Kapitel 15

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Tyler

Ich schmiere das Öl von meinen Fingern an dem Blaumann ab, den ich trage. Schweiß rinnt mir über die Stirn, ich trage bereits eine helle Kappe, damit der Schweiß nicht von meinem Kopf tropft. Es ist zu heiß in der kleinen Werkstatt von Maxwells Dad, aber er kann sich keine Klimaanlage leisten. Jedenfalls nicht diesen Sommer.

Die Schule hat wieder angefangen, somit auch meine Arbeit in der Werkstatt von Charlie. Ich habe noch zwei volle Stunden vor mir, bevor ich nach Hause kann und hoffentlich etwas Essbares in unserem Kühlschrank vorfinde. Womöglich ist es trotzdem besser einkaufen zu gehen. Auf Maxwell kann man sich nicht so gut verlassen wie auf seinen Dad.

Meine Knochen tun vom Training weh. Es ist Donnerstag, um kurz nach vier beendete Coach Fields das zweite Training in diesem Schuljahr, er nahm uns ganz schön in die Mangel. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil wir sechs Wochen gar nichts gemacht haben. Jedenfalls schmerzt jeder Muskel tierisch, dazu kommt noch die harte Arbeit hier in der Werkstatt. Aber was soll ich sagen? Schmerz ist gut, er erinnert einen ans Kämpfen. Im Leben gibt es nichts geschenkt.

Außerdem ist die Ablenkung ganz gut.

»Du solltest mal eine Pause machen, Mann. Du schuftest schon zwei Stunden am Stück.« Charlie marschiert mit einem Klemmbrett und seinem Blaumann in die Werkstatt.

Er arbeitet hauptberuflich in einem Büro einer großen Werkstatt der Stadt, führt allerdings parallel ein kleines Unternehmen bei sich im Hof. Charlie hat als junger Mann hier in dieser alten Werkstatt angefangen, bevor er in eine größere übernommen wurde. Er arbeitete sich so lange hoch, bis er im Büro arbeiten konnte. Um seine alten Zeiten nicht zu vergessen, lässt er diese Werkstatt offen, nimmt aber nicht viele Aufträge entgegen. Für ihn ist es ein Hobby, für mich fleißige Arbeit um Kohle zu verdienen.

Ich liege gerade unter dem blauen Jeep, um den Auspuff zu prüfen. Der Kunde beklagte sich, dass sein Auto irgendwie undicht sei. Es liegt am Auspuff, da bin ich mir sicher. Nur bis jetzt konnte ich nicht herausfinden, woran genau es liegt.

»Wenn ich das Problem gefunden habe, mache ich eine Pause«, knurre ich angestrengt und wische mir mit den Handrücken das Öl aus dem Gesicht, welches gerade aus dem Metall getropft ist.

Ich habe kein ausgeprägtes Wissen über Autos, oder Motoren. Die schwierigen Dinge muss meistens Charlie selbst übernommen, oder er sucht sich einen anderen Helfer. Schon als Kind habe ich mir Dokumentationen über Autos angeschaut, einfach nur, um meiner Realität zu entweichen. Ich schaute mir eigentlich so ziemlich alles an, was im Fernseher lief. So entwickelte ich ein Interesse dafür, aber vor allem für Motorräder. Man könnte meinen, dass Maschinen auf zwei Rädern mich einfach mehr anmachen. Deswegen sparte ich alles zusammen, um mir ein Harley- Davidson Modell zu kaufen. Charlie hatte einen Kumpel, der seine Maschine verkaufte und hat alles für mich organisiert. Und so fahre ich bereits seit sechs Monaten rum. Mein Baby ist mein größter Besitz- und wenn ich ehrlich bin, dann ist es auch mein einziger.

»Wenn doch nur mein Sohn auch so fleißig wäre wie du.« Charlie seufzt, wenig später erkenne ich seine Füße neben dem Auto. Er bückt sich um meine Arbeit zu betrachten. »Das Auto ist alt. Ich habe Larry schon oft gebeten sich ein anderes zu kaufen. Vielleicht liegt das Problem am Rost.«

»Sein Wagen besteht praktisch nur aus Rost«, murmle ich genervt. »Aber ich gebe nicht auf. Du kannst Larry bescheid geben, dass er dieses Auto noch mindestens ein Jahr fahren kann.«

»Dann tob dich mal aus, Tyler. Ich sage Cecilia Bescheid, dass sie das Abendessen später ansetzen soll. Es wird Braten geben.« Somit wurde mir die Entscheidnung über mein Abendessen abgenommen. Ich werde bei Maxwells Elter essen, während er sich mit Chips Krümmel zufrieden geben muss.

A sweet taste of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt