Tyler
Ich folge Savannah wie ein Schatten durch die Reihen, bis das Licht heller scheint und wir an den verschiedenen Buden angekommen sind. Suchend bleibt Savannah vor mir stehen, sodass ich beinahe in sie hineinlaufe. Gekonnt umrunde ich ihren schlanken Körper und stehe nun neben ihr.
Meine Laune hat sich, seitdem wir losgelaufen sind um die Stimmungskiller zu finden, drastisch verschlechtert. Es hat mir gefallen, was Savannah mir bezüglich meines ersten Kinobesuches versprochen hat. Das Strahlen in ihren Augen verriet mir, dass sie sich innerlich freut, diese Erfahrung mit mir erleben zu können. Was total absurd und mitleiderregend klingt, denn immerhin befinden wir uns in einem Autokino. Wir erklimmen nicht den Mount Everest, oder fliegen zum Mond. Wir besuchen ein stinknormales Kino und trotzdem kann ich mir keinen schöneren Ort für heute Nacht vorstellen.
Als Savannah erfahren hat, dass ich noch nie in einem Kino war, wollte ich erst in den Jeep springen und abhauen. Es hat sich Wut und Frustration in mir aufgebaut, weil sie so erschrocken war. Zu wissen, dass meine Eltern nie eine der guten Sorte waren, ist einfach ein wunder Punkt. Ich erinnere mich an keinen Ausflug, den ich mit den beiden unternommen habe. Nichts. Wenn ich mir diese Frage stelle, tauchen nur schwarze Flecken in meinem Kopf auf. Ich habe keine tollen und aufschlussreichen Kindheitserinnerungen, wie zum Beispiel Savannah. Wenn meine Eltern mich aus dem Haus haben wollten, öffneten sie einfach unsere schäbige Tür und wünschten mir viel Spaß. Wo ich mich in den frühen Jahren meiner Kindheit aufgehalten habe, wissen sie bis heute nicht. Sie haben nie danach gefragt. Sie haben sich nie gewundert oder waren sauer auf mich, als ich einfach mitten in der Nacht nach Hause kam. Sie haben sich nie über den Gestank nach Bier und Tabak beschwert. An den schwierigen Tagen habe ich mich absichtlich volllaufen lassen, damit sie sich um mich Sorgen und mir in den Arsch treten. Doch ich wurde immer enttäuscht. Sie schickten mich einfach ins Bett, das wars. Und damit fing ich mit zwölf Jahren an. Ich befreundete mich extra mit den falschen Leuten, Jungs, die viel älter waren als ich. Ich habe mir einen schlechten Ruf gemacht um von ihnen gesehen zu werden, damit sie aufwachen und merken, wie verkorkst unser aller Leben ist. Doch bis jetzt habe nur ich es geschafft diesen Nächten zu entfliehen. Aber manchmal holen mich diese Schatten wieder ein und drohen damit, mich wieder zu ihnen in die Gosse zu ziehen.
Meine Wut auf Savannah legte sich jedoch schlagartig, als ihre eisblauen Augen auf meine trafen und statt Verblüffung, Vorfreude ihr schönes Gesicht schmückte. Meine Muskeln haben sich schnell wieder entspannt, sie hat es geschafft mich wieder zu beruhigen. Indem sie einfach sie selbst war. Sie hat keinen Grund mich zu mögen und diese Nacht mit mir zu verbringen, aber sie ist da und möchte es. Als sie ihren Arm um meinen geschlungen hat, befand ich mich für mehrere Sekunden in einer Schockstarre. Ich kann ihre zärtliche Berührung noch immer auf mir ruhen spüren, obwohl dieser Moment schon lange vorbei ist.
»Siehst du sie?«, erkundige ich mich wenig begeistert und schiebe die Hände in die Hosentaschen. Wenn es nach mir ginge, würde ich mir Savannah einfach über die Schulter werfen und zurück zum Jeep tragen. Aber ich habe mir vorgenommen in dieser Nacht kein großes Arschloch für sie zu sein. Auch ein Monster kann sich zügeln, wenn es muss.
»Noch nicht.« Savannah stellt sich auf die Zehenspitzen, reckt ihr Kinn und sucht die Fläche nach den anderen ab. Ich muss mich zusammenreißen um sie nicht pausenlos anzustarren. So kleine Bewegungen und Mimiken in ihrem Gesicht, bringen mich durcheinander. Sie sieht geradezu süß aus, wie sie sich vergeblich größer stellen will. Gott, solche Gedanken habe ich nie. Nicht einmal, wenn ich einen Welpen sehe.
Ich konzentriere mich lieber auf etwas anderes und bestaune die sämtlichen Buden, bei denen überall Leute Schlange stehen. Es sind Menschen im jeden Alter zu sehen, nur kaum Kinder. Viele balancieren ihre Popcorntüten mit den riesigen Getränken, sie alle lachen und haben gute Laune. Eigentlich ist dieser Ort eine Tabuzone für mich, nie wäre ich freiwillig hergekommen. Ich sollte mich beim Arzt dringend durchchecken lassen, ob auch alles mit mir stimmt.
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A sweet taste of love
RomanceEr versucht alle menschlichen Gefühle zu unterdrücken- Sie wird zu seiner Schwachstelle Liebe kann Wunden heilen, oder sie auch verursachen. Um sich selbst zu schützen, hält Savannah sich bei den Jungs zurück. Nicht ohne Grund haben ihre Eltern eine...