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Hinter einem großen Grabstein versteckt, versuchte ich in der Dunkelheit das Geschehen einige Meter vor mir beobachten zu können. Die einzige Lichtquelle die sich bot, war eine flackernde Straßenlaterne außerhalb der Friedhofsmauern. Ihr Licht reichte gerade so aus, um mir die vier Jungen als blau-schwarze Gestalten zu präsentieren.
Henry erkannte ich daran, dass Victor und Belch rechts und links von ihm Standen, wie zwei Bodyguards. Und diese beiden auseinanderzuhalten, fiel mir nun nicht gerade schwer. Victor war viel dünner und schmächtiger, während Belch die Figur einer menschlichen Bulldoge hatte.

Ich brauchte einen Moment, bis ich den Jungen ihnen gegenüber erkannte.
Patrick...
Es überraschte mich, dass ausgerechnet er mir half und sich seinen Kumpels entgegenstellte. Und überhaupt, dass er draußen war. Hatte er mich etwa wieder verfolgt? Das hieß dann ja aber, er hatte auch alles gehört, was ich meinem Vater erzählt hatte, genau wie der Rest der Bowers-Gang. Oder hatten sie alle vier mich verfolgt und das alles war bloß mal wieder einer ihrer miesen manipulativen Spielchen? Bei diesem Gedanken, drehte sich mir beinahe der Magen um. Dabei hatte ich gerade erst begonnen, Patrick mein Vetrauen zu schenken.
Aber vielleicht war ich auch einfach nur Paranoid. Vielleicht sollte ich erstmal abwarten, wie sich die Situation entwickeln würde.

"Oha, Patrick", hörte ich Henry verwundert sagen "Ich dachte, du wirst vermisst"
"Ich kann nicht's dafür, wenn dein Alter meinem Alten private Sachen petzt. Ich könnt' ja schon fast sagen, es ist deine Schuld", konterte Patrick, die Hände lässig in dem Hosentaschen.
"Wowowow Junge, reg dich ab! Ich hab dem gar nicht's gesagt". Abwehrend hob Henry beide Hände, das Messer noch immer ausgeklappt in der rechten, was mir unbehagliches Herzklopfen verpasste.
"Aber wieso beschwerst du dich überhaupt?", fuhr Henry fort "bist deinem kleinen Flittchen ja offensichtlich näher gekommen, wa?"
"Was hattet ihr mit ihr vor?", entgegnete Patrick kalt, ohne auf Henry's Sticheleien einzugehen.
Dieser lachte: "Hey, alles locker, Kumpel. Kein Grund so steif zu sein"
"Naja du bist's ja fast geworden", erwiederte Patrick mit einem leicht aggressiven Unterton. Seine Haltung jedoch war noch immer völlig gelassen. Henry ließ die Hände sinken und kam bedrohlich auf Patrick zu.
"Du willst mir doch jetzt nicht etwa erzählen, du hälst mehr zu ihr als zu uns". Er schnaubte verächtlich. Patrick sagte nicht's, wich auch nicht zurück. Ich konnte die Anspannung förmlich in der Luft spüren. Sie war wie ein dünner Faden, so stramm gespannt, dass sie jeden Moment hätte reissen können.

"Komm schon, Mini-McKober!", rief Henry so plötzlich, dass ich zusammenzuckte. "Komm her! Ich weiss, dass du noch hier bist"
Schnell huschte ich gänzlich zurück hinter den Grabstein, in der Hoffnung, er hätte die schnelle Bewegung nicht erhascht.
Nach ein paar Sekunden lugte ich erneut über den kalten Stein, hinüber zu den Jungen.
"Komm her!", befahl Henry erneut mit lauter Stimme.
Ich hatte nicht vor, aufzustehen. Doch als ich Henry sah, wie er auf das Grab meines Vaters spuckte, packte mich heißer Zorn und ich sprang auf.
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf Henry's Gesicht aus.
Abrupt drehte sich Patrick zu mir um. Dabei flogen ihm dunkle Strähnen in die Augen.

"Was machst du? Verschwinde!", brüllte er mich an, ich ignorierte ihn aber.
Von meinem Zorn gepackt, stapfte ich auf Henry zu.
"Du verdammtes Arschloch!", schrie ich schon beinahe hysterisch. Wie konnte dieser Wixer es nur wagen, das Grab meines Vaters so zu besudeln.
Amüsiert lachten die drei Jungen, als ich näher kam. Sie fanden das also lustig, ja? Tränen der Wut brannten in meinem Augen und ließen meine momentan ohnehin schlechte Sicht, verschwimmen.
Als ich nah genug war, holte ich aus und trat Henry so fest ich konnte in den Schritt. Leider aber verfehlte ich knapp und traf bloß seinen Oberschenkel. Zwar standen Victor und Belch bloß tatenlos daneben, aber als ich das knurren Henrys' hörte, merkte ich, was für eine Dummheit ich soeben begangen hatte.

I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt