter solchen Umständen muss nur der richtige Mensch den Gute-Laune-Motor des blonden Polizisten anschmeißen, dann ist der Tag gerettet.

Durch entsprechender Augengestik versuche ich Herrn Britz klar zu machen, dass er sich Herrn Mayer annehmen soll, damit die Stimmung friedlich ist und die Chancen für eine Zustimmung unserer geplanten abendlichen Party gut stehen.
"Was ist denn mit deinen Augen los, Zoey?"
Natürlich muss Herrn Spürnase wieder meine versucht unauffällige Kontaktaufnahme bemerken.
"Ich glaube, ich habe eine Wimper im Auge oder vielleicht sind sie auch nur zu trocken... Weiß nicht genau..."
"Sag mir, wenn ich mich täusche, aber deine Brille liegt mehr im Badezimmer, als dass sie dein hübsches Gesicht ziert!"