Kapitel einhundertachtundzwanzig- Gebrochener Widerstand

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Wenn Tim oben war, musste er Stegi entweder ins Wohnzimmer bekommen oder riskieren, dass er sich in Rage redete wegen Tim. Vielleicht war es aber gerade gut, dass Tim schlief. So konnte er sich zumindest nicht einmischen und sie in Ruhe die Situation erklären. Auf ihn würde Stegi hören. Sanft dirigierte er ihn zur Treppe. „ Wir gehen hoch. Nacht Louis.", verabschiedete er sich und brachte Stegi dann die Treppe hoch. Von Louis kam noch ein Nacht zurück und Veni folgte ihnen nach ein paar leisen Worten zu seinem Bruder. Stegi gähnte mehrmals auf dem Weg nach oben und lehnte sich sogar leicht an ihn. War wohl halb im Traumland. War wahrscheinlich besser so, um ihn mit Tim zu konfrontieren. Nicht gerade sanft knuffte Veni ihm in die Seite, um ihn wohl zu warnen. Aber er wusste was er tat. Zu neunzig Moment zumindest. Er öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Tim lag deutlich sichtbar auf der Couch. In seiner halb schlaftrunkenen dauerte es etwas, bis Stegi Tim wahrnahm. Doch dann war wie erwartet die Hölle los. „ Was macht der den hier? So war das nicht ausgemacht. Ich bin durch mit ihm." Jap das hatte er erwartet. Stegi ging auf Abwehrhaltung. Veni blockte wenigstens schon mal die Tür, sodass Stegi nicht mehr raus kam. Wenn Stegi wirklich nicht bereit war ihnen zuzuhören, mussten sie ihn eben in die Mangel nehmen. „ Schlafen.", erwiderte Veni trocken und schob Stegi wieder mehr in seine Richtung, als er bereits versuchte wieder abzuhauen. Demonstrativ verschränkte Veni die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „ Ne vergiss es. Ich bin weg. Lass mich raus." Stegi versuchte sich an Veni vorbei zu quetschen und begann sogar ihn zur Seite zu schieben, als er merkte, dass Veni ihm keinen Platz machen würde. „ Halt. Du hörst jetzt erstmal zu. Tim macht sich Sorgen um dich. Wirklich.", betonte Veni. Stegi schaute so, als würde er gleich anfangen höhnisch zu lachen und sagen, du willst mich verarschen. „ Das seh ich. Liegt auf der Couch und pennt. Die Sorge scheint ja richtig groß zu sein.", meinte Stegi spöttisch und drückte Veni mit deutlich mehr Kraft zur Seite, als dieser erwartet hatte. Schließlich machte Tobi einen Schritt auf ihn zu, packte ihn am Unterarm und zog ihn zu sich, sodass sie Brust an Brust nur Millimeter von einander entfernt standen. „ Okay Schluss jetzt Stegi. Tim hatte viel zu tun und hat es immer noch, deswegen war er kaum daheim, aber er betrügt dich nicht mit jemand anderen. Es sei den du zählst sein Date mit dem Schreibtisch für zwei Stunden jede Nacht als fremdgehen. Ausnahmsweise hat er mal nichts falsch gemacht, außer nicht mit dir zu reden. Am besten sprecht ihr euch morgen mal aus.", versuchte Tobi es auf die ruhige, diplomatische Art. Für einen Moment stockte Stegi, als wäre er in der Bewegung eingefroren und schien ernsthaft über seine Worte nachzudenken. Man konnte ihm ansehen, dass er es glauben wollte, aber nicht konnte. Ihm fehlte das nötige Vertrauen. Daher tat er das für ihn einzig sinnvolle. Stegi blockte ab und versuchte von ihm loszukommen. „ Vergiss es. Der Arsch macht sich keine Sorgen. Schickt euch los und pennt derweil seelenruhig auf der Couch.", tobte Stegi und versuchte Tobi seine Hand zu entreißen. Sein Griff saß jedoch wie ein Schraubstock um sein Handgelenk und Tobi dachte nicht mal im Traum dran jetzt loszulassen. Sonst bekamen sie das zwischen den beiden nie wieder hin. Sie mussten jetzt angreifen und Stegis Vertrauen in Tim wieder herstellen. Zumindest so weit, dass die beiden morgen miteinander reden würden. Schlafmittel war eben doch ne scheiß Idee gewesen. Immerhin konnte Tim so nicht reinreden und alles noch schlimmer machen. „ Tim hat von mir Schlafmittel untergejubelt bekommen, deswegen schläft er. Freiwillig hätte er nie aufgehört seinen Körper unter Stress zu setzen. Er hat seit gestern morgen ununterbrochen nach dir gesucht. Er war über seinen körperlichen Grenzen. Ihm tut es wirklich leid.", versuchte Veni ihn zu überzeugen. Stegis Gezappel ließ nach. Fast so, als denke er wieder ernsthaft über ihre Worte und deren Richtigkeit nach. Tobi sah allerdings noch die Skepsis in seinem Blick und beschloss, dass es noch ein paar aufmunternden Worten bedarf, um Stegi umzustimmen. „ Schaffst du's ihm noch mal zu verzeihen? Trotz seiner Dummheit und der nicht vorhandenen Fähigkeit mit dir zu kommunizieren. Keiner von uns würde dich in eine Beziehung drängen, die dir nicht gut tut Stegi." Tobi versuchte es mit so viel Nachdruck und gleichzeitig Sanftheit zu sagen, dass Stegi nicht mehr daran zweifeln konnte. Betreten senkte Stegi schließlich den Blick, traute sich aber noch nicht den Schritt auf Tim zuzumachen. Ein letztes kleines bisschen Zweifel hatte er noch. Nicht mit seinen Worten oder mit Tim. Er zweifelte an sich selbst. „ Hey Stegi. Du weißt, ich trau nicht vielen Alpha, aber Tim ist wirklich echt okay. Gib dir nen Ruck. Tim tut dir gut.", sprach Tobi sanft weiter auf ihn ein. Stegis Widerstand brach. Sein Verstand ließ die Option Tim als Alpha wieder zu vertrauen zu. Und das war gut so. Stegis nächste genuschelte Frage war einfach die letzte Absicherung, die es bei Stegi noch brauchte, um dem Alpha zu verzeihen. Auch wenn Stegi die Antwort selbst bereits kannte. „ Weiß nicht. Ihr seid sicher, dass er mich nicht.", wollte Stegi dennoch ein bisschen unsicher wissen. Eine witzige Stimme in ihm schrie noch, dass er Tim nicht trauen sollte. Sie hatten ihn dennoch endlich an dem Punkt, wo sie ihn haben wollten, daher konnte Tobi seinen Griff auch lockern und zu einem sanften streicheln über Stegis Handrücken übergehen. „ Tim kann gar nicht so viele Menschen einspannen, wie er für dieses Lügengerüst braucht.", unterbrach Veni ihn sanft aber bestimmt. „ Die Putzfrauen haben ihn morgens um fünf im Büro gesehen. Andrea sagt, Tim war meist der letzte im Büro. Die Mitglieder der Ratsversammlung haben eine Krisensitzung über drei Nächte offiziell bestätigt. Melanie bestätigt, dass er jeden Tag zwei Stunden mit der Jagdgruppe trainiert und mittags dann noch die Ausbildung neuer Mitglieder. Muss ich wirklich noch weiter reden? Der Tagesablauf ist wasserdicht." Stegis Widerstand brach mit Venis Worten endgültig.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt