Kapitel 53

1.8K 73 13
                                    

Savannah

Heute ist das erste Spiel der Saison.

Es ist Samstag, was bedeutet, dass ich ausschlafen könnte. Aber ich habe die ganze Nacht lang wachgelegen und an die dunkle Decke gestarrt. Das erste Spiel steht an, was für uns eine große Sache ist. Vor allem für mich, da ich so lange nicht hier war und keines der Spiele gesehen habe. Für die Jungs ist es das erste Mal, dass sie spielen. Die Jahre davor war es nur Training, im Junior-Year beginnen die echten Spiele mit Mannschaften benachbarter Highschools. An sich ist es also nichts großes, wir sind hier nicht in der NFL, sondern an einer normalen Highschool. Die letzten zwei Wochen haben wir jeden Tag trainiert, bis unsere Choreo endlich bei jedem sitzt. Mein kleiner Zwischenfall vor rund drei Wochen war eine einmalige Sache, bei jedem anderen Training war ich in top Form. Wir haben hart trainiert, uns gegenseitig gepusht und etliche Stunden überzogen. Nicht nur wir haben alles gegeben, sondern auch die Footballspieler. Tyler legte sich mächtig ins Zeug und immer, wenn wir zur selben Zeit mit dem Training fertig waren, brachte er mich nach Hause. Wir sind irgendwie unzertrennlich geworden und es wird mit jedem Tag intensiver. In der Schule schleichen wir uns in den Pausen manchmal an ungestörte Orte und tauschen da einige Küsse aus. Wenn ich mir etwas zu Essen für die Schule mache, mache ich auch etwas für ihn. Und hin und wieder zeichnete er kleine Kunstwerke für mich, die er mir heimlich in meinen Rucksack stopfte. In unserer Klasse hat bereits jeder mitbekommen, wie gut wir uns verstehen. Regina und Brandon gehen mir zum Beispiel komplett aus dem Weg. Die anderen Mädels tolerieren uns und ich denke, sie fangen auch langsam an, Tyler zu mögen. Und dass nicht nur mir zuliebe. Meiner Mom habe ich noch nichts von ihm erzählt, es gab noch keinen passenden Moment. Wenn sie beim Tanzen ist, schleicht sich Tyler ins Haus. Er hat eine liebe zu Marzipan entwickelt. Manchmal kuschelt er mehr mit meinem Kater als mit mir. Ich hätte niemals gedacht, dass ich eines Tages eifersüchtig auf eine Katze werden könnte. Aber ich bin eifersüchtig, weil ich Tyler so sehr mag. Er wächst mir mit jedem Tag mehr ans Herz, es ist kaum zu beschreiben. Wenn ich ihn sehe, hellt sich mein Gesicht auf. In seiner Gegenwart fühle ich mich schwerelos, so gewollt. Ich liebe es, wie er mich anschaut, wie er mich berührt. Mein Essverhalten ist unglaublich gut, ich verschwende kaum noch Gedanken daran. Ich gehe noch regelmäßig zu Dr. Wicks, die meine positive Entwicklung nach jeder Sitzung bemerkt. Ihr habe ich von Tyler erzählt, ich habe ihr sogar ein Selfie von uns beiden gezeigt. Das Bild ist entstanden, als Tyler und ich versucht haben Mini-Muffins zu backen. Das ganze Mehl landete beim Umrühren in meinem Gesicht, woraufhin sich Tyler vor Lachen nicht mehr halten konnte. Er zückte sein Handy hervor, knipste ein Bild von uns beiden und ich revanchierte mich, indem ich ihn Sekunden danach mit einer Ladung Mehl durch die Küche jagte.

Das Erste, was mir in den Blick fällt, während ich meine Augen öffne, ist mein Cheerleading Kostüm. Es liegt ordentlich zusammengefaltet auf meinem Schreibtischstuhl. Adrenalin überflutet meine Körper, wenn ich an die ganzen Zuschauer heute Abend denke. Das Spiel beginnt um zwanzig Uhr. Bis dahin habe ich noch ganz viel Zeit, trotzdem bin ich irgendwie angespannt. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, da ich schon immer gerne vor Leuten aufgetreten bin. Vielleicht liegt es an den vielen Trainingsstunden. Der Druck wuchs bei jedem Mädchen, vor allem bei Regina. Sie übertrug ihren Druck auf uns und wenn sogar ich nervös bin, wie wird es wohl den anderen gehen?

Kurzerhand nehme ich mein Handy zur Hand und rufe in unserer kleinen Mädelsgruppe an. Da sind nur Paige, Lexi, Chiara, Veronica und Regina drin. Mit den restlichen Mädels aus dem Team habe ich nicht besonders viel zu tun, ich kenne sie nicht so gut wie meine Freundinnen.

Paige nimmt als erste ab. Da ich einen Videoanruf gestartet habe, taucht Paiges müdes Gesicht auf meinem Handy auf. Sie wälzt sich noch immer im Bett rum, genau wie ich.

»Es ist noch so früh!«, stöhnt sie erschöpft in den Hörer.

»Aber du warst doch schon wach, sonst wärst du nicht drangegangen.« Ich weiß nämlich ganz genau, dass Paige ihr Handy über Nacht immer komplett ausschaltet. Jemand könnte nachts sterben und sie würde es nicht mitkriegen.

A sweet taste of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt