Kapitel 13

2.3K 77 7
                                    

Tyler

Unterricht wird völlig überbewertet. Genau wie das Schulsystem an sich. Im Endeffekt lernt man kaum etwas, was man im echten Leben braucht. Wenn man das letzte Jahr geschafft hat, kommt man aus der Schule und bam. Man merkt, wie wenig man eigentlich aus der Schulzeit mitgenommen hat. Versteht mich nicht falsch, ich finde die ersten Jahre sehr wichtig. Zu lernen, wie man schreibt und wie man liest ist wichtig, genau wie der Umgang mit anderen Menschen, die man Jahrelang jeden Tag sehen muss. Aber alles, was nach der sechsten Klasse kommt, kann man in die Tonne werfen. Weder lernt man wie man ein Unternehmen gründen kann, wie man Geld verwaltet, einen Kredit aufnimmt oder eine Steuererklärung macht, oder wie man mit dem Druck klarkommt. Aus diesen Gründen kommt mir der Unterricht sinnlos und langweilig vor. Entweder starre ich Löcher in die Wände oder male die Kästchen in meinem Block aus. Manchmal, wenn niemand neben mir sitzt, zeichne ich auch. Ich mache alles, nur nicht das, was ich sollte.

Das ist einer der Gründe, weshalb die Mädels mich so toll finden. Sie halten mich für einen Badboy, wie er im Buche steht. Aber eigentlich stimmt das gar nicht. Ich habe bloß klare Ansichten auf das Leben.

Außerdem bin ich heute todmüde, weil ich gestern Abend meine letzte Schicht in der Tankstelle hatte, die erst um kurz nach eins endete. Um zwei war ich im Bett, doch bekam gar kein Auge zu. Auf dem Weg zur Schule ging ich viele Beleidigungen, durch die ich den Leuten an den Kopf werfen könnte, die mir heute blöd kamen. Sie sollten mich einfach in Ruhe lassen, ich wollte weder Small-Talk halten noch im Unterricht mündlich mitarbeiten.

Aber das Leben macht mir immer einen Strich durch die Rechnung. Schon in den ersten fünf Minuten hatte sich meine Laune um einiges verschlechtert, als Zuckerpuppe mir die beschissene Kapuze vom Kopf gezogen hatte. Wäre sie eine männliche Person, hätte ich sie mir am Kragen gepackt und sie an den Kleiderhaken gehängt. Doch zu meiner Überraschung blieb ich einfach still sitzen und starrte sie über die Entfernung hin nur an. In Gedanken ging ich verschiedene Szenarien durch, wie ich ihr am besten das Leben zur Hölle machen könnte. Es wurde eine witzige Mathestunde, zumindest in meinen Gedanken. Zuckerpuppe schrieb eifrig mit, sie sah mich kaum an. Ich hingegen war gezwungen sie anzuschauen. Dieser V-Ausschnitt ihres weißen T-Shirts war eine Schikane. Sie wusste genau, was sie da tut und wie viele Blicke sie damit auf sich ziehen würde. Es kam mir vor, als wollte sie mich provozieren, ohne richtige Schritte zu gehen. Na ja, immerhin hatte ich etwas zu sehen und musste mir nicht Mr Hennings schreckliche Schrift an der Tafel anschauen. Während der Doppelstunde Geschichte zeichnete ich in meinem Block darauf los. Am ende der Stunde stellte ich verwundert fest, dass ich Zuckerpuppes langes Haar gezeichnet habe. Dazu ihr Gesicht und die vollen Lippen, die es auf mich abgesehen haben. Ich zerknäulte das Blatt und warf es in den Mülleimer hinter mir.

Inzwischen ist der Unterricht beendet, aber ich chille noch mit Maxwell, Jonathan und Parker am Rande des Sportplatzes. Sie haben gleich noch Training, bei uns startet das Footballtraining erst morgen. Am liebsten würde ich in das Team der Abschlussklasse wechseln, aber das kann ich mir abschminken. Ja, ich habe eben wirklich das Mädchenwort abschminken benutzt. Ich sollte mir den Mund mit Salzwasser auswaschen.

»Ich hasse erste Schultage.« Parker tritt gegen einen kleinen Kieselstein, der dadurch kurz durch die Luft fliegt und mit einem leisen Aufprall weiter weg landet. »Mein Kopf tut weh, ich bin müde und dann sind die Cheerleader nicht mal da um uns die Laune zu versüßen.«

»Glaub ja nicht, dass deine Kopfschmerzen beim Training weg gehen. Auf dem Feld werde ich keine Gnade zeigen«, merkt Jonathan trocken an. Ich könnte durchaus besseres mit meiner Zeit anfangen, trotzdem leiste ich den dreien noch kurz meine Gesellschaft, bevor ich zurück in unsere Wohnung fahre und mich für den Rest des Tages hinhaue.

A sweet taste of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt