"Warum hast du deinen Koffer noch im Auto?", fragte ich meine Mutter beim Abendessen. Da Miss Trunk noch Urlaub hatte, gab es heute kein selbstgekochtes Essen. Wir hatten uns etwas vom Asiaten bestellt und saßen nun zu zweit am großen Esstisch und aßen.
"Ich bin nur für ein bis zwei Tage Zuhause. Danach habe ich schon wieder den nächsten Auftrag", antwortete meine Mutter knapp.
"Wie lange diesmal?", erkundigte ich mich so beiläufig wie möglich. Wenn sie weg war, würde es einfacher sein, den ungebetenen Gast geheim zu halten, bis er endlich verschwinden würde."Für zwei Wochen etwa. Ich habe ein Jobangebot von der NewYork-Times bekommen. Vielleicht sogar eine feste Stelle", entgegnete meine Mutter mit vorgehaltener Hand, da sie den Mund noch voll hatte.
"Das ist ja super!", jubelte ich. Wenn sie eine Festanstellung hätte, müssten wir uns nicht mehr so große Sorgen um die Miete und die Bezahlung des Gehaltes von Miss Trunk machen. Meine Mutter, Angelina McKober, war freiberufliche Journalistin und bekam seit längerer Zeit nur noch selten größere Aufträge. Ihr Jobangebot der NewYork-Times könnte ihr großer Durchbruch sein.Doch dann realisierte ich etwas, was meine gute Laune sofort kippen ließ..
"Heißt das-", krächzte ich heiser "Heißt das, wir müssen umziehen? Nach New York?"
Erst antwortete meine Mutter nicht. Sie stocherte bloß mit ihren Esstäbchen in der Nudelbox herum.
"Wenn ich die Stelle tatsächlich bekomme, wäre das die beste Lösung. Wir würden uns eine schöne große Wohnung suchen und natürlich müssten wir auch Miss Trunk entlassen. Ein Neustart in einer Großstadt wie New York wäre ideal für uns beide", erläuterte sie.
Ich schwieg."Ich hab keinen Hunger mehr", sagte ich leicht bockig, nach einigen Minuten des Schweigens "Ich nehm das hier mit hoch". Ich schnappte mir eine noch unangebrochene Nudelbox und stapfte hinauf in mein Zimmer.
Oben knallte ich entrüstet meine Tür zu. Dabei achtete ich kaum auf Patrick, der mal wieder auf meinem großen Sessel saß, den er nun wohl als eine Art Stammplatz abgestempelt hatte.
"Hier", meinte ich bloß und reichte ihm die Nudelbox. Schließlich musste er auch etwas essen. Ich merkte, wie ich langsam immer mehr Verantwortung und Sorge ihm gegenüber hervorbrachte. Aber etwas in mir sträubte sich dagegen, es offen zuzugeben.Mir war schwindelig. Alles drehte sich unaufhörlich um mich herum. Langsam taumelte ich auf meinen Schreibtisch zu und ließ mich auf den Hocker davor plumpsen. Dabei konnte ich nicht aufhören, mir über die Unterhaltung mit meiner Mutter, Gedanken zu machen.
Ich wollte nicht umziehen. Nicht jetzt, da ich endlich Freunde gefunden hatte. Vor weniger als zwei Wochen hätte ich noch alles dafür gegeben, von hier weg zu kommen, aber jetzt...
Klar, hier in Derry war dieser Clown, aber der würde wohl auch nicht ewig hier bleiben können. Warum hatte meine Mutter ausgerechnet jetzt dieses Jobangebot bekommen müssen? Natürlich, ich freute mich für sie und es wäre wirklich eine tolle Gelegenheit für uns beide, aber meine Freunde.. und vorallem Stan... Ich konnte das alles einfach nicht zurück lassen.Vor lauter Verzweiflung, knallte ich die Ellenbogen auf den Tisch und raufte mir die Haare.
"Ich kann das nicht..! Ich will das nicht, ich kann das einfach nicht..!", murmelte ich unablässig immer und immer wieder.
"Ist alles gut?", mampfte Patrick mit vollem Mund von der anderen Seite des Raumes.
Mit der flachen Hand, schlug ich auf die Tischplatte, sah zu Patrick und sagte übertrieben enthusiastisch: "Ja, Patrick! Ging mir nie besser!" stand abrupt auf und verschwand im Bad. Ich hoffte, er hatte den Sarkasmus in meiner Stimme bemerkt.Zitternd setzte ich mich auf den geschlossenen Klodeckel. Im Augenblick war mir Alles zu viel; Der Clown, der vielleicht geplante Umzug, Patrick... einfach Alles. In diesem Moment wollte ich einfach nur von jemandem in den Arm genommen werden. Von jemandem, der mir zuhört und mich verstand. Von jemandem, bei dem ich mich wohlfühlte. Ich wollte zu meinem Vater.
Entschlossen stand ich auf und drückte die Klospülung, obwohl ich ja nichtmal wirklich auf Klo gewesen war. Dann öffnete ich erneut die Badezimmertür und trat zurück in mein Zimmer. Da es schon langsam dunkel draussen wurde und dadurch wahrscheinlich die Temperatur gesunken war, ging ich auf meinen Kleiderschrank zu und kramte ein dünnes Jäckchen hervor, welches farblich perfekt zu meinem gelben Kleid passte.
Gerade, als ich auf den Flur hinaus treten wollte, fragte mich Patrick: "Wo gehst du hin?"
Er saß da, wischte sich die Finger an seiner Hose ab und sah mich eindringlich an.
"Bloß frische Luft schnappen", entgegnete ich und schloss die Zimmertür hinter mir. Es war zwar nicht die ganze, aber immerhin die halbe Wahrheit.
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I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}
Fanfic𝙷𝚎 𝚜𝚎𝚝 𝚏𝚒𝚛𝚎 𝚝𝚘 𝚝𝚑𝚎 𝚠𝚘𝚛𝚕𝚍 𝚊𝚛𝚘𝚞𝚗𝚍 𝚑𝚒𝚖 𝚋𝚞𝚝 𝚗𝚎𝚟𝚎𝚛 𝚕𝚎𝚝 𝚊 𝚏𝚕𝚊𝚖𝚎 𝚝𝚘𝚞𝚌𝚑 𝚑𝚎𝚛. Angst. Jedes Mal, wenn er sie berührte, ihr an den Haaren zog, ihr hinterherlief. Angst, wenn er sie auch nur ansah und grinste...