Part 40

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Tom springt sofort vom Sofa auf und verschanzt sich in der Küche.
Ich bin ja der Meinung, daß es nicht der Nettigkeit halber ist, sondern er sich eher einen kleinen Puffer verschaffen will, um sich einen genauen Plan zurecht zu legen.

Rebekka kippt ihren Oberkörper langsam in meine Richtung und dreht im Zeitlupentempo ihren Kopf zu mir:
"Sind die Infos von Alex?"
"Jup!"
"Hast du ihn gelöchert oder hat er sich verplappert?"
"Naja, der machte mir nicht den Anschein, als wenn Tom ihm verboten hätte irgendetwas zu erzählen. Ich habe nur ganz normal nach Clea gefragt und da ist es auch schon aus ihm herausgesprudelt!" Schulterzuckend schaue ich die Psychologin an, die sofort bis über beide Ohren zu Grinsen beginnt:
"Wahnsinn, wie du immer alle um den Finger gewickelt bekommst! Und mutig bist du auch, ihn sofort damit zu konfrontieren. Ob du ihn geknackt bekommst, wage ich allerdings zu bezweifeln!"
"Alex habe ich nicht um den Finger gewickelt, das war eher schicksalhafte Fügung und wenn ich nicht noch etwas in der Hinterhand hätte, würde ich Tom eventuell in Ruhe lassen. Aber, den vorhandenen Trumpf werde ich nur ausspielen, wenn es von Nöten ist!"
Rebekka scheint gefallen an meinem Vorhaben zu haben, denn die bekommt ihre Gesichtszüge gar nicht mehr in eine neutrale Lage versetzt.
Ein paar Geräusche deuten uns, das der Polizist sich wieder auf den Weg zu uns macht und darum schlägt Frau Tersing auch eine andere Gesprächsrichtung ein:
"Wie fühlst du dich denn jetzt? Möchtest du gerne noch weiter darüber reden?"
"Ehrlich gesagt, hat es schon gut getan, das alles einfach mal auszusprechen. Wenn noch Bedarf bestehen sollte, weiß ich ja an wen ich mich wenden muss!" kaum ausgesprochen, setzt sich Herr Mayer wieder aufs Sofa und platziert einen Kuss auf meiner Stirn, bevor er seiner Freundin und mir einen Löffel reicht und die Eisbox auf meinen Schoß wirft.
"Willst du kein Eis?" ich hoffe sehr das Herr Mayer sich auch eine Ladung Glückshormone gönnt, denn davon kann er momentan jede Menge gebrauchen.
"Ne, mir liegt das Mittagessen noch schwer im Magen!"
"Willst du mir damit irgendetwas mitteilen?" hoffentlich hört er aus meiner Stimmlage die emphörtheit heraus.
"Überhaupt nicht. Das war eine ganz neutrale Mitteilung. Vielleicht hätte ich einfach weniger essen sollen" wenn man von den angehobenen Mundwinkeln absieht, könnte man ihm tatsächlich Glauben schenken.
Um ihm noch etwas Bedenkzeit zu geben und meine übermäßige Speichelbildung endlich in den Griff zu bekommen, öffne ich den Deckel der Eisverpackung und stecke sofort meinen Löffel in die cremig-kalte Masse, die mit kleinen, feinen Nußstückchen versehen wurde.
Kaum vereinen sich meine Geschmacksknospen mit der kühlen Speise, schließe ich meine Augen und lasse meinen Kopf rückwärts gegen die Sofalehne fallen.
Auch Rebekka genießt hörbar dieses Geschmackserlebniss und tut es mir gleich.

Nachdem wir fast die ganze Packung gekillt haben und Herr Mayer in dieser Zeit verdächtig still war, nehme ich ihn etwas genauer unter die Lupe.
Meiner Meinung nach kann man ihm ansehen, das sein Gehirn auf Hochtouren läuft und er sich immer noch unsicher ist, wie er sich verhalten soll.
Zuerst vollführe ich daher einen kuscheligen Annäherungsversuch, auf den Tom nur grinsend den Kopf schüttelt.
Da er darauf aber nicht weiter anspringt, muss ich eben mein Mundwerk walten lassen:
"Du Tom?"
"Mh?"
"Du weißt, das du mit uns über alles reden kannst?" Zuerst versuche ich die Varianze "Mit den eigenen Waffen schlagen".
"Hahaha ja, das weiß ich, Prinzessin!"
"Gibt es denn irgendetwas, das du unbedingt loswerden möchtest?"
Tom macht sich gar nicht erst die Mühe so zu tun, als würde er überlegen:
"Nein, eigentlich nicht!"

Das man solche Angelegenheiten auch nie friedlich regeln kann...

"Dann höre doch nochmal ganz genau in dich rein. So gaaaaaaanz tief in dein Inneres!" meine Aufforderung bewirkt, daß Tom seine Augen schließt und sich etwas tiefer in das Sofa rutschen lässt.
Ob er jetzt wirklich nachdenkt oder sich an einen anderen Ort beamen will, kann ich nicht genau beurteilen, aber ich gönne ihm nochmal etwas Zeit.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt