Kapitel 54

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Tyler

Savannah hat ihren Kopf an meine Schulter gelehnt und so sitzen wir auf einer Bank im Park und lassen den Trubel der Leute an uns vorbeiziehen. Kinder spielen Fangen, Erwachsene unterhalten sich und einige nutzen das gute Wetter um zu joggen. Es ist friedlich an diesem Ort, niemand ist gestresst. Und mein Mädchen ist dicht bei mir, lacht über meine Witze und kuschelt sich an mich, als wäre ich ihr Teddybär. Das Leben könnte gerade nicht schöner sein. Aber solche Gedanken sollte ich nicht haben. Es kann schnell passieren, dass mir das Universum eins auswischen möchte.

»Ich möchte, dass du heute bei mir übernachtest.« Die Worte verlassen meinen Mund schneller als ich denken kann, doch das ist gut so. Savannah war noch nie in der Wohnung von Maxwell und mir. Ehrlich gesagt habe ich mich etwas geschämt, da unsere kleine Wohnung nicht heimisch eingerichtet ist. Es sind kahle Wände mit wenigen Möbeln, keiner Dekoration und einer menge Unordnung. Aber ich möchte Savannah meine Welt zeigen und das schließt es ein. »Natürlich nur wenn wir das Spiel gewinnen. Wenn wir verlieren, schließe ich mich für drei Tage im Zimmer ein«, füge ich belustigt hinzu. Savannah kichert, umschlingt meinen Arm mit ihren Händen und sieht zu mir hoch.

»Du möchtest, dass ich bei dir übernachte?« Ihre Augen strahlen mich an. Beinahe verschlucke ich mich, da ich immer wieder erstaunt bin, wie wunderschön sie ist. Es kommt mir vor, als würde sie von Tag zu Tag schöner werden. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals runter und nicke schließlich entschlossen.

»Natürlich nur wenn du das möchtest. Ich will dich unter keinen Umständen zwingen.« Ihre Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln. Kurz beißt sie sich auf die Unterlippe, was mich total scharf macht, und küsst meine Wange kurz.

»Ich möchte bei dir schlafen, Tyler.« Sie sieht wieder von mir ab und lehnt ihren Kopf an meine Schulter. Erleichterung fließt durch meinen Körper, ich grinse gerade in mich hinein. Savannah wird heute bei mir übernachten. Gott, ich bin ein verliebter hoffnungsloser Fall. »Aber ich komme nur, wenn ich ein Kuscheltier mitbringen kann«, zieht sie mich auf.

»Ich wusste die Sache würde einen Haken haben«, seufze ich, aber insgeheim denke ich mir, dass sie auch zehn Kuscheltiere mitbringen kann. Von mir aus kann sie die ganze Wohnung mit ihrem Kram vollstellen. Hauptsache sie ist bei mir.

»Marzipan bleibt aber zuhause. Sonst kuschelst du ja nur mit ihm und nicht mit mir.« Ich beiße mir auf die Unterlippe, damit ich nicht laut lachen muss. Mir ist schon oftmals aufgefallen, dass sie eifersüchtig ist, wenn ich mit ihrem Kater kuschle. Sie muss sich aber wirklich keine Sorgen machen, denn ich stehe auf blaue Augen. Und auf eine große Klappe. Sorry, Marzipan.

»Ach schade. Eigentlich habe ich dich nur eingeladen, damit Marzipan zu mir kommt. Nächstes mal muss ich ihn klauen.«

»Du Trottel«, sagt sie schon zum dritten Mal heute zu mir. Doch es macht mir nichts aus, dieser Spitzname bringt mich sogar zum Kichern. Es hört sich einfach so süß aus ihrem Mund an.

»Wird Maxwell nichts dagegen haben?« Savannah weiß, dass ich mit Maxwell zusammenwohne. Das habe ich nie versucht zu verheimlichen.

»Nein, er himmelt dich nämlich an.« Savannah kneift mir in den Bauch. Lachend lege ich meinen Arm um sie und hauche ihr einen Kuss auf den Kopf. Es ist komisch. Ich kann mich kaum an die Zeit ohne Savannah erinnern. Seit wir unzertrennlich sind, stehe ich mit einem Lächeln auf. Einem Lächeln! Da sollten eigentlich meine Alarmglocken rot leuchten, aber es ist okay für mich. Es ist okay für mich, dass ich mich für dieses Mädchen geändert habe. Obwohl so genau stimmt das nicht. Sie wollte mich niemals ändern, es geschah allein. Es ist, als wäre die dunkle Gewitterwolke über meinem Kopf verschwunden und stattdessen leuchtet eine helle Sonne. Savannah ist diese Sonne, ich hoffe, das hat man verstanden.

»Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Werden sie dich beim Spiel unterstützen?« Savannah redet plötzlich ganz leise und scheint sich nicht sicher zu sein, ob sie das Thema ansprechen soll oder nicht. Mein Körper versteift sich etwas, aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ich möchte Savannah in mein Leben lassen und ihr alles erzählen. Und obwohl ich mich dagegen wehre, versuche ich ehrlich zu sein. Nur bin ich noch nicht bereit die ganze Geschichte zu erzählen. Nicht, weil ich ihr nicht vertraue, sondern weil ich noch nicht so weit bin.

»Sie werden nicht kommen.« Ich räuspere mich langsam. »Ehrlich gesagt wissen sie gar nichts von dem Spiel heute.« Und sie wissen nicht wo ich bin oder warum ich mich hier aufhalte.

»Möchtest du nicht, dass sie kommen?«, hakt sie vorsichtig nach.

»Sie wären auch nicht gekommen, wenn ich sie gefragt hätte.« Ich lächle gequält. »Manche Kinder haben Glück mit ihren Eltern und manche eben nicht. Das ist halt so.«

Savannah umarmt mich fest. »Ich werde da sein und dich unterstützen. Ich bin dein größter Fan, Tyler.« Wie sehr ich dieses Mädchen liebe. Mein Herz klopf wild in meiner Brust. Die letzten Wochen mit Savannah waren unglaublich. Manchmal haben wir uns angezickt, ja. Aber die meiste Zeit waren wir ein Herz und eine Seele. Es ist erstaunlich, wie leicht es ist das Leben zu teilen, wenn man den richtigen Partner gefunden hat. Ich war nicht mehr alleine und hatte immer jemanden, der hinter mir stand. Ich möchte nie wieder ohne sie sein. Es scheint plötzlich so klar und deutlich zu sein. Savannah Davis soll zu mir gehören. Ganz offiziell. Ich konnte mir nie vorstellen eine Freundin zu haben. Meine erste Beziehung mit Stacey zählt nicht. Wir waren Kinder und haben Erfahrungen gemacht. Ich hatte für die nie diese intensiven und tiefen Gefühle. Stacey sah gut aus und mit ihr abzuhängen war nicht todeslangweilig. Bei dem Blondschopf in meinem Arm ist es anders. Savannah könnte niemals langweilig sein. Sie könnte stundenlang über Kaugummisorten sprechen und ich würde ihr aufmerksam zuhören. Auch wenn sie brabbelt, liebe ich jedes einzelne Wort aus ihrem schönen Mund. Eine feste Freundin zu haben stand nicht auf meinen Plan. Mein Plan war es die Nähe nach meinem Bruder zu suchen, stattdessen wurde ich von der Liebe überrumpelt. Sie traf mich unvorbereitet, wie ein Virus. Hierfür gibt es nur keine Impfung oder Heilung. Savannah Davis hat es geschafft, dass ich fühle. Ich fühle alles mit ihr und ich möchte jeden weiteren Tag so verbringen. Ich möchte das mein Herz regiert und nicht mein Verstand, der immer vor zu viel Nähe wegrennt. Zum ersten Mal in meinem Leben lasse ich die Dinge einfach passieren ohne mich schon vorher abzuschotten. Sie ist der lebende Beweis, dass es doch noch gute Augenblicke in meinem Leben gibt und mir nicht nur schlechtes widerfährt.

Savannah soll meine Freundin sein. Ganz offiziell und am besten für immer. Natürlich kann ich sie nicht zwingen für immer mit einem Griesgram wie mir zusammen zu sein. Aber ich werde nichts ungerührt lassen um ihr zu beweisen, wie ernst ich es meine. Heute Abend nach dem Spiel werde ich sie fragen, ob sie meine Freundin sein möchte. Und wenn sie einwilligt, gebe jeden Tag alles um sie zum glücklichsten Mädchen dieser Welt zu machen.

Ich ziehe sie noch enger an mich heran und küsse ihren Kopf mehrmals. Ich könnte sie ewig in meinen Armen festhalten.

»Und ich bin dein Fan«, antworte ich schmunzelnd.

A sweet taste of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt