Part 162

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Durch einströmende Sonnenstrahlen, die direkt auf meine Augen gerichtet sind, werde ich langsam geweckt.

Die zweite Kalorienbombe am gestrigen Abend ist mir anscheinend nicht so gut bekommen, denn ich habe mich die halbe Nacht nur herum gewälzt und konnte einfach nicht schlafen.
Das letzte Mal habe ich um halb vier auf die Uhr geschaut und dementsprechend müde bin ich jetzt auch noch.

Ich taste mit meiner Hand die Betthälfte neben mir ab und muss feststellen, dass da gar keiner mehr liegt.
Einer meiner Augenlider schafft es, sich minimal zu öffnen, damit ich die erfühlte Leere neben mir visuell bestätigen kann.
Tatsächlich liegt Leo nicht mehr neben mir, auch nicht, als ich meinen Kopf minimal anhebe.
Ganz schwach kann ich die Zahlen auf Herrn Britz' Wecker erkennen, die mir deuten, dass es schon halb zehn ist und mir darum auch klar wird, warum es schon dermaßen hell ist.
Gähnend drehe ich meinen Kopf zur Seite und kuschele mich nochmals in mein Kopfkissen ein.

Was steht heute an?
Mh, direkt nach der Schule zu Tristan, irgendwann meine Brille abholen und...

Mein Kopf schießt in Sekundenschnelle in die Höhe, da mir gerade etwas bewusst wird.
Ich habe Schule, es ist halb zehn und mein Arsch liegt noch in meinem Bett.
"Scheiße!", fluche ich vor mich hin, schmeiße die Bettdecke zur Seite und springe fast schon aus dem Bett.
Im Eilmodus krame ich Klamotten aus meinem Kleiderschrank und renne in den Flur hinaus.

Warum weckt mich denn keiner?

Als ich vor Toms Türe stehen bleibe und einen kurzen Moment lausche, kann ich in seinem Zimmer nichts Verräterisches hören und öffne daher leise das hölzerne Trennblatt.
Meine Augen erblicken den schlafenden Polizisten, zum Glück mit Stofffetzen am Körper, dessen Freundin daneben auch noch im Land der Träume unterwegs zu sein scheint.
Überall am Boden liegen Klamotten verstreut herum, was mir deutet, dass es anscheinend nicht nur beim Kuscheln geblieben ist.
Seufzend schließe ich die Türe, da ich die beiden lieber schlafen lasse, um unangenehmen Gesprächen aus dem Weg zu gehen, und mache mich auf den Weg nach unten.

Vielleicht gehört das Aufstehen ohne Weckdienst ja jetzt auch zu dem Teil der Selbstständigkeit, die mir Tom prophezeit hat, allerdings hätte man mich ja auch mal gütigerweise vorab informieren können, dass das ganze von heute auf morgen passieren wird.
Dann hätte ich mich eventuell auch darauf einstellen können, wenn ich hätte wollen.

Nach einem kurzen Stopp im Wohnzimmer und anschließend in der Küche muss ich feststellen, dass wirklich kein Mensch hier ist.
Zumindest nicht im wachen Zustand.

Hättest du dir mal einen Wecker gestellt, gute Frau!
Notiz an mich selbst: Von heute an, jeden Tag einen Wecker stellen.

Als ich durch das Wohnzimmer laufe, schnappe ich mir mein Handy, das immer noch auf dem Tisch liegt und werfe einen Blick auf das Display.
Sowohl Jaron als auch Shane haben einige Male versucht, mich zu erreichen.
Damit zumindest mein Klassenkamerad Bescheid weiß, dass ich noch erscheinen werde, schreibe ich ihm auf dem Weg in die Beautywerkstatt eine kurze Nachricht:

Ich 9:45Uhr
Hey, ich habe verschlafen. Werde noch erscheinen, aber keine Ahnung wann. Ich muss anscheinend laufen.


Während ich mir die Zähne putze, ziehe ich mich nebenher mit einer Hand etwas umständlich an, damit ich keine wertvolle Zeit mehr verliere.
Dass das schwarze Oberteil somit ein paar weiße Spritzer abbekommt, war wirklich nicht zu vermeiden.
Natürlich hätte ich auch erst Zähne putzen und mich dann anziehen können, aber das wäre ja dann wirklich nicht ich.

Als ich gerade mein Gesicht gesäubert habe, klingelt mein kleiner technischer Freund:

Ich: "Ja?"
Shane: "Du hast Nerven! Wir sind vor Sorge fast umgekommen!"
Ich: "Sorry... Irgendwie sind alle ausgeflogen und Tom schläft noch. Es hat keiner für nötig gehalten, mich zu wecken!"
Shane: "Es gibt da so eine krasse Erfindung... Warte, wie heißt das? Ich glaube, das nennt sich Wecker..."
Ich: "Oh, Wow. Das muss ich doch glatt mal ausprobieren. Hört sich interessant an.... Warum telefonierst du überhaupt mit mir? Es ist doch Unterricht oder nicht?"
Shane: "Doch schon, aber ich bin kurz aufs Klo. Pass auf, bevor du nachher an Herzversagen stirbst, zwecks überanstrengung, holen Jaron und ich dich in der großen Pause ab, okay?"
Ich: "Das müsst ihr nicht. Ich werde das Stück schon schaffen und..."
Shane: "Keine Widerrede. Ist schon mit Jaron ausgemacht!"
Ich: "Okay, danke!"
Shane: "Kein Ding. Bis nachher dann!"

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt