Kapitel 57

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Tyler

Wir haben gewonnen.

Habe ich etwas anderes erwartet? Ich glaube nicht.

Das Publikum und wir Spieler sind völlig aus dem Häuschen, als die letzte Minute abläuft und wir auf die Anzeigetafel schauen. Es steht 38:35, also war es doch recht knapp. Dennoch konnten wir den Sieg mitnehmen. Zusammen rennen wir zu den Umkleiden, damit wir uns aus der Uniform schälen können. Ich kann es kaum abwarten zu Savannah zu rennen um mit ihr zu feiern. Ihre Performance war der Hammer. Sie wusste genau was sie da tut, sie fühlte jeden Schritt und jede Figur. Ich war gebannt von ihrem Auftreten, sie fasziniert mich in jeder Lebenslage. Dieses Mädchen ist wirklich der Wahnsinn und das sage ich nicht nur, weil mein Körper unter Strom steht. Wenn ich mich umgezogen habe werde ich zu ihr rennen und sie bitten meine feste Freundin zu sein. Dann ist es endlich offiziell und ich habe endlich eine Person, bei der ich mich fallen lassen kann. Nach dem Duschen ziehe ich mir schnell normale Klamotten an und höre dann, wie mein Handy klingelt. Erst überlege ich gar nicht nachzuschauen wer es ist, doch dann bleibe ich als letzter in der Umkleide zurück und nehme das Handy raus. Wieder eine unterdrückte Nummer. Zähneknirschend hebe ich ab. Warum ich das tue, ist mir unklar. Es kann sich nur um eine Person handeln.

»Tyler? Bist du dran?« Stacey.

»Du hast zehn Sekunden bevor ich auflege.«

»Glaub mir«, meint sie boshaft. »Wenn ich dir erzähle, was ich weiß, wirst du mich anflehen dranzubleiben.« Seufzend setze ich mich auf die Bank und stelle sie auf laut. Ich kann es einfach nicht ertragen ihre Stimme so nah an meinem Ohr zu hören.

»Was soll das bedeuten?«, zische ich.

»Ich habe mich schon immer gefragt, wieso du abgehauen bist. Wegen einer besseren Schule? Wohl kaum.« Sie prustet. »Also habe ich Kontakt zu deiner Grandma gesucht und sie kam mich netterweise besuchen. Du weißt doch, wie gut ich Menschen manipulieren kann, oder?« Das Blut gefriert mir in den Adern. Mein Herz klopft schneller und ich hasse es zuzugeben, aber ich bekomme Angst.

»Was?«, frage ich verwirrt.

»Du suchst also deinen kleinen Bruder, Tyler? Deswegen bist du also nach Santa Maria gezogen? Und deine armen Eltern haben keine Ahnung?« Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich schaue mich im Raum um. Ich brauche etwas um meine Aggression zu minimieren. Irgendwas.

»Was hast du mit diesen Informationen vor?«, presse ich bebend hervor.

»Nichts, solange du das tust, was ich sage. Du kommst her und holst mich aus dieser gottverdammten Klinik raus!« Sie wird lauter. »Und dann verbringst du deine Zeit wieder mit mir und nicht bei deiner neuen Freundin.« Woher zur Hölle sollte sie von Savannah wissen?

»Woher kennst du sie?«

»Ach bitte, ich kenne sie nicht. Es war nur eine Vermutung, da du dich so von mir abgekoppelt hast. Ich dachte mir schon, dass ein anderes Mädchen im Spiel ist.«

»Stacey. Zum letzten Mal! Wir beide sind seit Jahren nicht mehr zusammen! Bekomm das endlich in deinen kranken Schädel!« Stacey lacht auf, was mich zum Zittern bringt. Mein Körper bebt vor Wut, meine Ohren rauschen.

»Du solltest mir lieber nicht drohen, Tyler. Immerhin kenne ich Dinge von dir, die keiner wissen soll, richtig? Also haben wir einen Deal?« Ich reibe mir die Stirn, ich kann nicht mehr.

»Was genau möchtest du?«

»Ich erwarte dich morgen bei mir in der Klinik. Wenn du mich rausholst, erzähle ich niemanden dein Geheimnis. Und wage es ja nicht deiner kleinen Freundin davon zu erzählen. Lass sie zurück, wie du mich fallenlassen hast. Wenn du das nicht tust, wird nicht nur der kleine Lionel dafür leiden, sondern auch deine Freundin. Ich habe viele Kontakte, Tyler. Freunde, die aus der Gosse kommen. Sie würden alles für mich machen.« Mein Kiefer knackst. »Bis morgen, mein Liebling!« Und schon hat sie aufgelegt. Ich schmeiße das Handy durch den Raum, sodass es gegen die Wand fällt und auseinanderfliegt. In dem Moment geht die Tür langsam auf und Savannah tritt vorsichtig hinein.

»Hier bist du. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.« Ihre zierliche Stimme ist zu viel für mich. Ihre großen blauen Augen funkeln mich strahlend an. Meine Nasenflügel beben, während ich aufstehe und auf sie zugehe.

Und ich sehe nur einen Ausweg, um sie und Lionel vor meiner Vergangenheit zu schützen.

Ich muss ihr das Herz brechen.


A sweet taste of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt