21. Kapitel

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„As the hours pass
I will let you know
That I need to ask
Before I'm alone
How it feels to rest
On your patient lips
To eternal bliss
I'm so glad to know"


After Dark - Mr. Kitty 


Draußen donnerte es gewaltig und Kiara schreckte mitten in der Nacht auf. Ein Blitz erhellte das Zimmer und die Blauhaarige bemerkte, dass sie alleine im Bett war. Müde lehnte sie sich auf ihre Unterarme, um sich umzusehen. Sie war immer noch bei Law, aber wo war er?

Erneut hörte sie es draußen grollen. Die Decke weg strampelnd, stand sie auf und schloss das Fenster. Erst jetzt bemerkte sie den starken Regen, der ohne Unterlass gegen die Scheiben prasselte. Das Unwetter schien direkt über ihnen zu sein, so wie das über der Stadt tobte. An einer anderen Häuserwand gegenüber entdeckte sie auch, wie aus einer anderen Straße blaues Feuerwehrlicht strahlte. Schnell wandte Kiara den Blick vom Fenster weg, schloss die Vorhänge und bewegte sich in den Flur.

Im Dunkel der Wohnung trat sie langsam einen Schritt vor den anderen und sah in jede Richtung. Das einzige Licht, das durch die Wohnung ging, waren die grellen Blitze, die im Sekundentakt draußen aufleuchteten, gefolgt von einem tiefen, bedrohlichen Donnergrollen.
Ein bisschen Angst machte ihr das Wetter eben schon. Langsam spähte sie in die Küche – niemand war da. Im Bad und auf dem Balkon konnte sie auch niemanden erkennen.
Vorsichtig ging sie ins Wohnzimmer und lugte geräuschlos um die Ecke. Erleichtert atmete sie aus, als sie den Schwarzhaarigen schließlich auf seinem Sofa erblickte.
„Da bist du ja", sprach sie leise und lehnte sich in den Türrahmen. „Bin gleich wieder bei dir", sah Law nur kurz zu Kiara. Für den Geschmack der Blauhaarigen wirkte er irgendwie zu verändert, zu abwesend. Irgendwie traurig und aufgewühlt. Ruhelos, aber in gewisser Weise auch erschöpft. Entgegen seiner Erwartung setzte sich Kiara neben ihn.

„Was ist los?", fragte sie leise, aber dennoch besorgt. Er spürte, dass sie ihn ansah und wie sie ihre Hand auf seinen Rücken gelegt hatte und nur sanft in kleinen Kreisen beruhigend ihre Finger bewegte. „Hab nur schlecht geträumt", erwiderte Law leise und wieder spielten sich diese Bilder aus der Vergangenheit und dem Albtraum vor seinen Augen ab.
Wie er alles verlor, immer und immer wieder.

Irgendwann hatte Law Kiara ein wenig erzählt und ein bisschen hatte sie gelesen. Doch es war nicht nur der Verlust seiner Familie, es war auch der Verlust einer Zukunft, die er hätte mit ihnen haben können. Es war auch der Verlust seines Adoptivvaters Corazon. Dieser war ebenfalls bereits verstorben. Alles, was Kiara jedoch über ihn wusste, war, dass er bei der Polizei tätig gewesen war und im Dienst umgekommen ist. Law hatte nie erwähnt, warum.
Sie konnte sich also vorstellen, was ihn im Moment so zu schaffen machte. Sie kannte keine Details, dennoch war sie sich sicher, dass es damals schrecklich gewesen sein musste. Wortlos nahm sie seine Hand und blieb mit ihm in der Stille der Wohnung sitzen. Alles, was man hörte, war das Unwetter von draußen und die umherfahrenden Feuerwehrautos mit ihren Sirenen.
Obwohl Kiara gerne mehr erfahren hätte, hakte sie nicht weiter nach.
Vielleicht kamen irgendwann nach und nach weitere kleinere Brocken.
Und wenn nicht, war das für sie auch okay.

Law hingegen tat sich schwer, zur Ruhe zu kommen. Auch, wenn die Blauhaarige die Leere in seinem Herzen nicht füllen konnte, war er dankbar, dass sie da war und außerdem hatte sie ihren ganz eigenen, persönlichen Platz bekommen. Sie war vielleicht noch nicht lange in seinem Leben, aber trotzdem strahlte sie etwas aus, das ihn Vertrauen und Hoffnung haben ließ.
Irgendwie fühlte es sich gut an, dass er diesmal nicht alleine war und dass sie da war.

Can't fight the moonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt