Ich hetzte durch das Dickicht des Waldes, um Stan einzuholen, der bereits beinahe den Rand zur Straße erreicht hatte. "Stan, warte!", rief ich außer Atem.
Stan blieb stehen, drehte sich zu mir um und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick war skeptisch, als er auf meine Worte wartete.
Endlich erreichte ich seine Seite und versuchte, meine Worte sorgfältig zu wählen. "Stan, ich weiß, Patrick ist schwierig, aber wir können das klären. Bitte gib mir die Chance, dir zu beweisen, dass er nicht das ist, was du denkst".
Skeptisch hob Stan eine Augenbraue. "Du versuchst immer, das Gute in allen zu sehen. Aber Hockstetter ist nicht wie wir. Er ist ein verlogenes Arschloch, das hast du doch wohl mitbekommen".
"Doch schon, aber -". Ich stoppte und biss mir schuldbewusst auf die Oberlippe.
Stan's Miene verhärtete sich, und in seinen Augen flackerte eine unterschwellige Eifersucht auf. "Ach, du bist jetzt also sein Verteidiger?"
Verzweifelt seufzte ich auf. "Das ist doch gar nicht, was ich meine".
"Ach nein?", entgegnete er skeptisch.
"Bitte- Stan, bitte hör mir kurz zu. Ich versuche doch nur einen Weg zu finden, damit wir voran kommen".
Zögernd löste Stan seine verschränkten Arme und signalisierte mir somit, dass er dazu bereit war, mir zumindest kurz zuzuhören.Wir gingen eine Weile nebeneinander her, die Schritte gedämpft vom dichten Laub auf dem Boden. Im Versuch, die angespannte Atmosphäre zu durchbrechen, begann ich erneut: "Stan, ich weiß, was Patrick eben alles gesagt hat, war wirklich gemein dir gegenüber. Aber bitte nimm das alles nicht zu ernst, ja?"
Seufzend blickte er auf den Waldboden. "Er ist gefährlich, und ich will nicht, dass du dich in irgendetwas verwickelst, was dir schaden könnte", entgegnete er dann. "Und was er eben gesagt hat, schien mir nicht so, als würde er scherzen".
Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich versuchte, Stan zu überzeugen. "Vielleicht gibt es Gründe für sein Verhalten, die wir nicht kennen".
Stan blieb stehen und sah mich ernst an. "Allie, ich glaube, du unterschätzt die Gefahr. Hockstetter hat eine Art, die nicht gut ist. Ich will nicht, dass du davon beeinflusst wirst".
Zu spät, dachte ich. Mein Blick wandte sich von ihm ab.Wir kamen am Ufer des großen Baches an, und Stan verlangsamte seine Schritte, drehte sich zu mir. "Versteh mich nicht falsch, Allie", meinte er mit ernstem Gesichtsausdruck. "Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst, aber ich kann Hockstetter einfach nicht ausstehen. Ich mache mir Sorgen um dich".
"Du brauchst dir keine Sorgen-", versuchte ich zu erklären, doch Stan schnitt mir das Wort ab. "Doch, Allie. Und ich kann es nicht ändern. Es tut weh zu wissen, dass du dich zu Hockstetter hingezogen fühlst".
Ich wollte etwas erwiedern. Fragen, was er damit meinte. Doch dann kam mir die Konversation in den Sinn, die wir vor nicht allzu langer Zeit genau an diesem Ort geführt hatten. Er hatte gesagt, er wolle derjenige sein, für den ich mich am Ende entscheiden würde. Mein Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass ich ihm diesen Gefallen nicht tun konnte. Selbst wenn ich es wollte, ich konnte nicht. Alles in mir wehrte sich dagegen, doch konnte ich nicht bestreiten, dass mein Herz nach Patrick schrie."Ich hasse es", fuhr Stan schließlich fort, sein Blick gesenkt. "Ich hasse es, dass ich mich in dieser Position befinde. Ich hasse es, dass ich Gefühle für dich habe, obwohl du dich zu jemand anderem hingezogen fühlst". Seine Worte taten weh. Es war nicht der Schmerz, der einen persönlich verletze. Sondern der Schmerz, den man spürte, wenn jemand anderes, jemand, der einem nahe stand, leidete. Meine Augen füllten sich mit Tränen der Verzweiflung. "Es tut mir so leid, Stan", kam es tonlos von mir. "Ich wollte das alles nicht. Ich wollte dich nicht verletzen, bitte-". Ich brach ab, nicht in der Lage, meine Worte fortzuführen. Stan hob den Kopf, in seinen Augen spiegelten sich Schmerz, und doch Entschlossenheit. "Du musst dich endlich entscheiden", sagte er mit bebender Stimme. "Ich kann das nicht ewig ertragen".
Das war alles zu viel für mich. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken und Gefühle umher wie ein Hurricane. So sehr, dass ich keine Worte fand, die ich darauf erwiedern konnte. Meine Finger spielten nervös zitternd mit einer Haarsträhne, die mir ins Gesicht gefallen war. Und auch Stan schwieg.
Doch dann durchbrach auf einmal eine unerwartete Handlung die zähe Atmosphäre. Stan, von einer plötzlichen Entschlossenheit ergriffen, näherte sich mir mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen. In einer Bewegung, die alles bisherige in den Schatten stellte, legte er seine Lippen auf die Meinen.Meine Gedanken stolperten. Die Welt um uns herum verschwand. Stan küsste mich mit einer Sinnlichkeit und Leidenschaft, die mich unvorbereitet traf. Sein Kuss war ein Spiel aus Verlangen und Emotionen, das in dieser Zwiespältigkeit der Gefühle einen Raum für Verbindung zwischen uns schuf.
Mein Herz schlug wild, meine Hände zitterten leicht und ich hatte meine Augen weit aufgerissen. Ich spürte den Drang, mich von diesem Kuss zu lösen, aber gleichzeitig konnte ich mich dem Sog nicht entziehen. Ich spürte, wie Stan den Kuss vertiefte, während er seine Hände sanft um meine Taille schlang.
Der Kuss war ein unerwarteter Strudel der Empfindungen, und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Mein Verstand tobte zwischen Freundschaft, Verwirrung und einer seltsamen Art der Verbundenheit.Als sich unsere Lippen schließlich voneinander lösten, blickten wir einander tief in die Augen, in einem Moment, der die Unsicherheit der Entscheidungen, die vor uns lag, spiegelte.
Sanft strich Stan mit seinem Daumen über meine Wange und flüsterte leise: "Ich musste das tun, Allie. Ich wäre sonst nie dazu gekommen".
Noch immer von der Intensität des Kusses beeinflusst, kämpfte ich mit den aufgewühlten Gefühlen in meinem Inneren. Ich spürte die Spannung zwischen uns, eine Spannung, die ich bisher nicht erkannt hatte. Einerseits war da die Vertrautheit unserer Freundschaft, andererseits eine neue, unerforschte Dimension.
Ein innerer Konflikt tobte in mir, die Zuneigung zu Stan, den ich als Freund schätzte, und die immer präsente Anziehung zu Patrick kämpften miteinander.
Stan schien meine Unsicherheit zu erkennen und lächelte Schwach. "Ich wollte das nicht komplizierter machen, als es ist. Und ich verstehe, dass deine Gefühle woanders liegen... Aber ich musste das einfach tun". Sein Blick verriet eine Mischung aus Entschlossenheit und einer Spur von Enttäuschung.Plötzlich ertönte ein Rascheln aus dem Dickicht hinter uns, und Patrick trat daraus hervor. "Hier bist du", seufzte er und rieb sich die Stirn. "Man, ich hab nach dir gesucht. Warum rennst du einfa-". Sein Satz erstarb abrupt, als sein Blick auf Stan fiel. Die plötzliche Spannung war greifbar.
Mit einem schnellen, unvorhergesehbaren Griff packte Patrick mein Handgelenk und zog mich entschieden von Stan weg. Sein Blick, durchdringend und voller Unterdrückung, fixierte Stan mit einer Mischung aus Verachtung und Wut."Allison, ich dachte, wir hätten ein Gespräch zu beenden. Was machst du hier mit diesem Versager?", knurrte Patrick, während er den Abstand zwischen uns und Stan bewusst vergrößerte. Zwischen den beiden Jungen gefangen, versuchte ich meine Hand aus Patrick's Griff zu winden. "Bitte lass los. Stan und ich haben nur geredet", log ich, meine Stimme klang verzweifelt.
"Is' klar", schnaubte Patrick ungläubig und zerrte mich am Arm wieder in den Wald, um ohne Stan mit mir zu reden. "Lass los!", quengelte ich, doch Patrick ignorierte dies.
Mitten im Wald, ließ er meinen Arm plötzlich los und entfehrnte sich einige Schritte von mir. Mit dem Rücken zu mir gewandt, raufte er sich die Haare, und ein verzweifelter Seufzer entwich ihm. Er war sauer. Sehr sauer, doch er schien zu versuchen, seine Wut zu beherrschen.
Vergebens.Bedrohlich kam er auf mich zu, seine Augen in einem wütenden Funkeln. Mit einer schnellen Bewegung griff er nach meinem Nacken, während seine Finger sich in meinem langen Haar verfingen und meinen Kopf ruckartig zu ihm zogen. Der Abstand zwischen unseren Gesichtern schrumpfte, bis ich seine Atemzüge spüren konnte.
"Hat er dich berührt?", zischte er. "Hat er dich geküsst?"
Die Intensität seiner Worte, ließ mich fast meinen Atem anhalten. Ich spürte, wie mein Herz heftig in meiner Brust pochte, und überlegte einen Moment, ob ich die Wahrheit sagen sollte.
Schließlich brach ich das Schweigen. "Was, wenn es so wäre?", flüsterte ich mit zitternder Stimme. Ein tiefer, ungeduldiger Seufzer entwich Patrick. "Antworte mir, Allison!"
Mit einem Anflug von Entschlossenheit in meiner Stimme antwortete ich: "Ja, hat er. Aber das ändert nichts an unserer Situation. Und überhaupt, warum bist du so bessesen?"Ohne Vorwarnung und mit einer rohen Intensität, die mich überrumpelte, presste Patrick seine Lippen auf meine. Es war kein zärtlicher Kuss voller Leidenschaft, wie ich es sonst von ihm kannte, sondern ein aggressiver, dominanter Akt, der mir keine andere Wahl ließ, als sich ihm zu fügen. Die Wucht seiner Emotionen und sein Verlangen nach Kontrolle waren in jedem Moment spürbar.
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I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}
Fanfiction𝙷𝚎 𝚜𝚎𝚝 𝚏𝚒𝚛𝚎 𝚝𝚘 𝚝𝚑𝚎 𝚠𝚘𝚛𝚕𝚍 𝚊𝚛𝚘𝚞𝚗𝚍 𝚑𝚒𝚖 𝚋𝚞𝚝 𝚗𝚎𝚟𝚎𝚛 𝚕𝚎𝚝 𝚊 𝚏𝚕𝚊𝚖𝚎 𝚝𝚘𝚞𝚌𝚑 𝚑𝚎𝚛. Angst. Jedes Mal, wenn er sie berührte, ihr an den Haaren zog, ihr hinterherlief. Angst, wenn er sie auch nur ansah und grinste...