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"Du denkst immer noch an ihn, oder?", fragte Patrick, während sein Blick zur Auffahrt schweifte. Ich zögerte, bevor ich nickte. "Es ist nicht einfach, das zu vergessen, Patrick". Die Stille zwischen uns wurde schwer, und ich spürte die Kluft zwischen meiner Unsicherheit und seinem Verlangen. Eifersucht und Zweifel schienen an seiner Selbstbeherrschung zu nagen, und er konnte nicht verbergen, dass er verletzt war. Sein Blick sprach Bände.

Wir gingen gemeinsam in's Haus, die Stille zwischen uns war nun von einem Hauch von Komplexität durchzogen. Während Patrick nach außen hin ruhig wirkte, wusste ich, dass in seinem Inneren ein Sturm von Emotionen tobte. Und ich konnte spüren, dass es nicht nur um uns ging, sondern auch um die Unsicherheiten, die Patrick selbst in sich trug.
Und plötzlich und mit einem Mal, brach alles aus ihm heraus, was er versucht hatte, zu unterdrücken. Er fixierte mich mit einem durchdringenden Blick, die Eifersucht in seinen Augen loderte auf. "Kannst du mir mal bitte erklären, was da eigentlich zwischen dir und diesem Stanley abgeht?"
Von der wiederholten Konfrontation mit seiner Eifersucht ermüdet, seufzte ich: "Patrick, da ist nicht's. Er ist einfach ein Freund".
"Ein Freund?", wiederholte Patrick ungläubig schnaubend. "Er verhält sich nicht wie 'ein Freund'. Ich sehe, wie er dich anschaut und du lässt dich von ihm berühren und sogar küssen. Das macht mich fertig, Allison".
Ich rollte mit den Augen, die Frustration über die erneute Eifersuchtsattacke von Patrick spiegelte sich in meinem Gesicht wider. "Du kannst mir doch aber nicht vorschreiben, mit wem ich befreundet bin. Stan ist mir wichtig, und das solltest du akzeptieren. Du kannst ihm vertrauen".
Sarkastisch lachte Patrick auf. "Vetrauen? Ich vertraue doch keinem, der versucht, uns auseinander zu bringen". Er hörte auf zu lachen und kam mir gefährlich nahe. "Du spielst mit dem Feuer, Prinzessin. Vielleicht solltest du dir mal überlegen, wer dir wichtiger ist".

Es fühlte sich an, als würden seine Worte wie Pfeile auf mich einprasseln. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich konnte den Schmerz der Unsicherheit in mir aufsteigen fühlen. "Patrick... ich verstehe nichtmal, was du gerade überhaupt von mir erwartest! Wir sind in keiner Beziehung und es wäre nicht das richtige so zu tun, als wären wir es. Das hier... es ist alles so verwirrend!"
Patrick runzelte die Stirn und trat noch einen Schritt näher. " 'So zu tun, als wären wir es'? Allison, wir haben weit mehr geteilt als nur Freundschaft. Was du nicht tun solltest ist, so zu tun, als wäre da nicht's!"
Meine Augen füllten sich mit Tränen der Frustration und ich wich ein paar Schritte vor Patrick weg. "Ich versuche das alles zu verstehen, wirklich", begann ich mit einem Schniefen. "Wir müssen darüber reden können, ohne, dass mich gleich wieder als dein Eigentum betrachtest!"
Die Worte hallten im Raum wider, die Spannung zwischen uns stieg weiter an. Patrick seufzte schwer, sein Gesichtsausdruck wechselte zwischen Wut und Verletzlichkeit. "Es geht aber nicht nur um uns. Verdammt, es geht auch um Stanley und ich kann nicht einfach weiter zusehen, wie du ihm so nahe stehst".
Ich spürte einen Stich in meiner Brust, als ich entgegnete: "Stan ist mein Freund. Er ist immer für mich da. Und außerdem ändert das doch nicht's an dem, was zwischen uns ist. Auch wenn ich nicht weiß, was es ist". Patrick ballte die Fäuste. "Es ändert alles. Du musst eine Entscheidung treffen, bevor alles auseinanderfällt!" Ein düsterer Schatten legte sich über sein Gesicht.

Sein Blick wurde intensiver, und die Wut in ihm schien zu brodeln, als er fortfuhr: "Ich kann nicht einfach hier stehen und zusehen, wie du dich in einem Wirrwarr aus Gefühlen verlierst. Du musst deine Wahl treffen, Allison. Entweder du siehst ein, dass du zu mir gehörst, oder ich werde dich davon überzeugen müssen".
Meine Kehle schnürte sich zusammen. Die Atmosphäre im Raum war erdrückend und fast unerträglich.
"Das ist nicht fair!", erwiederte ich. "Du lässt mir doch gar keine Wahl. Du drängst mich in eine Ecke und erwartest, dass ich mich für dich entscheide, ohne Rücksicht auf meine Gefühle!"
Verächtlich schnaubte Patrick: "Egoistisch, wie immer. Hattest du jemals auf meine Gefühle Rücksicht genommen? Ich liebe dich, Allison, aber du spielst nur mit mir!"
"Du lässt mir keine Wahl", wiederholte ich, die erste Träne kullerte meine Wange hinab "Das ist keine Liebe, Patrick. Das ist Erpressung".
Ein wütendes Knurren entfuhr ihm. "Du verstehst es einfach nicht, oder? Du denkst, du könntest einfach so weitermachen, wie es dir passt!" Er packte meine Schultern fest und schüttelte mich leicht, während er sichtlich versuchte, seinen Ärger zurück zu halten. "Du machst das hier zu einem Spiel! Aber es ist kein verdammtes Spiel. Es geht hier um uns!"

In einem Anflug von Wut ließ er mich abrupt los. Sein Blick durchbohrte mich, und seine Stimme hallte durch den Raum: "Ich kann nicht mehr. Entweder du entscheidest dich jetzt, oder ich gehe".
Zutiefst erschüttert, starrte ich ihn an. "Patrick, das ist wirklich nicht fair. Du lässt mir die Wahl doch gar nicht, wie oft noch?"
Sein lachen klang bitter. "Keine Wahl? Du hast die ganze Zeit die Wahl gehabt. Du hättest dich für mich - für uns entscheiden können. Aber stattdessen spielst du mit meinen Gefühlen".
Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen meiner Wut auf Patrick und meiner eigenen Unsicherheit. "Ich kann mich aber nunmal nicht so einfach entscheiden", schluchzte ich. "Ich brauche mehr Zeit".
Das brachte das Fass zum Überlaufen. "Du hälst mich hin, während du mit einem anderen herumflirtest. Das ist nicht fair!"
Die Situation eskalierte, und Patrick verließ mit einem letzten zornigen Blick das Haus. Ich blieb allein zurück, mit einem Gefühl des Bedauerns und der Zerrissenheit, das ich nicht so leicht abschütteln konnte.

×××

Benommen von der Konfrontation, stieg ich die knarzenden Stufen hinauf zu meinem Zimmer. Jeder Schritt hallte unnatürlich laut an den Wänden des leeren Hauses wider. Noch nie war mir der Weg in mein Zimmer so lang vorgekommen. Ich war so unglaublich müde. Die letzten Tage waren einfach viel zu viel für mich gewesen, ein Gefühl der Erschöpfung und Schwere lastete auf meinen Schultern. Erschöpft und müde sehnte ich mich danach, mich einfach in mein Bett fallen zu lassen und den Schlaf nachzuholen, den ich dringend brauchte. Doch diese Erleichterung war mir vorerst verwehrt.
Vor dem wohlverdienten Schlaf stand die dringende Notwendigkeit, mich von allem Schmutz der vergangenen Tage zu befreien - eine Dusche war unumgänglich.

Zögernd stand ich vor dem Badezimmerspiegel. Am liebsten hätte ich geheult; Meine sonst rosige Haut wirkte fahl und bleich, wie Papier. Das sturmgraue Auge, das nicht von dem Verband verdeckt wurde, starrte mir kalt und beinahe blutunterlaufen entgegen, geziert von einem dunklen Ring. Meine Lippen waren spröde und man konnte deutlich die Bissspuren erkennen, die ich mir im Krankenhaus zugefügt hatte, und meine Haare hingen zerzaust von meinem Kopf und sahen sehr ungepflegt aus. Der klobige Verband um meinen halben Kopf, vervollständigte dieses elende Bild. Wenn meine Mutter mich so sehen würde... Vermutlich würde sie mit einem Ausbruch, Schimpftiraden über meine Unachtsamkeit und Vorwürfen reagieren, dass ich nicht gut genug auf mich aufpassen würde. Ein resignierendes Seufzen entwich mir. Es wäre ja bloß halb so schlimm, wäre sie tatsächlich um meine Gesundheit besorgt. Doch leider waren ihre Gründe viel oberflächlicher. Es war zum kotzen.

Vorsichtig berührte ich den Verband und zuckte vor Schmerz leicht zusammen. Die Zähne fest zusammengebissen, griff ich erneut nach dem Verband. Die Ärzte hatten geraten, die Bandagen zu entfernen, sobald ich zu Hause war. Ein beklemmendes Gefühl stieg in mir auf, begleitet von der Angst vor dem Anblick, der sich mir gleich offenbaren würde. Mein Puls beschleunigte sich, als meine zitternden Hände sich dem Knoten an meinem Hinterkopf näherten und ihn lösten. Die Augen fest geschlossen, wollte ich nicht sehen, was Henry mir angetan hatte. Den Verband ließ ich vor mir ins Waschbecken fallen und atmete zitternd aus. Auf drei würde ich meine Augen öffnen.
Eins...
Zwei...
Drei.
Ich hätte am liebsten geschrien, konnte jedoch noch rechtzeitig meine Hände vor meinen Mund halten. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die ich diesmal nicht zurückhalten konnte. Unaufhörlich flossen sie meine Wangen hinab, während ich versuchte zu verarbeiten, was sich im Spiegel abzeichnete; Der Großteil meiner linken Gesichtshälfte war zerkratzt, und die ersten Anzeichen von Narbenbildung waren bereits sichtbar.
Mein Atem ging schnell und unkontrolliert, ich schluchzte, und die Tränen rollten ungehindert. Es war schrecklich.

Für einen kurzen Moment versuchte ich jedoch, mich zu beruhigen, um den angerichteten Schaden genauer zu betrachten. Und im nächsten Augenblick wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Mein Gesicht war nicht grotesk entstellt, aber die Verletzung sah dennoch gruselig aus. Bei einer Comicfigur oder einem Helden im Fernsehen hätte ich vielleicht gesagt, dass es cool aussah, doch soetwas an mir selbst zu sehen, war eine schreckliche Erfahrung. Wenn man den sagen konnte, dass ich 'sah'. Mein rechtes Auge funktionierte noch immer einwandfrei, aber das linke... wie die Ärztin am Freitag es gesagt hatte, war mein Sehvermögen auf diesem Auge bemitleidenswert, und die Pupille hatte eine milchig graue Farbe angenommen, kaum zu unterscheiden von der Iris. Ich hielt die Luft an, um nicht gleich weiter zu weinen. Das war alles so schrecklich. Einfach nur schrecklich...

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I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt