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Die Stille nur vom Ticken der Uhr und dem gedämpften Rauschen der Straße durchbrochen, saß ich allein im Wohnzimmer und wartete. Meine Hände zitterten noch immer von dem vorhin durchlittenen Schock, größtenteils aber hatte ich mich beruhigt.
Der Blick auf die Uhr verriet, dass meine Mutter längst hätte eintreffen sollen. Die Ungeduld nagte an mir, als ich aufstand und durch das Haus schlenderte, um meine Nervosität zu unterdrücken.
Das blinkende Licht der Mailbox fiel mir ins Auge, und ich entschied mich dazu, die Nachricht abzuhören, in der Hoffnung auf Neuigkeiten von meiner Mutter. Der Höhrer knisterte, und die gestresste Stimme meiner Mutter drang hervor: "Hallo, Schätzchen. Wir sind gleich auf dem Weg nach Hause. Gerade sind wir noch im Hotel, aber wir fahren jeden Moment los!"
Ich seufzte genervt. Aus dem Wort 'wir' konnte ich schließen, dass Mama's neuer Freund ebenfalls mit hierher kommen würde. Die Vorstellung, Derrick bald kennenlernen zu müssen, trübte meine Stimmung. Die Nachricht meiner Mutter hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, und ich fühlte mich einsamer denn je. Der Blick aus dem Fenster verlor seinen Reiz, als ich in Gedanken versunken weiterhin auf die Ankunft meiner Mutter wartete.

Die Minuten dehnten sich zu Stunden aus, und meine Sorgen wuchsen mit jeder verstrichenen Sekunde. Als plötzlich das Telefon schrillte, hoffte ich inständig auf die beruhigende Stimme meiner Mutter. Vielleicht hatten sie an einer Telefonzelle halt gemacht, um bescheid zu geben, dass sie bald da sein würden... Doch die Realität drang in Form der ernsten, rauen Stimme eines Polizisten in meine Ohren. "Miss Allison Elena McKober?", erklang es vom anderen Ende der Leitung. "Hier spricht Officer Harris. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass es einen schweren Autounfall gab. Ihre Mutter, Angelina McKober, und ihr Begleiter, Derrick Christopher Griffiths, waren daran beteiligt. Leider gibt es keine Überlebenden".
Mein Herz schien für einen Moment stehen zu bleiben. Ich musste mich verhört haben..! Die Welt um mich herum verschwamm, und meine Knie gaben nach. Der Schock durchströmte meinen Körper wie eiskaltes Wasser. Keine Überlebenden? Bedeutete das etwa- ?
Die Worte des Polizisten hallten wie ein düsteres Echo in meinem Kopf wider, während ich mich zitternd langsam auf den Boden kniete, das Telefon fest umklammert. Tränen stiegen in meine Augen, während die Gewissheit meiner schlimmsten Befürchtungen sich in dieser schrecklichen Nachricht manifestierte.

Der Polizist versuchte, mich mit sanfter Stimme zu trösten, und er erklärte, dass nun für einen Erziehungsberechtigten gesorgt werden musste. Mit meiner Mutter, war auch mein einziger Vormund gegangen, und da ich noch minderjährig war, war einer von Nöten. Dieser abrupte Themenwechsel war recht unsensibel von Officer Harris, denn ich musste mich erst in dieser neuen Situation zurechtfinden. Meine Mutter war weg... verdammt, sie war weg und kam nicht wieder! Warum? Warum musste das Schicksal mir so in den Arsch treten? Waren die letzten Ereignisse nicht Strafe genug, für was auch immer ich getan haben mochte? War nicht schon der Verlust meines Vaters Strafe genug? Also warum- Warum musste man mir auch noch meine Mutter nehmen?

Ich hatte kaum zugehört, als der Officer weiter redete, doch als er von einem gewissen 'Percy Curt McKober' sprach, dem einzig verbleibenden Erwachsenen, der als Vormund in Frage kam, horchte ich auf. Das war der Mann meines Vaters gewesen.
Nun lauschte ich seinen Worten, mein Herz schwer vor Trauer und Verzweiflung. Percy, ein Mann, den ich nur aus früheren Begegnungen kannte, schien plötzlich wie eine rettende Insel in einem tobenden Sturm.

Der Polizist hatte aufgelegt, und mit einer Mischung aus Unsicherheit und der Notwendigkeit, Halt zu finden, wählte ich Percy's Nummer.
Jedes Klingeln schien eine Ewigkeit zu dauern, bis schließlich eine ruhige Stimme am anderen Ende antwortete. Ich schluchzte und erklärte die tragische Nachricht meiner Mutter. Percy versicherte mir sofort, dass er für mich da sein würde, und bot an, mich aufzunehmen, bis alles Rechtliche geregelt war, und ich war ihm unendlich dankbar dafür.
Die nächste Zeit würde voller Herausforderungen und Unsicherheiten sein, doch in diesem Moment fand ich in Percy einen Hafen- einen Anker in den stürmischen Gewässern meines Lebens.

I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt