A sweet taste of love

Kapitel 39

»Der Stunt wurde bei der letzten Weltmeisterschaft oft verwendet. Ich zeige euch gleich ein Video auf dem Handy, damit ihr es verstehen könnt. Savannah wird unser Flyer sein und die anderen werden sozusagen die Stützen sein. Dabei absolvieren die untenstehenden trotzdem einige Drehungen und Schritte, damit mehr Schwung reinkommt.«

»Warum ist Savannah unser Flyer?«, möchte Chiara wissen und geht dabei nicht besonders subtil vor. »Samantha ist auch sehr schlank und leicht, sie könnte ebenfalls unser Flyer werden.«

»Ich bestehe nicht unbedingt darauf.« Eigentlich muss ich mich nicht rechtfertigen, tue es aber trotzdem. Beim Cheerleading kommt es öfters zum Streit, so viele Mädels auf einem Haufen sind manchmal einfach zu viel. Aber das hier hat einen anderen Auslöser gehabt.

»Mrs McKellar hat die Flyer bestimmt und nicht ich. Sie hat nach dem Können entschieden und bei Savannah weiß sie nun mal, dass sie es kann.« Regina bekommt die Worte nur schwer über die Lippen und trotzdem bin ich irgendwie gerührt, dass sie es nicht abwertend verpackt.

»Außerdem hat sie die perfekte Figur dafür und hat die beste Körperspannung von uns allen. Sie ist die beste Besetzung dafür, Chiara.« Paige unterstützt mich, was mich ebenfalls rührt. Ich dachte schon, sie hätte sich komplett auf die Seite von Chiara gestellt.

»Aber sie war ein Jahr weg. Vielleicht hat sie es nicht mehr so drauf wie früher.« Chiara stemmt die Hände an die Brust und zuckt mit den Schultern. Ehrgeiz packt mich, ich kann nicht anders, als mein Können zu beweisen. Ich nehme einige Schritte Anlauf und leite mein Tumbling mit einer Rad wende ein. Meine Muskeln sind voll und ganz angespannt, als ich zwei Flugrollen hintereinander mache und kurz zum Stehen komme. Im Flow übergehe ich in einen Flick-Flack und komme nach einem Salto zum Stehen. Meine Hände ragen in die Luft, mit meinen ganzen Schritten bin ich sehr in die Hälfte der Jungs gedrungen. Sie jubeln mir zu und grollen laut, was mich zum Grinsen bringt. Etwas zu eitel drehe ich mich zu den Mädels um.

»Und? Überzeugt?«, rufe ich Chiara zu, die sich nur wegdreht und sich durch die Haare fasst. Mir ist bewusst, dass ich sie nicht provozieren sollte. Aber ich werde mich nicht für mein Können entschuldigen. Schnell schließe ich mich den anderen wieder an.

»Wie auch immer«, fährt Regina zögernd weiter und kommt daraufhin mit ihrem Handy auf uns zu. Fünf Minuten lang sehen wir uns den Stunt an. Immer und immer wieder, bis Regina uns glaubt, dass wir die Theorie verstanden haben. Für diese Figur brauche ich eine Menge Körperspannung im Bauch und etwas Bange bin ich schon. Ich habe lange nicht mehr als Flyer gearbeitet und wurde schon ewig nicht mehr durch die Luft geschleudert. Und schon gar nicht, wenn zumindest ein Mädchen den Drang hat mich auf dem Boden zu sehen. Regina klatscht in die Hände und deutet uns zu, uns in Position zu stellen. Wir sollen den Stunt erst trocken durchgehen. Paige und die anderen stellen sich in einen dichten Kreis. Die anderen, die von außen helfen sollen, helfen mir hoch, sodass meine Füße nur durch die Hände der Mädels unten gehalten werden. Es dauert eine Weile, bis ich meine Arme hochnehme und mich aufrecht stelle.

»Sehr gut. Mehr Anspannung im Bauch, Savannah. Und ihr unten müsst eure Arme mehr strecken, damit es nicht so anstrengend wirkt.« Regina steht wenige Schritte von uns entfernt.

»Ich muss mal wieder Krafttraining machen«, stöhnt Chiara irgendwo unter mir. Kälte flutet meine Körper, sie schafft es, dass ich mich in meinem eigenen Körper nicht mehr wohl fühle. Ich verliere beinahe den Halt, aber kann es mir nicht erlauben. Die anderen zählen auf mich, also atme ich tief ein und versuche meine Gedanken abzuschalten. Kurz denke ich an Tyler und unser Date zurück. Unseren Kuss, der mich mit Glückshormonen geflutet hat. Viel besser als die Kälte. Ich schließe die Augen und fokussiere mich nur auf die Wärme, die Tyler mich spüren lassen ließ.