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"Warte!", rief ich plötzlich und ging in den Flur. Patrick, der gerade nach dem Türknauf greifen wollte, hielt inne und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich hatte dich doch letztens um hilfe wegen... ES gebeten", begann ich zögerlich. Schnaubend lächelte Patrick, steckte seine Hände halb in die Hosentaschen und kam wieder auf mich zu. "Was? Dieses 'Ungeheuer' von dem du gesprochen hast? Was ist damit?"
Wütend über seine Ungläubigkeit, krallte ich meine Finger in meinen Rock, versuchte mir aber ansonsten nicht's anmerken zu lassen, als ich nachfragte: "Genau das. Wie sieht's also aus. Hilfst du uns?"
Gespielt nachdenklich hob er die Hand und kratzte sich an der Schläfe. Er leckte sich über seine schon wieder rauen Lippen, dann antwortete er: "Eher ungern, aber für dich spiel' ich mit".
Ich seufzte frustriert. "Das ist kein Spiel, Patrick".
"Wie auch immer", entgegnete er. "Also, was muss ich dafür machen".
"Wann hast du kein Hausarrest mehr?", fragte ich, bevor ich zu erklären beginnen würde.
"Sonntag", erwiederte Patrick, fuhr aber hastig fort, als ich gequält die Augen zusammen kniff. "Aber meine Mutter mag dich ziemlich gerne - was mich absolut nicht wundert - also wenn ich ihr sage, dass es wegen dir ist, lässt sie mich bestimmt schon früher raus".
"Okey, ich habe meinen Freunden nämlich gesagt, dass wir nochmal mit dir gemeinsam reden, solltest du dich dazu bereit erklären, uns zu helfen", erklärte ich dann.
Patrick kam noch einen Schritt näher, und legte mit einem schelmischen Grinsen seinen Kopf schief. "Ach hast du das, ja?"
"J-ja, hab ich", stotterte ich verwirrt. Amüsiert lachte Patrick auf, und ich verstand nicht, was so lustig war.

"Also du fragst deine Eltern, ja?", harkte ich nach. Patrick nickte. "Ich sag' dir dann bescheid - bekomme ich deine Telefonnummer?"
"Ja, moment. Ich schreib sie dir eben auf", sagte ich, ging in die Küche und schaltete das Licht ein. Patrick folgte mir und beobachtete mich dabei, wie ich in einer Schublade voller Krimskrams nach einem Zettel und Stift suchte.
Schließlich fand ich einen kleinen Notizblock und einen recht stumpfen Bleistift. Schnell schrieb ich die Telefonnummer des Festnetztelefons darauf, riss den Zettel ab und reichte ihn Patrick. "Hier".
Einen kurzen Moment sah er auf meine Hand. Dann nahm er den Zettel, steckte ihn in seine Hosentasche, und bevor ich meine Hand zurückziehen konnte, ergriff er sie. Langsam beugte er sich zu mir herunter und führte meine Hand zu seinen Lippen. Sanft küsste er die Stelle, an der sich die Narbe befand. Ich spürte, wie meine Wangen rosig wurden, als er sich allmählich wieder aufrichtete und mir dabei tief in die Augen sah.
"Wir sehen uns, Prinzessin", sagte er zum Abschied und verließ nun endgültig das Haus.

×××

Der nächste Tag war ein Donnerstag und gegen mittag Klingelte das Telefon. Hastig legte ich das Buch beisete, welches ich gerade am lesen war, und stand vom Sofa auf, um den Hörer abzunehmen.
"Wer ist da?", fragte ich, ahnte - nein, hoffte aber, dass es Patrick war. Und so war es auch. Vom anderen Ende der Leitung hörte ich seine angenehme Stimme tönen: "Meine Alten haben mir Ausgang gewährt. Wo findet die Märchenstunde statt?"
Ich schnaubte verächtlich, versuchte die Bemerkung aber weitgehend zu ignorieren. "Schaffst du es, um Fünfzehn Uhr am Waldrand bei dem großen Stein zu sein?"
Bereits heute Morgen hatte ich alle Losers-Club Mitglieder angerufen und nach einem Treffen im Clubhaus gebeten, also wäre dies vorerst ein guter Plan.

"Du meinst da, wo wir dich vor ein paar Wochen aufgegabelt haben?", fragte Patrick nach, und ich konnte aus seinem Tonfall heraushören, dass er ein amüsiertes Grinsen aufgesetzt hatte. Ich seufzte: "Ja... genau da".
"Gut", meinte er dann. "Dann sehen wir uns in 'ner Stunde dort".
Mit einem Hauch von resignierter Akzeptanz, hing ich den Hörer zurück an seinen Platz und stieß laut die Luft durch die Nase aus.
Noch immer war ich nicht vollständig überzeugt darüber, ob es tatsächlich eine gute Idee war, ihn mit einzubeziehen. Doch nach wie vor war ich der Meinung, er könnte uns helfen. Und ausserdem war es nun sowieso zu spät.

Gegen 14:50 Uhr, schlüpfte ich in meine Schuhe und machte mich auf den Weg zu besagtem Treffpunkt.
Als ich den Waldrand erreichte, erblickte ich auch schon Patrick, der entspannt auf dem großen Stein saß. Sein Grinsen verriet, dass er die ganze Situation nach wie vor als unterhaltsam empfand.
"Oh, da ist ja meine Prinzessin", begrüßte mich Patrick mit einem breiten Grinsen, als ich schließlich direkt vor ihm stand. "Ich war schon kurz davor, einzuschlafen".
Ich versuchte meine Verärgerung zu unterdrücken, als ich entgegnete: "Komm schon, Patrick, das hier ist kein Spiel. Ich wollte einfach mit dir und den anderen darüber reden, wie es jetzt weiter gehen soll. Also keine dummen Sprüche, bitte."
Theatralisch hob Patrick die Hände "In Ordnung, in Ordnung, keine dummen Sprüche". Dann grinste er wieder und ergänzte: "Vorerst".

Ich rollte mit den Augen und ging voran, während Patrick mir dicht auf den Fersen war. Wir betraten den dichten Teil des Waldes und näherten sich dem unterirdischen Clubhaus. Ich hoffte bloß, dass meine Freunde aufgeschlossen genug waren, um Patrick wenigstens für diesen Moment zu tolerieren.

Mit einem Ruck zog ich an der Falltür. Laub und Moos fielen dabei in das dunkle Loch unter mir. Also waren wir die Ersten hier, auch gut.
Vorsichtig setzte ich den linken Fuß auf die erste Leitersprosse und stieg dann behutsam hinab in die Dunkelheit. Ich schaltete die alte Taschenlampe ein, die von der Decke hing, während Patrick mir in den Holzbunker folgte. Er ließ den Blick durch den kleinen Raum schweifen und lehnte sich locker gegen einen Pfosten, der die Hängematte hielt. "Hier verbringt ihr also eure Freizeit, ja?" Ein verächtliches Lachen entfuhr ihm. "Hätte ich von dir nicht gerade erwartet".
"Du musst ja nicht lange hier bleiben", giftete ich leicht angefressen zurück. "Nachdem wir mit den anderen gesprochenen haben, kannst du ja wieder gehen. Aber erst müssen wir uns eben auf ES konzentrieren".
Skeptisch zog Patrick eine Augenbraue hoch und ich spürte, wie er seinen Blick sinnlich über mich gleiten ließ. "Oder wir könnten uns kurz auf etwas anderes konzentrieren". Ich seufzte, als ich die aufkeimende Verführung bemerkte. "Patrick, das ist ernst".

Patrick trat näher und legte einen Finger unter mein Kinn, um meinen Blick zu heben. "Ich weiß, dass du etwas Ernstes im Kopf hast, Prinzessin. Aber manchmal ist die beste Verteidigung einfach eine gute Ablenkung".
Ich spürte, wie meine Entschlossenheit auf die Probe gestellt wurde. "Patrick, das ist nicht der richtige Moment".
Patrick lächelte frech. "Ach ja? Vielleicht ist das ja doch genau der richtige Moment, um ein bisschen Spaß zu haben. Schließlich weißt du nie, was als Nächstes passieren wird".
Patrick schloss langsam den Abstand zwischen uns und legte eine Hand an die Wand neben meinem Kopf. Seine Augen funkelten herausfordernd, während er fortfuhr: "Allison, du musst nicht immer die Kontrolle behalten. Manchmal ist es okay, dem Unbekannten eine Chance zu geben, besonders wenn das Unbekannte so aufregend sein kann".

Mein Atem stockte leicht, als ich dem intensiven Blick von Patrick kaum noch widerstehen konnte. "Patrick, das ist wirklich nicht der Moment. Wir müssen klare Köpfe behalten."
Ein freches Lächeln zierte Patricks Lippen. "Überbewertet", sagte er nur, und strich mit seinen Fingern leicht über mein Handgelenk, provozierend und dennoch charmant. "Ein kleiner Moment der Ablenkung kann Wunder wirken, Prinzessin. Sei nicht so hart zu dir selbst".
Entschlossen wandte ich meinen Blick ab. Das war nicht der richtige Zeitpunkt für seine Spielchen.

"Du weißt schon, dass du mir nicht entkommen kannst, oder?", raunte Patrick mit einem verschmitzten Grinsen. Seine Augen funkelten provokant, als er sanft mit einer Hand mein Gesicht wieder zu ihm drehte. Herausfordernd hob ich die Augenbrauen. "Du glaubst also, du könntest mich beeindrucken?"
"Immer wieder aufs Neue", erwiderte Patrick und ließ seinen Blick über mich gleiten. "Du kannst mir nicht widerstehen, Allison".
"Ich widerstehe dir gerade problemlos, Patrick", log ich und klimperte unschuldig lächelnd mit den Wimpern.
Er trat noch näher, bis ich beinahe seinen Atem auf der Haut spüren konnte. "Ach ja? Ich glaube eher, dass du nur darauf wartest, dass ich wieder den nächsten Schritt mache".
Mein Herz schlug schneller, und ich versuchte, meine Fassung zu wahren, indem ich ihm weiter geradeaus in die Augen sah. In diese grünen Augen, welche hier und dort mit bläulichen Schlieren durchzogen waren, welche den Wellen des Meeres glichen, und einen mit dieser unwiderstehlichen Intensität in den Bann ziehen konnten. Ich schluckte.
Leicht beugte sich Patrick erneut vor, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. "Mal sehen, wie lange du das durchhältst".

Bevor jedoch noch mehr passieren konnte, hörten wir plötzlich Stimmen von oben. Die Falltür öffnete sich, und wir konnten sehen, wie Richie als erster die Leiter herunter kletterte.
Instinktiv stieß ich Patrick von mir weg, als Richie vor uns stand und uns fassungslos anglotzte. Kurz stand er einfach nur da, während die anderen Losers sich dazu gesellten, dann entwich ihm ein überraschtes: "Oh".

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I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt