Part 53

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Zoey's Sicht

"Hi Gisela. Kannst du mir bitte sagen, in welchem Zimmer ich Oli finde?"
"Hi Zoey. Einen Moment!", die Angesprochene haut schnell in die Tasten und gibt mir kurz darauf die geforderte Auskunft:
"Du musst auf Station drei, Zimmer sechs.... Sag mal, was hast du denn da für eine Hose an?", neugierig lugt die Empfangsdame über den Tresen und lacht leise vor sich hin, was mich natürlich nicht im geringsten beeindruckt:
"Noch nichts von oversized gehört? Das ist eben dieses Mal nicht auf ein Oberteil bezogen, sondern auf die Hose. Ist der letzte Schrei zur Zeit!"
"Vielleicht wäre ein Gürtel hilfreich. Dir rutscht das doch alles in einem Zug runter, wenn du deine Hände für etwas anderes brauchst!"
"Gisela.... Das ist "hand-held oversized. Das muss so!", kurz überlege ich, ob meine Worte eigentlich irgendeinen Sinn ergeben, aber da Gisela das einfach hinnimmt, lasse ich das mal so im Raum stehen.
"Na dann geh schnell. Die Besuchszeiten sind eigentlich schon vorbei....", mit einer scheuchenden Handbewegung entlässt sie mich aus unserer kleinen Modedebatte und widmet sich wieder ihrem Monitor.

Vor der besagten Zimmertüre angekommen, zögere ich einen Moment lang und überlege mir, ob ich mich jetzt wirklich da rein wagen sollte.
Ich kann mir vorstellen, daß Oli bestimmt richtig sauer ist und sich nicht gerade freuen wird, wenn meine Wenigkeit zu Besuch kommt.
Wenn ich mich allerdings nicht entschuldige, kommt das spätestens morgen, wenn er abgeholt wird, heraus und dann ist die Kacke auch wieder am dampfen.
Somit schnappe ich einmal tief nach Luft, klopfe kurz gegen die Raumabtrennung und öffne dann leise die Türe.

Zu meiner Erleichterung liegt Herr Dreier alleine in diesem Zimmer, was mir unliebsames Publikum erspart.
Da keinerlei Regung von ihm kommt, gehe ich davon aus das er schläft und schleiche deshalb auf Zehenspitzen zu seinem Bett.

Wenn er tatsächlich tief und fest schläft, kannst du dich gleich wieder verkrümeln!
Ist ja nicht deine Schuld, wenn er im Land der Träume abhängt...

Mit einem fetten Grinsen komme ich an dem Bett an und mustere das rotgefleckte Gesicht des Notarzt.
Das er dermaßen stark auf das Duschgel reagiert, hätte ich nicht erwartet.
Jetzt kann ich vielleicht doch verstehen warum Tom will, dass ich mich sofort entschuldige.
"Hey Zoey", krächzt der geglaubt Schlafende vor sich hin und öffnet langsam seine Augen.
"Hi Oli!", flüstere ich ihm leise zu und setze mich mit meinem Hintern auf ein kleines Stück der Matratze.

Kaum scheint er wieder voll da zu sein, kratzt er sich auch schon über die Arme und verzieht sein Gesicht.
Das schlechte Gewissen verbreitet sich wie eine ätzende Flüssigkeit in meinem Verstand und ich nehme mir vor, nie wieder solch einen Rachefeldzug auszuüben.
Vielleicht war die Aktion doch etwas zu übertrieben.
"Es... tut mir leid, Oli. Ich wollte nicht... Eigentlich dachte ich nicht, das du so stark auf das Duschgel reagierst....", ich schaffe es nicht einmal meinem Gesprächspartner in die Augen zu schauen, da mir schon allein der Gedanke an seine zornige Grimasse ein Stich ins Herz versetzt.
Bevor irgendwelche Worte an mein Ohr dringen, fährt der Geschädigte sein Kopfteil weiter nach oben, um mich besser anschauen zu können.
Ich hingegen mustere den Saum von Leos Hose, der einige Zentimeter von meinem Bauch absteht.

"Also warst es wirklich du?"
Anstatt einer Antwort zu geben, nicke ich einfach nur vor mich hin.
Die Aussagekraft ist die gleiche und bestätigt somit die Vermutung, das ich die Schuld an diesem unschönen Zustand seinerseits trage.
"Warum hast du das gemacht?", obwohl Oli immer noch sehr ruhig ist und keinerlei Anzeichen eines Ausrasters zeigt, traue ich mich immer noch nicht, meinen Blick zu heben.
"Das kam mir halt einfach so in den Sinn... Ihr habt mich hintergangen und etwas zugelassen, was ich nicht wollte. Ausserdem habt ihr mich auch dafür verantwortlich gemacht, das es Jaron so schlecht geht... Das konnte ich einfach nicht auf mir sitzen lassen. Worte wollten euch ja nicht erreichen, deswegen musste ich Taten sprechen lassen! Aber es war wirklich nicht beabsichtigt, das du danach im Krankenhaus liegst. Das tut mir ehrlich leid!"

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt