2. Kapitel

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„Looking for a little confrontation
Now I know the nice guys turn me bad
The less you do the more it makes me crazy
You're turning me cruel
'Cause I'm just wanting you to react
"


React - The Pussycat Dolls



Ein paar wenige Tage später hatte Kiara es sich in ihrem Zimmer schon ziemlich gemütlich gemacht. Ihre Klamotten befanden sich bereits nach Farben sortiert im Kleiderschrank, ihr Laptop fand sich auf dem Schreibtisch wieder und ihre Bücher standen auf den Regalen schon alphabetisch sortiert. Alles in allem nahm ihr Zimmer langsam heimische Gestalt an.

Ein wenig hatte sie auch schon mit anderen Mädels gesprochen, doch Kiara bemerkte, dass die Mädchen alle so anders waren. So städtisch, so laut, so verrückt. In den ersten drei Tagen empfand die Blauhaarige es fast schon als nervig wie sie sich verhielten, dann erst so langsam gewöhnte sie sich an alles.

Manchmal kam sie sich auch fast als sehr naiv und schon fast dumm vor, dass sie all die Jahre das verpasst hatte, diese Stadt und diese Menschen. Klar hatte ihre Heimatinsel auch ihre Vorteile, aber vielleicht einfach nicht für die jüngere Generation. Vielleicht musste sie sogar da raus und die Welt sehen, etwas Neues sehen, ein Abenteuer erleben. Vielleicht sollte sie hier die schönste Zeit ihres Lebens haben.

Auch befanden sich immer wieder Jungs in den Gemeinschaftsräumen der Mädchen, die sich im zweiten Stock befanden.

In den Gemeinschaftsräumen konnte man viel machen. Man konnte Musik hören, sich am Getränkespender bedienen, Tischtennis spielen, einen Fernseher und einen Tischkicker gab es auch. Es war alles sehr bunt und gemütlich eingerichtet. Es gab ein paar Sofagruppen in Blau, gelb und grün, dazu gehörten einzelne Sessel in Rosa, rot und lila. Dazu standen kleine helle Holztische mit kleinen Snacks. Kiara hatte sich bereits alles angesehen und die für sie wichtigen Räume alle aufgesucht. Ihre erste Vorlesung hatte sie auch schon hinter sich, ihr erstes Fach war Physik gewesen. Denn Kiara wollte Forensikerin werden und hatte bereits zwei Jahre Studium hinter sich, war auf dem Gebiet also nicht mehr ganz so neu.

Am Freitagnachmittag war die junge Frau bei ihrer zweiten Vorlesung. Kiara war immer noch verwundert, wie viele dasselbe wie sie studierten - in ihrer Heimat waren sie nur sechs Leute und manchmal hatten sie zu dritt eine Vorlesung, wenn die anderen blau machten. Hier war der Raum fast voll und es fiel nicht mal auf, wenn jemand fehlte. Vielleicht lag es auch daran, dass diese Vorlesung auch von den Medizinstudenten besucht wurde. Diese Leute fand sie von der ersten Minute an viel zu sehr von sich selbst überzeugt, ja schon fast überheblich und arrogant. In den Augen der Blauhaarigen hielten sich die angehenden Mediziner wahrscheinlich auch noch für die Elite der Elite. Das absolute Sahnehäubchen an der Spitze der Gesellschaft. Mit einem geringschätzigen Blick sah Kiara die einzelnen Studenten aus dem anderen Studiengang an, zumindest die, welche sie sah. Hinter ihr auf den oberen Reihen saßen auch noch diese Möchtegernquacksalber, die, die es nicht mal eine Muskelzuckung wert waren, sich überhaupt umzudrehen.

Vor allem dieser Typ, der mit den schwarzen kurzen Haaren, den Tätowierungen und dieser unnahbaren Aura war ihr suspekt gewesen. Sie schenkte ihm keine besondere Beachtung, er war ihr gleichgültig. Er hatte noch keinen Ton gesagt und trotzdem fühlte sie sich Unbehagen, als er den Raum betrat. Der Fremde schien bemerkt zu haben, dass er beobachtet wurde, denn er drehte seinen Kopf in Richtung Kiara und sah sie an. Sein Blick ruhte einen Moment lang auf ihr, ohne dass er dabei eine Miene verzog.

Das blauhaarige Mädchen musste neu sein, dachte er sich. Law hatte noch nie viel auf die anderen in seinem Kurs gegeben, noch hatte er darauf geachtet, wer überhaupt in seinem Kurs war. Aber sie war neu.

Weshalb schaute sie ihn so herablassend an?

Kiara hob kurz die Augenbrauen, bevor sie den Blick zurück zur Wandtafel richtete. Schaurig, dachte sie sich nur noch. Dieser Blick entlockte dem Schwarzhaarigen lediglich ein halbherziges Lächeln. Das würde sicher noch spaßig werden.

Nach der Vorlesung verschwand sie so schnell wie möglich aus dem Saal. Nicht das der gruselige Typ noch auf die Idee kam sie anzusprechen jetzt wo er sie schon angesehen hatte. Schnell lief sie in die Bibliothek, um ihre Hausarbeit zu erledigen, die sie eben aufbekommen hatte. Sie hatte ja eh noch keine Freunde, also konnte sie auch etwas Sinnvolles tun.

Die Bibliothek war die Größte der ganzen Insel, sie umfasste alles und hatte ganze sechs Etagen. In jeder Etage befanden sich auch Arbeitsplätze mit Computern, an denen man arbeiten konnte.

Kiara suchte sich einen Platz aus und legte ihre Sachen ab, wenige Sekunden später ging sie auf die Suche nach einem passenden Buch zum Thema ihrer Hausarbeit.

Sie fand ein passendes Buch und setzte sich an den Tisch und erledigte ihre Aufgaben.

Am ersten Wochenende, nach dem das Sommersemester begonnen hatte, fand die erste Veranstaltung in der Turnhalle statt. Es war ein Maskenball und Kiara hatte sich dafür bereits ein Kleid im Vorfeld und eine Maske bestellt. Es war also doch ganz praktisch gewesen, schon zu Hause ein paar Vorbereitungen zu treffen.

Samstagvormittag fand jedoch erst einmal Kiaras erste Yoga-Stunde statt. Auf dem Weg dahin traf sie erneut auf Nami, welche ein Doppelzimmer mit ihrer Freundin Vivi im ersten Stock hatte. Kiara empfand Vivi als ein klein wenig nervig, aber dennoch als ein sehr nettes Mädchen, wenn sie nicht gerade wieder in Panik ausbrach. Außerdem hatte sie herausgefunden, dass Nami diejenige der beiden war, die Meteorologie und Klimatologie studierte und Vivi, die ebenfalls blaue Haare hatte, studierte Politik und Wirtschaft.

Sie unterhielt sich kurz mit Nami und ging dann weiter zu ihrem Kurs.

Der Kurs wurde von einer jungen Frau aus einem höheren Semester geleitet und fand neben der Turnhalle auf einer Wiese statt, nicht unweit von der Hauptwiese entfernt. Die anderen Mädchen im Kurs kannte die Blauhaarige nicht, jedoch tauschten sie sich alle kurz über ihre Studienfächer aus bevor die Übungen losgingen.

Nach der Yoga-Stunde ging Kiara zurück ins Wohnheim, sie fühlte sich ein klein wenig entspannter als vorher, freute sich aber mehr auf die erfrischende Dusche im Gemeinschaftsbad der Mädchen. Erst nach der Dusche probierte sie ein letztes Mal ihr Kleid und die Maske an.

Das Kleid war schwarz und reichte ihr bis zu den Oberschenkeln. Über die Arme, den Rücken und über dem Ausschnitt befand sich ein schwarz-durchsichtiger Spitzenstoff mit kleinen Ranken und Kringeln darauf, der überging in einfachen schwarzen Stoff, der eng anlag. Es war ein sehr einfaches Kleid, Kiara benötigte keinen großen Aufwand. Dennoch schmeichelte ihr das Kleid ungemein, es passte sich ihrem Körper nahezu perfekt an. Die Maske war aus dem gleichen Spitzenstoff wie das Kleid, nur dass die kleinen Schnörkeleinen silbern schimmerten.

Vorsichtig zog sie sich ihr Kleid an und kümmerte sich um ihre Haare. Sie nahm sich ihre vordersten Haarsträhnen, zwirbelte sie im Finger zusammen und steckte sie zu ihren Seiten mit einer Haarspange zurück. Danach schminkte sie sich dezent mit etwas Bronzer, Rouge, Mascara und Lippenstift.

Kiara setzte die Maske auf und betrachtete sich im Spiegel. Kurz musste sie lächeln. Vielleicht würde sie ja von jemandem angesprochen werden.

Can't fight the moonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt