Tyler
Mein Tag kann gar nicht beschissener werden, wenn ich mit drei verpassten Anrufen meiner Mom und zwei verpassten Anrufen meines Dads aufwache. Nur ein kurzer verschlafener Blick auf mein Display hat mir die Entscheidung abgenommen, ich war nicht in der Schule. Stattdessen fuhr ich den halben Vormittag mit meiner Wanda herum und brachte dann den Jeep zurück zu Charlie. Ich konnte es kaum abwarten das Auto loszuwerden, Savannahs Duftwolke schnürte mir die Kehle ab. Als Charlie die Schlüssel gefangen hat, fühlte ich mich erlöst. Frei.
Fünf Stunden arbeitete ich in der Werkstatt, um mich abzulenken. Ich wollte keinen Gedanken mehr an das Date verschwenden. Gestern bin ich mit Maxwell und seinen Kumpels zum Strand gefahren um zu surfen. Die harten Wellenaufschläge halfen mir um auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Die Tatsache, dass ich mir Savannah aus dem Kopf schlagen muss. Dazu zählen ihre strahlend blauen Augen, die blonden Haare, die mir den Verstand rauben und die Lippen, die meine viel zu kurz berührt haben. Immer wenn meine Gedanken abschweifen, sehe ich ihr perfektes, makelloses Gesicht vor mir. Die seidig weiche Haut ihrer empfindlichen Lippen, die mir sämtlichen Schlaf rauben. Und die kaum zu erkennenden Sommersprossen, die sie zu überschminken versucht hat. Dabei sind sie perfekt und gehören zu ihr.
Verdammt, ich denke schon wieder an sie. Und das liegt daran, dass ich mich ins Bett gelegt habe. In Windeseile schwinge ich meine Beine über das Bettgestell und packe meine Sporttasche zusammen. Wir haben kurz nach sechs, bis Mitternacht möchte ich draußen unterwegs sein. Die quälenden Gedanken können mich danach verfolgen.
Der Motor von Wanda pfeift durch die Wohnstraße, ich gebe einen scheiß auf das Tempolimit und rase durch die Straßen. Für die Fahrt brauche ich nur wenige Minuten, ich parke Wanda, schnappe mir meine Tasche und marschiere in das Fitnesscenter. Sammy erblickt mich sofort und hebt seine Hand, um mir zu winken.
»Ich habe mich schon gefragt, wann du wieder hier auftauchst.« Er betätigt einen Knopf, damit ich durch das Drehkreuz schlüpfen kann. Hier drinnen ist es brechend voll, kein Wunder, bei der Uhrzeit.
»Ist das Boxstudio frei?« Ich scheiße auf eine ordentliche Begrüßung.
»Wow, hast du nicht was vergessen? Hey, Sammy. Mir geht es gut und dir?« Er verstellt seine Stimme zu einer Frauenstimme und lacht daraufhin. Augenrollend stemme ich meine Hände auf den Tresen.
»Ist das Boxstudio frei?«, wiederhole ich diesmal mit Nachdruck. Sammy fährt sich durch die Haare, sein Bizeps ist spektakulär groß. Dafür hat er ein Herz aus Gold.
»Mieser Tag, was?« Er blättert durch ein Heft. »Du kannst in den Raum ganz hinten, aber nur für eine Stunde. Und häng am besten ein Schild dran mit Zutritt auf eigene Gefahr. So wie du drauf bist, würdest du jeden zerfleischen.«
»Ich freue mich auf einen Gegner.« Ich laufe los in die Umkleide um mich umzuziehen. Dabei fallen mir mehrere Blondinen ins Sichtfeld, die am Wasserspender stehen und ihre Haare elegant zurückwerfen, als ich an ihnen vorbeilaufe. Eine von ihnen zwinkert mir sogar zu, was mich fast zu brechen bringt. So reagiere ich normalerweise nicht auf Frauen. Ich will zwar meistens nichts von ihnen, aber ich genieße die Show. Nur jetzt erscheint es mir als unmöglich jemand anderen auch nur ansatzweise attraktiv zu finden, mit Ausnahme von Savannah. Im Vergleich zu der Gruppe da, ist sie ein Sonnenschein.
Nachdem ich mich umgezogen habe, stopfe ich mein Zeug in den Spind und laufe nur mit Handy und Trinkflasche zu den Boxräumen. Ich verzichte auf Boxschuhe und Sicherheit. Ich habe heute fünf Stunden an einem alten Range Rover rumgeschraubt, meine Muskeln sind erschöpft. Trotzdem fühlt sich der erste harte Schlag gegen den Boxsack befreiender an, als alles andere in letzter Zeit. Ich halte inne, genieße den strömenden Schmerz, der sich durch meine Venen zieht und meinen Körper für einige Sekunden ausknockt. Ich werfe den Kopf in den Nacken, schließe die Augen und spüre nichts als süßen Schmerz. Viel besser als andauernd an ein kleines Wesen mit blauen Augen zu denken. Der nächste Schlag wird fester, ich hole kräftig aus. Mein Körper vibriert regelrecht, Adrenalin schießt durch meinen Brustkorb. Genau das habe ich gebraucht. Eine Ablenkung, die mich daran erinnert, wer ich wirklich bin. Ein Mistkerl, der einen Scheiß auf andere gibt. Kein verknallter Trottel, der Stundenlang einen Jeep sauer leckt, ein Mädchen ins Autokino einlädt und ihr mit weichen Beinen sämtliche Süßigkeiten mitbringt. Das ist einfach nicht mein Stil. War es nie und so wird es auch nie sein.
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A sweet taste of love
RomanceEr versucht alle menschlichen Gefühle zu unterdrücken- Sie wird zu seiner Schwachstelle Liebe kann Wunden heilen, oder sie auch verursachen. Um sich selbst zu schützen, hält Savannah sich bei den Jungs zurück. Nicht ohne Grund haben ihre Eltern eine...