Kapitel 45

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Savannah

Ich drücke die Türklinke hinunter und gewähre Tyler freien eintritt in meine Welt. Meine Wangen glühen noch wie Feuer von unserem Kuss. Ewas überfordert bleibe ich an der Tür stehen und nutze den Augenblick, indem Tyler sich ruhig umsieht, um wieder runterzukommen. Ich versuche langsam ein und auszuatmen, damit mein Puls wieder ruhiger wird.

Tyler steht in der Mitte meines Zimmers und sieht sich gelassen um. Dabei bewegt er sich kaum, nicht einmal seine Schultern heben und senken sich bei seinen Atemzügen. Wie kann er so gelassen sein, während bei mir innerlich ein Tornado weht? Genau so reagiert mein Körper, wenn er in der Nähe ist, oder mich berührt. Geschweige denn, wenn er mich küsst. Ich spüre seine Präsenz bis zu meinen Zehenspitzen.

»Sind das alle deine?« Tyler löst sich endlich von der Stelle und geht auf meinen Hängeschrank zu, auf den alle Medaillen und Auszeichnungen stehen. Ich habe schon früh angefangen bei sämtlichen Sportveranstaltungen mitzumachen. Beim Turnen nahm ich an vielen Wettbewerben teil und bei den meisten habe ich gewonnen. Einige Auszeichnungen stammen auch vom Tanzen. Aber das alles änderte sich vor knapp vierzehn Monaten. In dem Moment als raus kam, dass ich ein gesundheitliches Problem habe.

»Ja, natürlich sind das meine. Da steht überall mein Name drauf.« Tyler nimmt sich Trophäe in die Hand und zeichnet mit seinem Daumen über den Schriftzug auf dem mein Name gedruckt steht. Die habe ich mit elf Jahren bekommen, als ich bei der Turnmeisterschaft den ersten Platz belegt habe. Dafür sind wir bis nach Sacramento gefahren.

»Ich wusste gar nicht, dass du so eine Sportskanone bist.« Er sieht mich nicht an, während er weiterhin die Trophäe bewundert und sie dann behutsam zurück auf das Brett stellt.

»Ich bin auch keine mehr. Das ist alles Vergangenheit.« Ich gehe rüber zu meinem Bett und setze mich im Schneidersitz hin. Tyler sieht stirnrunzelnd zu mir, bevor er auf mich zukommt und sich ebenfalls niederlässt. Mein Herz schlägt wieder schneller. Es ist ein ungewohntes Gefühl einen Jungen in meinem Zimmer zu haben. Und dann noch auf meinen Bett. Aber Tyler stellt sie ultimative Ausnahme da.

»Warum das? Du bist doch im Cheerleader Team.« Er ist so viel anders, wenn wir uns vertragen und nicht streiten. Tyler lässt mein Herz schneller schlagen, wenn er lieb und besorgt ist. Es rührt mich sehr, dass er mir Fragen über mein Leben stellt. Ich weiß, wie kalt er sonst ist, niemals würde er jemand anderen Interesse vorheucheln.

»Das ist eine Ausnahme«, gebe ich kleinlaut zu und merke, wie sich meine Kehle zuschnürt. Ich hasse es über meine Vergangenheit zu reden, deswegen mache ich es nie. Keiner meiner Freunde weiß, warum ich so abrupt mit dem Sport aufgehört habe. Und weshalb ich wirklich bei meinem Dad war.

Tyler rückt näher an mich heran. Schnell senke ich den Blick, weil ich ihm jetzt unmöglich in die Augen schauen kann. Sanft landet seine Hand auf meinem Oberschenkel. Ich ringe nach Luft.

»Wieso hast du aufgehört?« Die Sanftheit in seiner Stimme überrascht mich. Ich beiße meine Zähne zusammen, hebe das Kinn an und gehe in Flammen auf, als unsere Blicke sich treffen. Tyler wurde von einer Person, mit der ich nie ein Wort wechseln wollte, zu einer Person, der ich alles anvertrauen möchte.

»Als Kind habe ich mich für alle Sportarten interessiert, ich war kaum zuhause. Meine Eltern haben es mir ermöglicht in so viele Kurse wie möglich zu gehen, aber der Druck wurde zu hoch. Dadurch habe ich die Schule vernachlässigt, weißt du? Durch den Druck habe ich den Spaß daran verloren und habe es schließlich aufgegeben.« Unsicher rücke ich etwas nach hinten, als könnte ich so meiner Lüge entkommen. Es ist nur die halbe Wahrheit, die ich Tyler auftische. Es ist die Geschichte, die ich jedem erzähle, der mich fragt. So gerne ich offengegenüber Tyler sein möchte, es ist viel zu früh. Ich kann mich nicht einmal bei meiner Therapeutin richtig öffnen.

A sweet taste of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt