Cedric's Sicht
"Mensch, Cedric... Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht!", schimpft Jonas und boxt mir mit der Faust gegen meine Schulter.
"Lass mich in Ruhe!", zische ich zurück und werfe einen Blick aus dem seitlichen Fenster, um meinen Augen irgendetwas erfreuliches vorzuführen.
Bis auf eine Frau, deren Hund gerade direkt auf den Gehweg vor dem Revier kackt, kann ich leider nichts finden.
Normalerweise sollte ich der Guten jetzt hinterher rennen und ihr ein Bußgeld aufs Auge drücken, aber danach steht mir gerade überhaupt nicht der Sinn.
"Wenn du es einrichten kannst, sollten wir langsam mal zur WG fahren und die Autoschlüssel abholen. Marc wird nicht ewig Geduld aufbringen können und uns sicherlich schon bald mit einem Anruf beglücken!"
Jonas hört sich genauso genervt an, wie ich mich fühle.Eigentlich sollten wir wirklich schon seit mindestens zehn Minuten mit dem Streifenwagen unterwegs sein, denn Jonas stand schon zur Abholung vor dem Revier bereit und somit hätten wir keine Zeit verloren.
Leider hat meine nicht vorhandene Motivation die Oberhand gewonnen und dafür gesorgt, dass wir uns bisher noch keinen Millimeter bewegt haben.
"Cedric, was ist denn los? Du warst heute morgen doch noch nicht so schräg drauf!"
"Da wusste ich auch noch nicht, dass wir Chauffeur für Toms und Leos Karre spielen müssen!"
"Ich verstehe dein Problem nicht so ganz.... Wir setzen uns in die Autos, fahren sie in die WG und gehen anschließend wieder ganz normal unserem Dienst nach. Wo genau liegt hier bitte dein Trigger?"
"Bei Tom und Leo im Zusammenhang mit ihren Autos!", knurre ich vor mich hin, denn wenn ich an die letzte Fahrt mit Leos Auto denke, bekomme ich eine großflächige Gänsehaut.
Ich selbst bin die Karre damals zwar nicht gefahren, aber ich war in den Unfall verwickelt.
Wenn man dann das grausame Schicksal betrachtet, das jedes Mal, wenn wir es mit Tom, Zoey und Leo in irgendeiner Weise zu tun haben, zuschlägt, dann sollte man sich, meiner Meinung nach, einfach aus diesen Angelegenheiten raushalten.
Mir ist bewusst, dass ich nicht bis Feierabend hier im Streifenwagen sitzen bleiben kann, aber ich habe Hoffnung auf eine Flut von Einsätzen, die uns den ganzen Tag fordern und wir somit keine Zeit haben, die Autos zu ihrem Zuhause zu bewegen."Boah, ne jetzt. Entspann dich doch mal! Die drei sind überhaupt nicht anwesend. Wenn es dir derart zusetzt, dann lass Marc und mich die Autos fahren und du begnügst dich mit dem Streifenwagen!"
"Hahaha, das hatte ich auch vorgeschlagen, aber Marc hat mir schon verdeutlicht, dass er in keiner dieser Karren auch nur ein Fuß hineinsetzen wird", brumme ich vor mich hin und verschränke die Arme vor der Brust.
Mein Verhalten mag vielleicht etwas kindisch sein, aber die Höllenvisionen vor meinem inneren Auge schrecken mich einfach zu sehr ab.
"Dann fahr ich eben erst Leos Auto zur WG und anschließend Toms. Du musst dann einfach mit dem Streifenwagen hinterher und damit hat es sich dann auch schon erledigt!", schlägt mein Kollege vor, doch damit werden wir keinesfalls durchkommen:
"Marc wird das nicht zulassen, das dauert zu lange", stöhne ich gequält auf und verdrehe sofort die Augen, als Jonas' Handyklingelton ertönt.
"Fahr. Jetzt. Los!", zischt mir Herr Schmidt zu und fummelt in seiner Hosentasche herum, um sein Smartphone daraus zu befreien.
Ich gebe mir einen Ruck und starte den Motor, denn Marcs schlechte Laune könnte ebenso fatal sein, wie eines dieser Mayer-Autos zu fahren.
"Hi Ma... Ja, wir sind schon auf dem Weg zur WG... Sorry, ich musste noch einen Anruf auf dem Revier entgegennehmen.... Ne, Moritz war auf dem Klo und Robin hat sich einen Kaffee geholt.... Nein, Cedric ist ganz gechillt und... Ja doch. Wir beeilen uns. Bis gleich!", kopfschüttelnd pfeffert Jonas sein Handy in die Mittelkonsole und schenkt mir einen bitterbösen Blick:
"Der ist auf hundertachtzig, weil wir so lange brauchen!"
"Marc hat selbst die Hosen voll!", murre ich vor mich hin und verstumme anschließend für die restliche Fahrt, damit ich mir selbst gut zureden kann.Kaum haben wir uns sicher vor die Pforten der Hölle gebracht, fordert Jonas' Handy wieder nach Aufmerksamkeit.
Nach einem kurzen Blick auf das Display, entweicht Jonas ein gequältes "Klaus!" über die Lippen, was mich dann dazu animiert, schleunigst meinen Arsch aus dem Streifenwagen zu bewegen.
Meine Nerven würden den Brüllaffen nicht auch noch ertragen und darum opfere ich mich lieber dafür auf, die benötigten Schlüssel zu holen.
Vor der Haustüre angekommen, wird diese von Linus geöffnet, bevor ich überhaupt meinen Finger in Richtung Klingel bewegen kann:
"Morgen! Hier sind die beiden Schlüssel. Die restliche Bande ist gerade nicht abkömmlich. Wenn ihr die Autos hier abgestellt habt, dann werft die Schlüssel einfach in den Briefkasten. Stephan wird sich bei euch melden und im Voraus soll ich schonmal herzlichen Dank ausrichten!"
Nachdem meine Hand die zwei benötigten Türschlossentriegler empfangen hat, mustere ich Linus etwas genauer:
"Alles okay? Du siehst nicht sonderlich fit aus!"
"Hab nicht so gut geschlafen, sonst ist alles gut. Sorry, aber ich muss gleich los zur Arbeit und sollte nochmal schnell bei allen Kranken vorbeischauen. Halt die Ohren steif. Wir sehen uns", lächelt mir der Notarzt müde entgegen und schließt schneller die Türe, als dass ich irgendeine Antwort von mir geben könnte.
Mir scheint es fast so, als hätte Herr Hoffmann das ganze Übel auf sich gezogen, womit ich eigentlich aus dem Schneider sein sollte.
So viele negative Vibes können nicht einmal diese Herrschaften übrig haben, dass es auch noch für meine Wenigkeit ausreichend ist.
Ich kann es nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht schleicht, als ich mich von der Haustüre abwende und zu unserer polizeilichen Kutsche zurück laufe.
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Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiter
FanfictionWeiter geht es mit Runde drei. Zoey, mittlerweile 17 Jahre alt, ist endlich offiziell die Tochter von Tom Mayer. Fräulein Mayer möchte ihr Leben gerne umkrempeln und Tom somit zeigen, das sie ihm unendlich dankbar ist und zu schätzen weiß, was er fü...