Part 146

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Durch das Knarzen der Treppe kehrt mein Bewusstsein zurück.
Als ich die Augen öffne, weiß ich im ersten Moment gar nicht, wo ich bin.

"Sag nur, du hast hier auf dem Sofa geschlafen?", fragt Alex und taucht in meinem minimalistischen Sichtfeld auf.
"Sieht ganz danach aus!", murmele ich vor mich hin und gähne einmal herzhaft auf.
Wenn mich mein Gehirn nicht vollkommen im Stich lässt, bin ich eigentlich der Meinung, dass ich gestern in meinem Bett eingeschlafen bin.

Hinter mir ist Toms Brummen zu hören und genau mit diesen Lauten kehrt auch die Erinnerung an heute Nacht zurück.
"Warum seid ihr nicht im Bett?"
"Weil ich heute Nacht gehört habe, dass Tom aufgestanden ist und ich nachschauen wollte, ob es ihm gut geht. Während dem Kuscheln müssen wir wohl beide eingeschlafen sein!", beantworte ich Alex' Frage, obwohl das meines Erachtens mehr als offensichtlich ist.
"Habt ihr wenigstens ein bisschen Schlafen können?"
"Geht. Tom ist immer wieder hochgeschreckt, aber seit ungefähr halb fünf, hat er bis jetzt durchgeschlafen!"
Begeistert sieht Herr Hetkamp nach meiner Aussage nicht aus, aber ich sehe das schon als kleinen Fortschritt.
Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut und darum werden sich auch die Ärzte in Geduld üben und sich auch über kleine Besserungen freuen müssen.
"Ist schon Zeit zum Aufstehen oder kann ich noch liegen bleiben?", will ich wissen, da ich keinen freien Blick auf eine der Uhren habe.
"Da du eh schon wach bist, kannst du auch gleich aufstehen. Wenn man den Morgen ohne Stress beginnt, läuft der Tag auch besser!"
"Ich hätte ja eigentlich auch nie Stress, wenn ihr nicht immer so eine Hektik machen würdet. Wenn man es genau nimmt, wäre es für die empfindlichen Seelen der Jugendlichen viel besser, wenn die Schule erst um zehn Uhr beginnen würde!"
Alex' Lachen ist aus der Küche zu hören.
"Ja ja und dann am Besten noch um zwölf Uhr Schulschluss!"
"Du sagst es!", stimme ich ihm zu und ziehe die Kuscheldecke etwas enger um meinen Körper.
"Das war jetzt aber keine Einladung zum weiterschlafen. Steh auf!"
Ich ignoriere Herr Hetkamps Worte, da kurz darauf die Kaffeemaschine laute von sich gibt und ich einfach sagen kann, dass ich seine Worte nicht verstanden habe.
Leider habe ich meine Rechnung ohne Herrn Mayer gemacht, denn der stupft mich ein paar Mal in die Seite.
"Hallo? Was machst du denn? Ich dachte, du schläfst noch", grummele ich vor mich hin und versuche, die lästige Hand von meinem Körper zu entfernen.
"Nichts da. Wir stehen jetzt beide auf! Du machst den Anfang!" Tom legt seine große Hand um mein Handgelenk und schiebt mich mit seinem Körper direkt an den Abgrund.
"Och, mann. Kannst du nicht einmal auf meiner Seite stehen?", nörgele ich vor mich hin und versuche mich vor dem Fall zu schützen, indem ich mich mit der freien Hand am Polster festkralle.
"Nicht bei diesem Thema, das weißt du!" Der gemeine Kerl greift an meinem Kopf vorbei und schnappt sich meine stützende Hand, womit diese Funktion zunichte gemacht wird.
"Alex! Hilf mir!"
"Nö. Bei diesem Thema stehe ich auf alle Fälle hinter deinem Papa!"
Eigentlich möchte ich den Notarzt mit einem bösen Blick strafen, sorge aber nur dafür, dass mir Herrn Mayers Bart im Gesicht hängt, als ich meinen Kopf drehe.

"Was veranstaltet ihr denn schon am frühen Morgen?"
Wenn mich nicht alles täuscht, ist Phil aus seinem Koma erwacht und bahnt sich seinen Weg zur Kaffeemaschine, denn seine Stimme hört sich sehr nah an.
"Willst wenigstens du deiner armen, kleinen Zoey behilflich sein?"
"Natürlich doch!", erwidert Phil, womit ich jetzt gar nicht gerechnet habe.
Ich grinse Tom triumphierend entgegen und spüre im nächsten Moment auch schon Phils Hände unter meinen Kniekehlen und an meinem Rücken.
Noch bevor ich fragen kann, was er genau unter "Hilfe leisten" versteht, werde ich in die Lüfte gehoben und aus dem Wohnzimmer getragen.
"So war das nicht geplant!"
"Denke ich mir, aber sonst bewegst du deinen Hintern heute gar nicht mehr ins Bad!", labert Phil monoton vor sich hin und ich bin fast schon erstaunt, dass er überhaupt fähig ist zu sprechen, da er überhaupt noch kein Koffein intus hat.
In der Beauty-Werkstatt werde ich auf meine Beine gestellt und ohne mit der Wimper zu zucken alleine zurückgelassen.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt