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Ich wusste nicht, wie lange ich einfach nur da stand und mich von Patrick Umarmen ließ. So viele Gefühle durchströmten mich in diesem Moment, ich hielt es kaum aus.
Erleichterung darüber, dass ich ihn gefunden hatte. Wut und Sorge, da er einfach gegangen war. Verwirrung über alles, was ich fühlte. Geborgenheit und Glück, so von ihm in den Arm genommen zu werden und noch mehr Verwirrung darüber.

Mit einem letzten Schniefer, versuchte ich mich zusammen zu reissen. Ich befreite mich aus Patrick's Griff, wischte mir mein Gesicht trocken und sagte so, als wäre nie etwas geschehen: "Wir sollten gehen! Das ist kein Ort, an dem ich lange bleiben möchte".
Perplex stand Patrick vor mir und ich vermutete, was gerade in seinem Kopf abging. Wahrscheinlich fragte er sich, warum ich aufeinmal doch fein damit war, wenn er bei mir war. Und ich musste zugeben, das tat ich auch. Aber ich musste rausfinden, was hier passierte und deswegen brauchte ich ihn in meiner Nähe. Und nicht etwa, weil ich mich dann sicherer fühlen würde. Das wäre vollkommener Unsinn.

"Komm mit, bitte!", forderte ich ihn auf, streckte die Hand nach ihm aus.
"Nein", kam es von Patrick mit fester Stimme "Du bleibst jetzt erstmal hier und erzählst mir alles!"
Unbehaglich blickte ich über meine Schulter über den Schrottplatz mit diesen riesigen, in der Dunkelheit noch unheimlicher aussehenden Metallschrotthaufen, dann sah ich bittend zu Patrick.
"Bitte, das können wir auch machen, wenn wir Zuhause sind".
Mit einem Schnauben gab er sich geschlagen, nahm meine Hand und ging voraus. Seine Hand war warm und ich bemerkte, dass er recht gehabt hatte, mit dem, was er einst gesagt hatte; Meine Hand passte tatsächlich perfekt in die Seine.

Das diffuse Licht des Mondes spiegelte sich in den Fenstern der alten Fahrzeuge, während Patrick und ich uns durch das Labyrinth aus Metall und Schrott kämpften.
Obwohl ich nun nicht mehr alleine war, fühlte noch immer mich sehr unwohl auf diesem Schrottplatz, versuchte aber dennoch, meine Nervosität zu verbergen.
Dann plötzlich, fiel mein Blick auf einen alten, verbeulten Kühlschrank, der abseits Stand. Er wirkte irgendwie fehl am Platz.

"Was ist das?", fragte ich. Meine Neugierde war geweckt, aber auch ein Hauch von Unsicherheit lag in meiner Stimme. Patrick folgte meinem Blick und blieb abrupt stehen. Sein Gesicht verfinsterte sich und ich erninnerte mich daran, was er mir mal erzählt hatte; Dass er wegen eines Kühlschrank's schwierigkeiten mit seinem Vater hatte.
"Ist das..?", begann ich begeistert davon, dass ich womöglich endlich das Geheimnis dieses rostigen Teil's lüften würde und hob eine Augenbraue "Ist das der Kühlschrank?"
Patrick antwortete nicht, also ließ ich seine Hand los, näherte ich mich dem Kühlschrank und wollte meine Hand gerade nach dem Griff austrecken, als ich Patrick hinter mir mit einem Grinsen sagen hörte: "Glaub mir, Prinzessin! Dafür willst du lieber High sein".
Trotz seiner Warnung, streckte ich meine Hand weiter nach dem Griff aus. Ich zitterte.

Sobald ich die Tür geöffnet hatte, schlug mir ein modriger Geruch entgegen. Sofort erstarrte ich, als ich den Inhalt sah; tote Tiere, darunter Katzen, Ratten und Vögel, lagen in dem Kühlschrank, als wären sie dort absichtlich plaziert worden. Einige von ihnen hatten sogar noch Schaum vor dem Mund, die Augen weit aufgerissen und glasig.
Mein Herz raste, und ein Gefühl von Ekel und Entsetzen überkam mich. Ich konnte nicht fassen, was ich dort sah. Entgeistert wandt ich mich zu Patrick um, der mich mit seinem Blick zu durchbohren versuchte.
"Bitte sag mir, dass das nicht du warst!", hauchte ich entgeistert. Er schwieg, was für mich als Antwort genügte. Aufgebracht, knallte ich die Tür des Kühlschrankes zu, um den Horror darin zu verbergen und stapfte schnellen Schrittes in Richtung Ausgang.
Patrick versuchte, wieder meine Hand zu halten, doch ich wich aus.

"Du informierst jetzt aber nicht die Cops, oder?", fragte Patrick während er hinter mir her lief.
"Ich denk' drüber nach", entgegnete ich steif. Wie hatte ich auch nur denken können, er wäre auf irgendeine Art vernünftig. Dieser Junge sammelte tote Fliegen in seiner Stiftebox, natürlich musste es noch etwas Größeres geben. Es war wiederlich, was ihm alles Freude bereitete und in diesem Moment bereute ich, so viel Zeit damit verschwendet zu haben, ihn wieder zu finden.

