30. Kapitel

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In the day, in the night
Say it right, say it all
You either got it or you don't
You either stand or you fall
When your will is broken
When it slips from your hand
When there's no time for joking
There's a hole in the plan


Say It Right - Nelly Furtado


Eine weitere Woche später machte sich Kiara bepackt mit einem Rucksack auf den Weg zu ihrem Exfreund. Heute war der Tag, an dem sie ihre Sachen abholen wollte.
Sie hatte Law nicht geschrieben, dass sie vorbeikommen würde.
Sie setzte einfach auf 50:50, dass er zu Hause war.
Insgeheim hoffte sie es, aber irgendwie auch nicht.

Die Blauhaarige vermisste die gemeinsame Zeit mit ihm. Liebeskummer war eine schreckliche Sache, aber so langsam wollte sie das alles auch vergessen. Kiara hatte zwar darüber nachgedacht, wenn alles vorbei war, Law noch einmal zu kontaktieren, aber was, wenn es Jahre dauern würde?
Noch hatte sie einen winzigen Funken Hoffnung, dass sie doch irgendwie eine Zukunft hatten - aber wie lange wollte sie warten, dass sich diese Hoffnung erfüllte?
War sie wirklich so verliebt oder einfach nur dämlich zu glauben, dass Warten vielleicht eine Option war?

Körperlich ging es ihr zumindest besser. Sie hatte zwar noch Schmerzen und die Hämatome waren noch deutlich sichtbar, aber alles im erträglichen Rahmen. Shanks war auch schon seit ein paar Tagen abgereist und hatte sich zusammen mit ihrer Mutter gemeldet, als er wieder zu Hause war. Außerdem hatte er sie gefragt, ob sie in den Semesterferien ein paar Tage nach Hause kommen wollte, und Kiara hatte sich überlegt, vor dem Urlaub bei Nami nach Hause zu fliegen. Eventuell würde sie sich auch ein paar Tage von den Vorlesungen freinehmen, um mehr Zeit für ihre Familie zu haben. Die Blauhaarige würde schon gerne mal wieder die Ruhe zu Hause genießen.

In der nächsten Woche würde sie auch wieder aktiv am Unileben teilnehmen. Sie hatte genug Zeit mit Nichtstun verbracht und wusste vor lauter Langeweile schon gar nicht mehr, was sie tun sollte.
In den letzten zwei Wochen hatte sie neben ausgiebigem, gesundem Schlafen viel Zeit mit ihren Freundinnen verbracht, die ihr wirklich gut über den Trennungsschmerz hinweggeholfen hatten.
Klar, Law und Kiara hatten keine lange Zeit zusammen erlebt. Trotzdem kam Kiara die Zeit so intensiv und lang vor, dass sie ab und zu dachte, es wären Jahre vergangen.
Und das schmerzte.

Guter Dinge schlenderte sie also zur Bahnhaltestelle, wartete und stieg ein, als die richtige Straßenbahn vor ihr hielt. Die Blauhaarige hatte sich einen Platz am Fenster gesucht und betrachtete die vorbeiziehenden Häuser, Menschen und Autos, als die Bahn von Haltestelle zu Haltestelle fuhr.

Doch dann blickte Kiara zu ihrer Rechten aus dem Fenster in eine Ampelkreuzung hinein. Es war jene, in der sie fast zu Tode gekommen war, das wusste sie sofort. Etwas in ihr sagte Kiara, dass sie es war. Sie war sich hundertprozentig sicher.
Bilder und Gefühle, die ihr fremd vorkamen, schnellten vor ihrem inneren Auge vorbei.
Ein beklemmendes Gefühl kroch ihr schmerzend die Kehle nach oben und nahm ihr die Luft zum Atmen. Es war, als würde sie Jay wieder in die Augen blicken, wie gleichgültig er sie angesehen hatte, als er sie vor das Auto gestoßen hatte.

Ein aufkommendes Kribbeln in ihrem Hinterkopf sorgte für eine gewaltige innere Anspannung, und Kiara spürte, wie sie anfing zu zittern, als könnte sie sich nicht mehr kontrollieren. Angst breitete sich in ihrem Magen aus und die Sorge, zu sterben, wurde unermesslich groß. Sie spürte, wie ihr Herz im Inneren einen Marathon rannte, den es nicht gewinnen konnte.
Wie gefesselt starrte sie aus dem Fenster, wo die Kreuzung schon längst vorbeigezogen war.

Can't fight the moonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt