Savannah
Ich merke sofort, dass etwas nicht stimmt, als ich in Tylers eisiges Gesicht schaue. Mir wird sofort kalt, als könnte er seine Kälte direkt auf mich übertragen. Seine Schultern sind angespannt, seine Lippen fest zusammengedrückt. Man könnte annehmen, die Anspannung käme vom Spiel, aber dem ist nicht so. Etwas anderes scheint ihn zu bedrücken, aber etwas in mir sagt mir, dass ich es lieber nicht wissen möchte. Egal, was es ist. Es kann nichts Gutes für mich bedeuten.
»Tyler?«, frage ich mit unsicherer Stimme.
Ohne mir zu antworten, wendet er sich von mir ab, wodurch ich nur noch seinen Rücken vor mir habe. Ich erinnere mich sofort daran, wie er drauf war, bevor wir uns näher gekommen sind. Er ließ niemanden an sich heran und kapselte sich lieber von allem ab.
»Nein, du wirst jetzt nicht einfach dicht machen und mich ausschließen, hörst du?« Eilig umrunde ich seine breiten Körper und hefte meine Arme vor die Brust. »Egal, was gerade in deinem Kopf vorgeht, ich will es wissen. Hör nicht auf deine Dämonen in dir, die sollten dir egal sein und mir auch! Erzähl mir, was passiert ist.«
»Das kann ich nicht«, kommt es brummend von ihm. Er schaut mir nicht in die Augen, er sieht an mir vorbei, als wäre ich Luft. Unsichtbar für ihn und gerade fühle ich mich sogar genau so. Ich bemerke, wie meine Hände am Zittern sind, obwohl mir überhaupt nicht kalt ist. Eben war ich noch im siebten Himmel, das Spiel war echt super und gerade habe ich einfach nur Angst, dass mir etwas genommen wird, woran mir so viel liegt.
»Ich wusste, es würde uns einholen«, beginnt er zu sagen und ich merke, wie pure Hitze in meine Wangen schießt.
»Was würde uns einholen, Tyler?«
»Meine Vergangenheit.« Endlich blickt er mir wieder ins Gesicht, obwohl mir dieser Anblick mehr als nur den Atem raubt. Seine Augen sind verdunkelt, so düster wie die Nacht. Ich schwanke etwas nach hinten und höre, wie alle anderen Leute hinter uns am Feiern sind. Nur wir beide befinden uns außerhalb dieser Blase, gefangen in Tylers schmerzen.
»Was ist denn passiert? Wie kann ich dir helfen?«
»Du kannst mir nicht helfen, Savannah. Verstehst du das nicht? Ich bin verdammt und das war ich schon immer. Mir ist kein glückliches Leben vorgesehen und auch wenn ich versucht habe, diese Tatsache zu verdrängen, es ist und bleibt die Wahrheit.« Er macht einen bedrohlichen Schritt auf mich zu, was mich einschüchtern lässt. »Und deswegen muss ich jetzt gehen.«
Meine Alarmglocken klirren auf. »Wohin musst du gehen?« Ich ahne schon, dass er nicht seine Wohnung meint. Tyler schafft es nicht, sich den Dingen zu stellen und verschwindet lieber.
»Weit weg. Weg von dir.« Seine Stimme bebt, aber sein Körper steht regungslos vor mir. Wie ein verängstigtes Kind schaue ich zu ihm rauf, mein Herz pocht wie wild, da ich nicht weiß, wie ich ihn aufhalten kann.
»Du kannst nicht einfach gehen, wenn es schwierig wird!« Ich werde nun laut. »Wir können gemeinsam einen Weg finden, Tyler.« Behutsam strecke ich meine Hand nach seinem Arm aus, doch er feuert meine Hand weg.
»Du verstehst mich nicht.« Ein Schmunzeln huscht kurz über seine Lippen, was mich aufstocken lässt. »Ich möchte dich nicht dabei haben.«
Seine Worte sind für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich taumle etwas nach hinten und starre ihn mit aufgeweiteten Augen an.
»Du lügst! Du willst mich nur von dir stoßen, damit es leichter für dich ist, zu gehen!«
»Denkst du das wirklich? Ich gehe, weil ich gehen will.« Er macht einen Schritt auf mich zu. »Weil mich hier nichts hält und ich woanders ein glückliches Leben führen kann. Ohne dich.«
»Ohne mich«, wiederhole ich schluckend und senke meinen Blick, da die ersten Tränen in meine Augen steigen. Ich weiß nicht, was hier gerade passiert, aber es gefällt mir ganz und gar nicht.
»Ja. Leb wohl, Savannah.«
Und mit diesen Worten entfernt er sich langsam von mir, wobei mir nicht einmal sein eisiger Schatten bleibt.
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A sweet taste of love
RomansaEr versucht alle menschlichen Gefühle zu unterdrücken- Sie wird zu seiner Schwachstelle Liebe kann Wunden heilen, oder sie auch verursachen. Um sich selbst zu schützen, hält Savannah sich bei den Jungs zurück. Nicht ohne Grund haben ihre Eltern eine...