"Bitte Prinzessin, sei vernünftig!", bat Patrick.
"Wenn ich vernünftig wäre, würde ich gleich nachdem wir Zuhause angekommen sind, die Polizei anrufen um von deinem Auftauchen und diesem makaberen Fund berichten. Willst du das wirklich?", fauchte ich.
"Du weißt genau, was ich meine!", entgegnete er "Also bitte sei-" "Kannst du nicht mal wenigstens kurz die Klappe halten? Ich versuche zu denken!", unterbrach ich ihn schnippisch, bereute es jedoch in der nächsten Sekunde. Patrick hatte mich am Arm gepackt, wirbelte mich zu ihm herum und fasste an mein Kinn. Seine Augen funkelten gefährlich.
"Hey!", sagte er mit warnendem Unterton "So sprichst du nicht mit mir! Verstanden Prinzessin?!"
Ich schluckte und nickte kleinlaut.
"Sehr schön", meinte er und ließ mein Kinn los, meinen Arm jedoch umklammerte er noch immer. "Gutes Mädchen", lobte er mich dann mit einem verschmitzten Grinsen. Hitze breitete sich in meinem Körper aus und meine Knie knickten beinahe unter mir weg. Was war da gerade geschehen..?

×××

Die kleine Digitaluhr auf der Kommode im Flur, zeigte 00:32 Uhr an, als wir die Haustür hinter uns schlossen. Sofort griff ich nach dem Telefon, welches neben der Tür zum Wohnzimmer hing. Doch bevor ich das hellblaue Plastik erfassen konnte, schnellte Patrick's Hand nach vorn und hielt mich fest. Warnend sah er mich an. "Was wird das?"
"Ich muss zumindest bescheid geben, dass du wieder aufgetaucht bist. Schließlich kannst du nicht für immer hier bleiben!", erklärte ich wahrheitsgemäß und sah zu ihm auf. Er schien zu zögern, dann antwortete er: "Von mir aus, aber lass uns bitte noch einen oder zwei Tage warten".
Widerwillig stimmte ich zu und stieg hinauf in mein Zimmer. Patrick folgte mir.

"Stopp!", rief ich aus, als er sich gerade auf den Sessel niederlassen wollte. Er war voller Staub und Dreck, das wollte ich nicht an meinem hellrosa-farbenen Sessel haben.
"Wenn du schon nicht wieder zu dir Nachhause willst, dann mach dich wenigstens sauber!", forderte ich und deutete auf die Tür zum angrenzenden Badezimmer. Patrick nickte und verschwand darin.
"Handtücher sind im Schrank unter dem Waschbecken", rief ich hinterher, bevor er die Tür gänzlich geschlossen hatte.
Nach ein paar Minuten realisierte ich, dass er ja gar keine Wechselklamotten hatte. Kurz überlegte ich, dann fiel es mir ein; Meine Mutter hatte in ihrem Schrank noch irgendwo einen Karton mit ein paar wenigen alten Sachen meines Vaters. Vielleicht war dort ja zumindest das Nötigste drin.

Ich stand auf, um im Zimmer meiner Mutter nachzusehen. Nach einer kurzen Suche wurde ich fündig. In dem Karton fand ich eine Hose, Hemd und Unterwäsche. Zwar roch alles sehr nach Klamotten, die einige Zeit im Schrank verbracht hatten, doch zumindest waren sie alle unbenutzt und relativ frisch. Er würde sich schon nicht beschweren.

Durch die Badtür hörte ich das Prasseln des Wassers in der Dusche und ich musste Schmunzeln, als ich hörte wie Patrick gelassen vor sich hin summte.
Kurz öffnete ich die Tür, um ihm die zusammengelegten Kleider hinzulegen. Dabei konnte ich einen schnellen Blick auf den Duschvorhang erhaschen, durch welchen ich seine Silhouette erkannte.
Hastig zog ich die Tür wieder zu. Ich hatte mir zu viel erlaubt. Röte schoss in mein Gesicht.

Nur wenige Minuten später hörte ich, wie Patrick das Wasser abstellte, den Duschvorhang beiseite zog und sich abtrocknete.
Ich saß auf meinem Bett und versuchte mit einem Glas Wasser, welches auf meinem Nachttisch gestanden hatte, die Hitze in meinem Gesicht runter zu kühlen. Dann hörte ich, wie Patrick die Badezimmertür öffnete. Beinahe hätte ich mein Wasser wieder ausgespuckt.
Da stand er, Oberkörperfrei und mit noch nassen Haaren, die er gerade mit einem Handtuch abtrocknete. Ich versuchte nicht zu starren, was wirklich schwer war und bemerkte erst gar nicht, dass mein Mund aufgeklappt war. Patrick schmunzelte.

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I wanna be real || Patrick Hockstetter {ES}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt