Am nächsten Morgen, als ich die Augen öffnete, wusste ich nicht, wo ich war. Erst nach einigen Sekunden erinnerte ich mich an den Vorabend; Ich war bei Stan zuhause.
Gähnend und mich streckend, richtete ich mich auf. Ich war in Stan's Zimmer, saß in seinem Bett unter seinen Decken und trug eines seiner, für mich viel zu großen Hemden, als eine Art Ersatz für mein Nachthemd.
Mein Blick schweifte hinüber zum großen Fenster über seinem Schreibtisch. Die Sonne ging gerade auf und Vögel zwitscherten in den Bäumen vor dem Fenster.
Nun hörte ich neben dem Bett ein Gähnen. Stan war auch aufgewacht.
Er hatte gestern Abend darauf bestanden, dass ich hier blieb und in seinem Bett schlief. Genauso gut hätte ich auf dem Sofa schlafen können, aber Stan war strikt dagegen gewesen und wollte unbedingt, dass ich in seinem Bett schlafen würde und er auf ein paar Kissen daneben auf dem Boden. Und so ist es dann auch gekommen."Guten Morgen, Stan", begrüßte ich ihn lächelnd.
"Mmhh... Morgen", murrte er müde zurück und rieb sich verschlafen die Augen. Kein Morgenmensch also, okay..
Er stand auf und ging ins Badezimmer. Als er zurück kam, sah er schon etwas wacher aus und lächelte mir zu. "Das Bad ist jetzt frei", sagte er, während er zu seinem Kleiderschrank ging. Nickend stand ich auf und ging ebenfalls ins Bad.Mein Spiegelbild sah grässlich aus; Ich hatte tiefe, dunkle Augenringe und meine Haut war noch blasser als sowieso schon. Und ich hatte einen roten Pickel, links an der Stirn. Zu allem überfluss waren meine Haare auch noch stumpf und zerzaust und mussten dringend gekämmt werden.
Auf der Ablage unter dem Spiegel fand ich eine Haarbürste, die vermutlich Stan's Mutter gehörte. Ob ich das durfte, wusste ich nicht, aber dennoch griff ich nach der Bürste und kämmte mir damit mein Haar, bis es wieder einigermaßen ordentlich und glatt war. Daraufhin entfehrnte ich die Haare aus den Borsten der Haarbürste und schmiss sie in den Mülleimer neben dem Waschbecken.
Dann ging ich noch schnell auf Toilette und wusch mir danach Hände und Gesicht, was etwas kompliziert war, da ich nicht wollte, dass mein Verband nass wurde. Anschließend ging ich wieder zu Stan in sein Zimmer.Er hatte sich schon komplett umgezogen, als ich wieder herein kam. Ich hatte noch immer bloß sein Hemd und meine Unterwäsche an.
"Hier!", sagte er und warf mir meine Klamotten von gestern Abend zu "Ich hab leider keine Klamotten da, die dir passen könnten. Ich hoffe, es störrt dich nicht allzu sehr, das gleiche zu tragen wie gestern". Er lächelte verlegen, dann fügte er hinzu: "Ich geh' raus, damit du dich in Ruhe umziehen kannst!"Nachdem ich mich fertig umgezogen hatte, stieg ich die Treppe hinab in die Küche, da Stan dort schon war und Frühstück zubereitete.
"Brot oder Müsli?", fragte er mich, sobald er mich erblickte.
Darauf antwortete ich nicht, sondern sagte bloß: "Danke, das ist echt alles super lieb von dir, aber ich sollte wirklich langsam nachhause gehen!"
Sein Gesicht erschlaffte, als ich das sagte und ich glaubte, eine winzige Spur von Enttäuschung in seinen Augen gesehen zu haben. Natürlich aber konnte ich mich auch geirrt haben.
"Aber du musst doch was essen!", meinte Stan "Außerdem kann es doch sein, dass Patrick wieder draussen rumlungert und nur so darauf wartet, bis du wieder alleine raus gehst".
Bildete ich mir das nur ein oder wollte Stan mich tatsächlich nicht gehen lassen? Ich musste schmunzeln.
Aber er hatte auch Recht; Patrick könnte wirklich wieder draußen sein und warten. Und wenn ich alleine und ohne etwas gegessen zu haben rausgehen würde, wäre ich ihm eine leichte Beute. Außerdem war ich noch immer sehr Müde, was auch nicht gerade von Vorteil war."Dann Brot bitte", gähnte ich und tapste müde auf Stan zu, während dieser zwei Brotscheiben in den Toaster steckte.
Dann wandte er sich zu mir und bei meiner müden und schwachen erscheinung, musste er leicht grinsen.
Er kam näher auf mich zu und aus welchen Gründen auch immer, tat ich es ihm gleich und.. umarmte ihn. Ich hatte absolut keine Ahnung, warum ich das tat, doch einen Rückzieher würde ich nun auf keinen Fall machen. Vorallem nicht in diesem Moment, da er meine Umarmung erwiederte.
Wie ein übermüdetes und anhängliches Kleinkind klammerte ich mich an Stan fest, der leise lachte und zärtlich über meinen Kopf streichelte.
Eigentlich hätte mich diese Situation überfordern müssen, doch irgendwie tat sie es nicht. Ich fühlte mich einfach wohl...×××
Nachdem wir gefrühstückt hatten, stand ich auf und ging zur Tür.
"Danke, dass du dich um mich gekümmert hast, Stan", bedankte ich mich.
"Klar doch", entgegnete er nur, doch er war noch nicht fertig. Ich sah, dass er zögerte, also blieb ich stehen und sah ihn erwartungsvoll an.
"Ach und.. komm gut nachhause!", fügte er hinzu. Ich antwortete: "Mach ich, keine Sorge!"
Gerade wollte ich die Haustür hinter mir schließen, da fasste Stan nach meinem Handgelenk und hielt es fest. Fragend sah ich ihn an. "Ist noch w-", wollte ich fragen, doch weiter kam ich nicht. Denn das, was Stan nun tat, überraschte mich so sehr, dass es mir die Sprache verschlug;
Er zog mich an meinem Handgelenk näher zu sich und küsste meine Wange. Seine Lippen waren warm und feucht und so nah an den Meinen, dass mein Herz beinahe ausgesetzt hätte.
Erneut sah er mir in die Augen. Dann schloss er vor mir die Tür. Von drinnen kam ein polterndes Geräusch, was sich wie Stampfen oder Springen auf dem Parkettboden anhörte.
Für ein paar Sekunden stand ich einfach nur da. Starrte das dunkle Holz der Tür vor mir an.
Fassungslos...×××
Sicher hatte ich es nachhause geschafft. Weit und breit kein Patrick Hockstetter. Und auch kein Henry Bowers oder einer der Anderen.
Jedoch achtete ich auch nicht so genau auf meine Umgebung. Ich war noch zu geschockt von der Aktion eben.
War das ein romantischer oder ein freundschaftlicher Kuss gewesen? Es war ja bloß ein Wangenkuss. Aber so nah an meinen Lippen..?
Verwirrung. Die reinste Verwirrung.
Konnten die Leute nicht einmal aufhören, meine Gefühle so umher zu wirbeln, als wären sie der Inhalt einer Schneekugel?!Zuhause angekommen, ging ich sofort in mein Zimmer und ließ mich in mein Bett fallen. Zum Glück war gerade niemand Daheim, also konnte mich auch keiner fragen, wo ich so lange gesteckt hatte.
Miss Trunk war gerade einkaufen und meine Mutter arbeitete mal wieder. Wie es aussah, war es wieder ein größerer Auftrag, denn ihr Koffer, der sonst immer neben der Kellertür stand, war weg.
Ich fragte mich, um was für einen Artikel es sich handelte, doch mir fiel nicht's ein. Dennoch hoffte ich, dass sie Schlagzeilen schreiben würde, die es auf die Titelseite schafften. Denn das war ihr schon länger nicht mehr gelungen, weshalb sie mir auch in letzter Zeit so überarbeitet und gereizt vorkam.Noch immer war ich sehr müde, weswegen mir andauernd die Augen zu fielen. Irgendwann konnte ich es nicht mehr verhindern und ich döste ein.
×××
Ich saß auf dem Boden in einem schwarzen Raum, in dem es weder Fenster, Türen noch sonstige Gegenstände gab. Nur ich und der Raum.
Eine undefinierbare Lichtquelle ließ mich aber dennoch etwas sehen. Es Schneite. Von der Decke des Zimmer's rieselten weiße Schneeflocken herab. Aber sie waren nicht kalt. Sie fühlten sich warm und weich an. Es schneite immer mehr und mehr auf mich hinab, bis ich in einer hohen Schneeschicht saß und es aufhörte.
Aufeinmal, tropfte etwas rotes auf die weiße Schneedecke. Ein Schmerz, wie der an dem Tag, an dem mir die Hand aufgeschlitzt wurde, durchzog die gleiche Hand erneut und ich sah hinab; Wie von selbst, bildete sich das X auf meinem Handrücken erneut und tränkte den Schnee unter mir in rotem Blut.
Plötzlich hörte ich Patricks Stimme durch den Raum hallen. "Du gehörst zu mir!", wiederholte die Stimme, die von überall herzukommen schien, immer und immer wieder. Verzweifelt hielt ich mir die Ohren zu doch seine Stimme drang weiterhin zu mir durch und brachte ein unwohliges Gefühl mit sich. Der Raum begann sich zu drehen und mir wurde schwindelig..×××
Schweiß gebadet schreckte ich hoch. Was war da gerade geschehen? Normalerweise träumte ich sowas nicht. Es war angsteinflößend, obwohl ich mich nicht mehr an viel von dem erinnerte, was in dem Traum passiert war. Doch das Wichtigste wusste ich noch, auch wenn ich nicht verstand, was das alles zu bedeuten hatte.
Was sollte das mit dem Blut im warmen Schnee und Patricks Stimme, die wiederholend sagte, dass ich zu ihm gehörte..?
Seine Schreckensherrschaft über meine Psyche musste endlich ein Ende haben! Aber so einfach war das nicht. Ich wusste ja nicht mal, warum er das alles mit mir tat. Aber vermutlich bloß, um Spaß zu haben. Ich diente ihm wahrscheinlich bloß als eine art Spielzeug.
Irgendwie war momentan Alles sehr verwirrend und ohne Sinn...🎈
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I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}
Fanfiction𝙷𝚎 𝚜𝚎𝚝 𝚏𝚒𝚛𝚎 𝚝𝚘 𝚝𝚑𝚎 𝚠𝚘𝚛𝚕𝚍 𝚊𝚛𝚘𝚞𝚗𝚍 𝚑𝚒𝚖 𝚋𝚞𝚝 𝚗𝚎𝚟𝚎𝚛 𝚕𝚎𝚝 𝚊 𝚏𝚕𝚊𝚖𝚎 𝚝𝚘𝚞𝚌𝚑 𝚑𝚎𝚛. Angst. Jedes Mal, wenn er sie berührte, ihr an den Haaren zog, ihr hinterherlief. Angst, wenn er sie auch nur ansah und grinste...