Part 67

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Als wir zuhause angekommen sind, begeben wir uns direkt in unser Zimmer und werfen uns gemütliche Chill Klamotten über den Körper.
Beide Jungs scheinen beim Betreten der WG einen Schalter umgelegt zu haben, denn von schlechter Laune ist weit und breit nichts mehr zu sehen.
Ich werde es auch tunlichst vermeiden, irgendeines der streitentfachenden Themen anzusprechen.

"Wie wäre es, wenn wir uns jetzt einen chilligen Film reinziehen?" Leo gähnt lautstark vor sich hin und ich könnte jetzt schon Wetten abschließen, dass er keine halbe Stunde vor der Glotze aushält.
Sam ist ebenfalls durch und sieht so aus, als wenn er gleich im Stehen einschläft.
"Dann suchen wir aber einen Film raus, den ich auch alleine weiterschauen kann. Kein Horror oder so!" Im Normalfall schaue ich gerne Filme dieser Kategorien an, allerdings nicht alleine.
Wenn die beiden Kerle neben mir pennen, könnte es sein, dass ich Paranoia schiebe.
"Warum? Wir sind doch da!" Leo dreht sich irritiert in meine Richtung und gähnt abermals lautstark auf.

Wer hatte heute eigentlich den psychischen Stress und sollte völlig fertig sein?
Die oder ich?
Vielleicht bist du es auch einfach nur langsam gewöhnt, Zoey...

"Jaja. Jetzt kommt!", ich laufe voraus, in die unterste Etage und schmeiß mich direkt aufs Sofa.
Die Jungs bremsen vorher noch in der Küche ein und kramen hörbar laut in einem der Schränke herum.
"Sag mal, wo sind denn bitteschön die ganzen Süßigkeiten hingekommen?"

Die schwimmen als Nahrungsbrei irgendwo in der Kanalisation herum

"Keine Ahnung! Ihr habt heute doch auch schon genug gegessen oder nicht?", auf meine Frage hin bekomme ich nur ein mürrisches Grummeln und kurz darauf rücken mir die beiden Kerle auch schon auf die Pelle.
Ich fühle mich fast wie in einer Schrottpresse, aber wenn die Jungs jetzt eine Kuscheleinheit brauchen, werde ich ihnen das nicht verwehren.
Wir entscheiden uns nach langem hin und her für den Film "Hangover" und Sam erwähnt nicht nur einmal, dass wir aus unserem Leben ebenfalls einen Film drehen könnten.
Wir brauchen auch keine Pilze, Drogen oder sonst irgendetwas, nein, wir schaffen solch Chaos auch im normalen Zustand.

"Babe? Bald sind doch Osterferien... Ich würde endlich gerne meine Mutter besuchen und wollte dich fragen, ob du mitkommst!"
"Wo wohnt sie denn jetzt?"
"Wie der Teufel es will, in München. Aber in entgegengesetzter Richtung zu Martin's Haus. Die Chancen stehen gut, dass wir Katrin nicht begegnen werden. Falls du aber nicht mitkommen willst, dann ist es natürlich okay!"
"Also wenn ich der Tussi zufällig in München über den Weg laufe, dann müsste mich das Universum wirklich hassen! Oooooh, weißt du was? Dort sind wir ohne Aufsicht und können Party machen! Soll ich mal Benny und Co schreiben und fragen, ob die in diesem Zeitraum für ein bisschen Party verfügbar sind? Denen hatte ich damals auch versprochen, mich mal zu melden und habe es nie getan. Das wäre die Chance. Was meinst du?"
"Wer sind Benny und Co?", will Sam wissen, worauf ich ihm eine kurze Zusammenfassung liefere:
"Als ich damals auf dem Weg nach Dänemark war, habe ich einen Zwischenstopp in München eingelegt. Ich hatte nicht bedacht, dass ich mit meinen vierzehn Jahren nicht ohne Einverständniserklärung eines Elternteils in ein Hotel einchecken kann. Als ich so ziellos umher gewandert bin, haben mich Benny,  Micha und Chris aufgegabelt und auf mich aufgepasst. Die haben mich dann letztendlich auch gezwungen, mich bei Leo zu melden. Also, haben wir denen eh so einiges zu verdanken!"
"Unglaublich... Du hast dich einfach so auf fremde Typen eingelassen?"
"Ich hatte keine große Wahl. Die waren anhänglicher als Zecken! Was aber natürlich auch meine Rettung war!"
Herr Britz scheint nichts dagegen zu haben, denn er nickt vor sich hin und wirft mir ein einfaches "Okay" zu.
"Gut, dann schreibe ich denen bald mal und checke die Lage. Aaah, das wird voll cool", ich bremse mich nach meiner kleinen Freude Attacke selbst aus, denn mir fällt da ein wesentlicher Faktor ein, der dem ganzen im Weg stehen könnte: Herr Mayer.
"Sag mal, glaubst du, dass Tom mir das erlaubt?"
"Was? Mit drei eigentlich wildfremden Kerlen auf die Piste gehen?", auf diesen blöden Kommentar hin, bekommt mein Nebenmann mal eben die Faust gegen seine Schulter gehämmert:
"Nein. Das ich mit zu deiner Mutter gehe!"
"Warum nicht? Du hast sie schließlich noch nie richtig kennengelernt und wenn wir sagen, dass wir die paar Tage bei ihr unterkommen, dann wird er schon kein großes Drama machen. Außerdem bist du jetzt siebzehn und er weiß, wo er dich im Notfall finden kann. Du läufst ja nicht weg!"
Ich hoffe, dass sich Herr Mayers Gedankengang dem meines Freundes anpasst und er wirklich kein großes Tamtam aus diesem Ausflug macht.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt