„Ain't nothing gonna break-a my stride
Nobody gonna slow me down, oh no
I got to keep on moving."
Break My Stride - Matthew Wilder
„Oh mein Gott.", staunte sie überwältigt und auch ein wenig überfordert. „Du wirst das schon schaffen, Kleines.". Leise, aber amüsiert lachte der Mann mit dem Strohhut auf dem Kopf die junge Frau neben sich an und patschte ihr sanft auf die Schulter.Der Mund stand ihr offen. Ihre Augen waren überall und nirgends. Der Campus war überwältigend groß. Er war wirklich riesig und nie im Leben würde sie heute ihr Zimmer finden, geschweige denn morgen den Hörsaal oder die Bibliothek oder überhaupt irgendwas auf diesem übertriebenen, überdimensional, großen Gelände.
„Na ja. Ich hole dann mal deine Koffer, ich kann dich doch kurz alleine lassen, oder?" amüsierte sich der Mann weiter. Die junge Frau nickte langsam, sah ihre Begleitung jedoch nicht an. Sie war einfach zu erstaunt darüber, was sich ihr bot.
Langsam drehte sich die junge Studentin herum und blickte in Richtung Straße, an der andere Studenten ihre Koffer aus den Autos holten und sich von ihren Liebsten verabschiedeten. Eine ungewöhnliche Szene, denn für gewöhnlich musste sie sich nie für längere Zeit verabschieden.
Sie betrachtete andere Studenten und sah, wie sich teilweise schon kleine Gruppen bildeten. Im Gegensatz zu ihr kannten sie sich schon untereinander. Die Einzigen, die niemanden kannten, waren die neuen Erstsemester und Kiara.Einen kurzen Moment später wurde sie angerempelt. „Sorry, meine Schuld, hab die Kurve nicht ganz bekommen." grinste sie ein Mädchen entschuldigend an. Orange, lange, wellige Haare, dunkle, braune Augen, ein nahezu makelloses Gesicht und eine strahlend helle Haut. Sie trug ein weißes kurzes Kleid mit einer kleinen schwarzen Schleife unter der Brust. „Alles okay, du hast mich kaum getroffen", antwortete die Neue und lächelte ebenfalls. „Ich bin Nami.", lächelte die Fremde ihr zu und stellte ihren Koffer neben sich ab. „Mein Name ist Kiara.", meinte die andere höflich. „Erstsemester?", fragte Nami neugierig und legte den Kopf etwas schief. „Nein, drittes." beantwortete die junge Frau die Frage. Nami sah sich Kiara kurz an - blaue, wellige schulterlange Haare. Helle, blaue Augen - Nami erinnerten sie an Huskyaugen. Sanfte, hellbraune Sommersprossen. Ein silberner, dünner Ring im rechten Nasenflügel. Das T-Shirt war weiß, mit einer kleinen Brusttasche mit kleinen Blumen drauf und eine kurze dunkle Jeans, dazu rosa Flipflops. „Hab dich hier noch nie gesehen.", zog die Orangehaarige eine Augenbraue skeptisch nach oben. „Ich bin neu hier, hab nur die Uni gewechselt." erklärte die Blauhaarige lächelnd und sah Nami wieder an. „Oh na dann. Hoffentlich sind wir im selben Wohnheim, falls du im Wohnheim bist." gab diese fröhlich zurück und Kiara nickt nur kurz.
Freundschaften beginnen und pflegen war nicht unbedingt ihre Stärke, aber sie sah Nami als eine neue Chance an.
„Hier sind deine Koffer. Hast wohl schon jemanden kennengelernt?" fragte Kiaras Begleitung und stellte die Koffer neben ihr ab. „Mehr oder weniger.", zuckte das Mädchen mit den Schultern und sah zum Rotschopf auf. „Ich muss mich jetzt auch verabschieden", sagte er und sah seinen Schützling an. „Na gut, Shanks." lächelte Kiara in einer Mischung aus Vorfreude auf das große Ganze und Trauer, jetzt wirklich ganz alleine auf sich gestellt zu sein. „Du packst das und wenn etwas ist, ruf an, ja?" nahm Shanks das Mädchen in den Arm. „Und du hältst mich über Mom auf dem Laufenden, sollte ihre Krankheit schlimmer werden, dann bin ich sofort auf dem Heimweg.", murmelte die Blauhaarige nur und erwiderte die Umarmung. „Du bleibst hier und machst uns alle stolz, verstanden!", sagte der Strohhutträger und lächelte, ohne dass sie es sah.
Wenige Minuten später war sie dann alleine auf dieser großen Insel, mit diesem großen Campus und den ganzen fremden Menschen.
Mit neuem Mut nahm sie schließlich ihre Koffer und stapfte zu einer Geländetafel. Die Blauhaarige kramte aus ihrer Tasche einen Brief und suchte sich dann ihr Wohnheim an der Tafel. Es war ein Mädchenwohnheim. Sie fand es und nach gut zehn Minuten kam sie auch dort an. Auf dem Weg dahin sah sie die verschiedenen Vorlesungsgebäude, Laborgebäude und die Mensa sah sie auch schon von Weitem. Zudem gab es viele grüne Wiesen, auf denen schon kleine Gruppen saßen und Spaß hatten und in der Mitte von allem stand ein riesiger wunderschöner Springbrunnen. Am Springbrunnen und an den Seiten des Hauptweges standen prachtvolle, große, grüne Bäume. Kurz hatte sie dem Spektakel zugesehen, hatte beobachtet, wie das klare, in der Sonne glitzernde Wasser in die Luft geschossen wurde und dabei Spiralen und Kreise zog.An ihrem Wohnheim angekommen, welches etwas abgelegener von allem lag, schritt sie durch eine große Glastür. Das, was danach kam, waren viele lange Flure und Türen. An einer Tafel, die ihr gleich entgegenkam, las sie ihre Etage und die Zimmernummer ab. Kiara musste in den dritten Stock und war gleich im vorderen Teil des Gebäudes. Ein Einzelzimmer. Was für ein Glück oder auch nicht.
Sie schleppte ihre Sachen auf der Treppe nach oben und lief dann noch den Gang bis zum Fenster hinter.
Warum hatte sie so viele Sachen eingepackt? Kiara hatte schon jetzt den Schweiß auf der Stirn und konnte sich gar nicht vorstellen, wie es jeden Tag war, diese warme Sommersonne zu ertragen. In ihrer Heimat war es auch heiß, aber nicht so heiß wie hier.Die Gänge waren geschmückt mit Pflanzen und abstrakten, bunten Bildern. Der Boden war aus hellem Eichenparkett, die Wände dagegen waren in einem warmen Dunkelrot gehalten. Allgemein wirkte bis jetzt alles ziemlich modern und teuer auf Kiara. Sie öffnete die Tür ihres Zimmers und staunte gleich noch mehr.
Gerade zu an der linken Wand befand sich eine Schreibtischzeile und an den Wänden waren helle hölzerne Regale befestigt. Am Schreibtisch standen schon ein weißer Stuhl und daneben ein weißer Hocker. Geradezu befand sich eine Balkontür mit einem beigefarbenen Vorhang und an der rechten Seite des Zimmers war ein Fernseher an der Wand befestigt, der zum Bett zeigte und in der rechten Ecke neben der Tür stand das große Bett. Neben dem Fernseher stand ebenfalls ein heller Kleiderschrank in Holzoptik.
Kiara ging neugierig in das Zimmer hinein und schloss hinter sich die Tür. Vielleicht war ein Einzelzimmer doch nicht so schlecht, wenn sie eines wie dieses haben konnte.Die Koffer stellte sie vor den Kleiderschrank und ging auf den Balkon. Dieser zeigte weg vom Campus und mehr in Richtung Stadt. Die Stadt schien aus der Ferne ebenfalls sehr modern. Kiara sah Hochhäuser und viele volle Straßen in der Ferne. Da würde sie auf jeden Fall auch noch hingehen, wenn sie Zeit hatte.
Sie kannte das von Zuhause alles gar nicht. Ihr Zuhause waren eine Einfamilienhaussiedlung und zwei kleine Supermärkte. Ein Bus, der sie eine Stunde nach Baterilla zur Uni fuhr und ein altes Fahrrad. Es gab keine Straßenbahnen oder U-Bahnen ... und schon gar nicht eine Autobahn. Nur eine Schnellstraße und eine große Brücke, die in eine größere Stadt führte.
Torino war die Steinzeit gegenüber dem Sabaody Archipel.
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Can't fight the moonlight
FanficAls Kiara hunderte Kilometer weit weg von zu Hause auf das Sabaody Archipel kommt, um zu studieren, ahnt sie nicht, was auf sie zukommt. Zwischen dem bunten Studentenleben, neuen Freundinnen und einem ziemlich interessanten Mitstudenten gerät ihr Le...