Savannah
Ich habe verschlafen und werde erst nach Beginn der ersten Stunde in den Unterricht kommen. Mom hat zum Glück Spätdienst, sodass sie mich in die Schule fahren kann. Paige hat mir schon gestern Abend geschrieben, dass sie Unterleibschmerzen hat und heute nicht kommen wird. Mein Plan war es eigentlich mit dem Bus zu fahren, aber diese Entscheidung habe ich leider ohne meinen Wecker getroffen, der aus welchen Gründen auch immer, nicht geklingelt hat.
Zum Glück habe ich mir schon gestern Abend meine Klamotten für heute rausgelegt, was ich an allen anderen Tagen eigentlich nie mache. Heute haben wir die ersten beiden Stunden Kunst und wir müssen an unseren Leinwänden weiterarbeiten. Die Idee für mein heutiges Outfit hatte ich gestern, als ich unter der Dusche stand. Wenn ich allein bin, keine Musik höre und keine Serie nebenher laufen habe, kreisen meine Gedanken automatisch um Tyler. Ich habe an den kommenden Kunstunterricht gedacht und an die Doppelstunde von letzter Woche. Da ist mir eingefallen, was Tyler zu mir gesagt hat. Er hat mich gefragt, ob ich in der nächsten Stunde eine blaue Latzhose mit einem weißen Shirt anziehen kann. Unter der Dusche habe ich meine Augen bis zum Anschlag verdreht, weil ich mich wirklich an alle Einzelheiten unserer Gespräche erinnern kann. Ich weiß noch genau wie sich ein teuflisches Grinsen auf meinen Lippen breitgemacht hat, weil ich eine Idee habe, ihn zu provozieren. Das zwischen uns ist vorbei, wir reden nicht mehr miteinander. Trotzdem kann ich tragen, was ich möchte, oder? Und ich habe mich dazu entschieden mich genau so zu kleiden, wie er es gesagt hat. In dem Kleiderschrank meiner Mom fand ich ein weite Bluse, welche sehr Oversized an meinem Oberkörper liegt. In der hintersten Ecke meines Schrankes fand ich eine Latzhose, die zwar blau ist, aber einige Glitzersteinchen angenäht hat. Dazu trage ich meine schwarzen Boots, die von der Hose fast komplett bedeckt werden.
»Hast du heute Morgen in den Spiegel geschaut, Schätzchen?« Ich saß schon im Auto, bevor Mom aus dem Haus kam. Sie legt ihre Tasche nach hinten und steigt ein. »Du siehst aus wie eine Vogelscheuche.«
»Ich weiß«, zische ich im Stress und klappe die Sonnenblende runter, damit ich mich in dem kleinen Spiegel sehen kann. »Ich habe meine Bürste und Haargummis mitgenommen, das mache ich noch schnell im Auto. Und jetzt fahr bitte los, damit ich nicht allzu spät komme.«
»Du hättest auch erst zur zweiten Stunde gehen können.« Mom steckt noch in ihrem Schlafanzug. Als ich sie hektisch geweckt habe, hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber es musste sein. Ich hätte den Bus nicht mehr bekommen, außer ich wäre ebenfalls im Schlafanzug aus dem Haus gegangen. Und zur zweiten Stunde zu gehen, wäre auch keine Option gewesen. Ich will unbedingt am Kunstunterricht teilnehmen.
»Ich habe schon am Montag gefehlt, das reicht für eine Woche aus. Außerdem muss ich mein Kunstprojekt fertigstellen.«
»Ich dachte du hasst Kunst.« Mom startet den Motor, die Müdigkeit ist ihr deutlich anzumerken. Schon im Haus hat sie sich darüber beschwert, dass sie ohne eine Dosis Koffein raus muss.
»Ich hasse es nicht. Ich bin nur nicht gut darin.« Ich fange an mir die Haare zu bürsten, bevor ich sie aufteile und damit beginne zu flechten. Mom fährt los, durch die ruckartigen Bewegungen komme ich andauernd durcheinander, aber ich schaffe es irgendwie, mir zwei geflochtene Zöpfe zu flechten, die vorne über meiner Brust liegen.
»Wie war das Gespräch gestern mit Dr. Wicks? Ich bin gestern gar nicht mehr dazu gekommen mit dir darüber zu sprechen. Ist die Aufteilung der Tage gut so? Wenn nicht, können wir die Termine auch verlegen.«
»Das passt so, Mom. Mach dir keine Gedanken und Dr. Wicks ist wirklich eine gute Therapeutin, anders als meine letzte.« Ich werfe einen Blick auf Mom und lege meine Hand kurz auf ihre, als sie in einen anderen Gang schaltet. »Danke, dass du mich zu ihr schickst und mich zum Training lässt. Ich bin wirklich froh, dass du mich nicht in mein Zimmer sperrst.«
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A sweet taste of love
DragosteEr versucht alle menschlichen Gefühle zu unterdrücken- Sie wird zu seiner Schwachstelle Liebe kann Wunden heilen, oder sie auch verursachen. Um sich selbst zu schützen, hält Savannah sich bei den Jungs zurück. Nicht ohne Grund haben ihre Eltern eine...