Kapitel dreiundfünfzig- Spaziergang

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„ Gehen wir ne Runde im Park spazieren? Zwischen mir und Collin is gerade dicke Luft. Außerdem hab ich noch wen mitgebracht." Seine Eltern hackten sich beim ihm ein und zogen ihn sanft in Richtung Park. „ Na dann komm." Gemeinsam liefen sie in den Park. Für einen Spaziergang war es angenehm warm. Die Sonne schien, der Himmel hatte kaum Wolken. Eigentlich war es das perfekte Wetter. „ Wie ist es so bei Tim? Wirst du auch gut behandelt?", wollte seinen Vater wissen, stehen konnte nicht anders als zu necken. Tim würde nie auf die Idee kommen, in schlecht zu behandeln. „ Es ist toll. Ich hab zwar mein eigenes Zimmer, bin aber meist bei Tim. Vermissen tu ich euch schrecklich. Es ist nicht mehr das selbe. Ich wollte eigentlich nicht so schnell erwachsen werden." Sie begann alle zu lachen. Manchmal ging es eben schneller als gedacht. Ab seinem achtzehnten war er auf sich gestellt. Das hatte das Rudel so beschlossen. Nicht nur für ihn, sondern für sämtliche Omega. „ Sollte was sein, kannst du trotzdem immer zu uns kommen. Auch wenn Colin da ist. Du hast eben so das Recht da zu sein, die wie er." Auf seine Eltern war eben verlass. Stegi war bis auf wenige Ausnahmen mit einem tollen Umfeld in Kontakt gekommen. „ Nichts gegen Collin, aber aus dir ist ein gescheiter, kluger Junge geworden Stegi. Wir haben euch nicht umsonst mit Verstand und Herz erzogen. Aus dir und Faye wird sicher mal was anständiges." Das war einleuchtend. Jetzt erst wurde Stegi sich etwas wirklich bewusst. Der Grund, warum sein Bruder eben so war, wie er war. Hier trat ein Spiral- oder Kreiseffekt auf. Lucy und Luca hatten sich auf Faye und ihn konzentriert. Collin kam zu kurz und er wollte Aufmerksamkeit. Egal welcher Form. Sein Verhalten wurde missbilligt und Empathie sank. Dadurch fühlte Collin sich nur noch stärker vernachlässigt und tat noch mehr für Aufmerksamkeit. „ Gebt Colin mehr Aufmerksamkeit, dass wird ihm helfen. Es fühlt sich wahrscheinlich einfach nur vernachlässigt." „ Wir haben stets versucht euch allen gleich viel Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Natürlich funktioniert das nicht immer, aber wir haben es versucht. Wir probieren es. Hoffentlich hast du recht und er wird wieder normal.", entgegnete seine Mutter. Ja das hoffte er auch. Colin war schließlich genauso Familie wie Faye, Tobi, Tim und er. Und Stegi wollte keinen von ihnen aufgeben. „ Sag mal, wie geht es Andrea? Hat sie arg viel zu tun? Im Moment, sonst würden wir mal auf einen Kaffee vorbeikommen. Wir haben uns ewig nicht gesehen.", schwärmt Lucy. Es war für ihn immer toll zu sehen, wie gut sich auch die Eltern seiner Freunde verstanden. Zu Tobis Eltern war das Verhältnis ja noch enger sie hatten sich kennen gelernt, da war Stegi nicht mal geplant gewesen. Tobi war allerdings schon auf dem Weg gewesen. Und wenige Monate später auch er. „ Gerade ist ein bisschen viel los. Aber ich war nicht alleine. Tobey Veni und Finn hab ich mal mitgebracht. Die hatten halt Zeit." „ Tim nicht? Spannt Andrea ihn schon so sehr ein?", wollte Luca mitleidig wissen. Ja, das Leben hatte er sich eben so ausgesucht. Schließlich wusste er, was auf ihn zukam. Das hatte er auch nicht anders gewollt. „ Ja. Ist aber okay für mich. Immerhin darf ich später auch mitmischen. Ich kann und darf dieses Rudel verändern. Das ist alles, was ich je wollte." Seine Eltern strahlten vor Freude. Früher hat er immer davon geschwärmt, dieses Rudel zu verändern und zwar nach seinen Vorstellungen. Jetzt konnte er endlich. „ Du machst das sicher. Schau mal da vorne sind die drei." Sie saßen alle drei auf einer Bank. Wobei Finn er rum turnte und sich langweilte. Finn nahm ihn als erstes wahr und kam auf ihn zu gerannt. Sofort ließ seine Eltern los und fing Finn auf. „ Rette mich bitte, die knutschen die ganze Zeit rum.", jammerte er rum. Tobi sah er jedoch von weitem schon die Augen rollen. Also hatten sie nicht so viel geknutscht. Die beiden kamen jetzt auch zu ihnen. Tobi wurde sofort von Lucy in den Arm genommen und geknuddelt. Das tat sie immer, wenn sie Tobi sah. Egal ob bei einem fünf, sieben, dreizehn, fünfzehn, oder fast neunzehnjährigen Tobi. „ Freut mich, dass wir endlich alle mal Zeit und Ruhe haben.", erklärte Luca, nach dem kurz Veni umarmt hatte. Stegi ließ Finn wieder runter, der jedoch auf einmal ganz schüchtern wirkte. Leicht ging Stegi in die Knie, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. „ Lucy und Luca sind ganz nett. Du hast sie auch schon mal getroffen, wo du jünger warst. Wahrscheinlich kannst du dich nur nicht mehr dran erinnern." Es durften gut zwei Jahre sein, wenn nicht sogar länger. So genau wusste er das nicht mehr. Mit der herzlichen Art seiner Eltern fasste Finn aber schnell Fuß bei den beiden. Und so kam es, dass sie durch den Park liefen und trotz drei erwachsener Kinder Engele, Engele flieg mitspielen mussten. So konnten sie sich schon mal auf Enkelkinder einstellen. Immerhin war Faye fast drei Jahre älter als er und in einer glücklichen Beziehung. Bis da ein Kind in Planung war, konnte es nicht mehr lange dauern. Insgesamt hatten sie einen tollen Tag, an dem man auch viel lachen konnte. Abends lag dann allein im Bett, wieder mit einem Buch. Weder Tim noch Andrea hatten sich bis jetzt blicken lassen. So hatte er für sich und Finn Abendessen gemacht, hatte geschaut, dass er seine Hausaufgaben hatte und ihn dann pünktlich ins Bett verfrachtet. Sein Blick wanderte alle zehn Sekunden zu seinem Handy in Hoffnung, endlich eine Nachricht zu bekommen. Um dreiundzwanzig Uhr gab er auf und schalte das Licht aus. Stegi fiel in einen unruhigen Schlaf. Nicht zu wissen, wo Tim war und ob er wohl auf war, macht ihn beinah wahnsinnig. Wach wurde er, als jemand probierte sich zu ihm ins Bett zu schleichen. „ Was soll das?", quengelte Stegi verschlafen und versuchte die Augen geschlossen zu halten. „ Schlaf weiter Stegi. Alles gut, ich bin jetzt da." „ Wie spät ist es?", fragte Stegi gähnend und schmiegte sich an Tims Brust, kaum dass er lag. „ Um eins. Dreh dich um und schlaf weiter." Und das tat Stegi auch. Am Morgen konnte er sich nicht mal mehr daran erinnern, dass Tim in nachts versehentlich geweckt hatte. Wie auch gestern machte er sich mit Tim fertig, diesmal ging aber mit Tim runter zum Frühstück. Und sowohl Tim als auch Andrea sahen gerädert aus. „ Guten morgen ihr zwei. Gut geschlafen." Sie verneinten beide durch ein Kopfschütteln, wobei Tim sogar noch ein gähnen nach schob. Quasi als Untermalung. „ Tut mir leid. Danke dir Stegi, dass du gestern auf Finn aufgepasst hast. Das wäre alles wieder chaotisch geworden." „ Hab ich gern gemacht. Ist ja jetzt nicht so schwer. Finn ist schließlich auch schon groß. Bald kann man ihn sicher alleine lassen." Das meinte Stegi ernst. Faye hatte in dem alter schon auf ihn aufpassen müssen. Essen hatten ihre Eltern immer gerichtet, sie mussten es nur nach Anleitung warm machen. Bis Stegis jüngerer Bruder kam, war das immer die beste Zeit. Sie hatten immer heimlich Fern gesehen. Damit war Schluss, als sie zusätzlich auf Colin aufpassen mussten. Still sitzen war nicht bei ihm und somit auch kein Fernsehen mehr. Danach waren sie zu alt, um es heimlich tun zu müssen. Auch wenn sie gestern bis in die Nacht gearbeitet hatten, ging es jetzt direkt weiter. Daran musste er sich wirklich gewöhnen. Mit so wenig schlaf kam er in der Schulzeit nicht aus. Wie auch immer Tim das machten seinen Respekt hatte er. Der Morgen verlief recht entspannt, selbst in der Schule. Hier machte langsam auch die Runde, dass er gebunden war. Etwas, worüber Stegi froh war. Dieses ständige oh du bist gebunden, Glückwunsch ging ihm langsam auf den Senkel. Zumal er endlich von allen Alpha in Ruhe gelassen wurde, da sie seinen gebundenen Status respektierten. Zum ersten Mal seit er das erste Mal läufig war, konnte er in der Schule Ruhe und Sicherheit genießen.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt