Kapitel 38

1.7K 62 1
                                    

Savannah

Ich liebe unsere Cheerleading Uniformen. Bei unseren letzten Trainingsstunden hatten wir sie noch nicht an, darum freue ich mich heute umso mehr. Und das habe ich nach den letzten aufwühlenden Tagen echt gebraucht. Ein Funken Freude, der alles düstere in den Hintergrund stellt. Wir können die Umkleide der Sporthalle benutzen, um in unsere weinroten Uniformen zu schlüpfen. Unter dem Rock tragen wir eine ziemlich kurze Sportleggings, ich trage hohe Socken und meine Sneaker. Meine Haare binde ich mir zu einem strammen Zopf und Mrs McKellar kommt mit einer Kiste voller Pompons in die Umkleide gescheit. Wir sollen mit der vollen Ausrüstung trainieren, weil das erste Spiel bald ansteht. Wir müssen perfekt vorbereitet sein, vor allem, da die Sommerferien vor kurzem waren. Nicht nur ich bin außer Übung, weil ich das Team für ein Jahr verlassen musste, sondern auch die anderen durch die lange Pause.

»Wir treffen uns in fünf Minuten auf dem Feld«, erklärt unser Coach im strengen Tonfall und knallt die Tür der Umkleide laut zu. Ich trage noch schnell etwas Deo unter meine Arme auf, stelle mich dann vor den Spiegel und lasse den Anblick auf mich wirken. Wie sehr mir dieser Sport gefehlt hat, ist mir nie richtig aufgefallen. In der Uniform fühle ich mich bildschön, was nicht oft geschieht.

»Ich liebe deine Figur und bin so neidisch, Mann.« Paige taucht hinter mir auf, ich mustere sie durch den Spiegel. Sie würde niemals neidisch sein, wenn sie wüsste, wie ich mich so schlank gehalten habe.

»Du hast gar keinen Grund dazu, Paige. Schau dir mal deine langen Beine an, die wirken wirklich endlos unter dem knappen Rock.« Sie kichert, wirft ihre Haare nach vorne und macht sich einen Zopf.

»Ja, der Rock hat echt magische Kräfte. Wir sollten uns beeilen, sonst wird unser Coach sauer.« Nickend stimme ich ihr zu und schnappe mir noch meine Wasserflasche mit meinen Pompons, bevor wir zu zweit die Umkleide verlassen. Wir sind eine der letzten. Draußen blenden uns die heißen Sonnenstrahlen mitten ins Gesicht, es ist heute echt warm.

»Wir hätten unsere Sonnenbrillen anziehen sollen«, beschwere ich mich.

»Oder an die Sonnencreme denken. Ich werde doch so schnell rot!« Sie seufzt genervt auf. »Es nervt mich, dass wir nicht in die Halle können. Die Jungs haben wenigstens eine komplette Ausrüstung an. Unsere zarte Haut hingegen wird gekocht.«

»So heiß ist es auch wieder nicht, Paige.« Wir gelangen an die Tribüne und nehmen den kürzesten Weg bis zum Feld. Die Mädels sind schon dabei sich aufzuwärmen, Coach McKellar steht am Fuße der Tribüne und schraubt an einer kabellosen Musikbox herum. Während wir uns den anderen anschließen, schweift mein Blick über das Feld. Am anderen Ende stehen die Jungs in einem Halbkreis. Sie sind viel zu weit weg um genau erkennen zu können, wer wo steht. Wenn es so bleibt, halten sich unsere Trainingseinheiten wirklich auseinander. Aber weder die Jungs noch wir, haben schon richtig begonnen. Hoffentlich wird es kein Blutbad werden.

Mrs McKellar kommt klatschend zu uns rüber, um an Aufmerksamkeit zu gelangen. Regina hüpft wie ein Schoßhündchen neben sie, was mich nicht weiter überrascht. Sie möchte den Posten als Anführerin um jeden Preis beibehalten.

»Also, Mädels. Willkommen zur neuen Trainingsstunde. Ich sag jetzt wie es ist: Das erste Spiel findet schon in drei Wochen statt und bis jetzt haben wir noch keinen Anfang für die Choreographie. Bedeutet, ich werde euch bei jedem Training in den Hintern treten, klar? Ich überlege mir noch, ob es sinnvoll wäre, wenn wir nächste Woche ein paar Trainingsstunden dranhängen. Darüber berate ich mich noch mit Regina, dann gibt sie euch bescheid.« Sie brüllt über den Platz, damit auch jeder sie hören kann. Nun schaltet sich Regina ein und läuft vor uns her, als seien wir ihre Sklaven. Ich weiß, das kommt mir nur so herrisch vor. Aber ich bilde mir ein, dass sie mir andauernd einen bissigen Blick zuwirft. Einen Blick, der mir klarmachen soll, dass sie hier das Sagen hat. Ich gebe nichts darauf, sondern stemme meine Hände nur an die Hüften.

A sweet taste of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt