Also war er doch recht früh zu Tobi abgehauen. War ja immerhin schon elf Uhr durch. Musste er jetzt da anrufen und hoffen, dass Stegi mit sich reden ließ. Sicher konnten sie das schnell klären. Nachdem er sein Handy gefunden hatte wählte er vorsichtshalber Rafis Nummer. Tobi würde wohl eher ihn zur Schnecke machen, als ihn mit Stegi reden zu lassen. „ Ach melden wir uns auch mal wieder aus den Tiefen? Hör mal, Tobi ist ziemlich pissed, weil es Stegi schlecht geht. Was immer du getan hast, änder es bitte." Super. Gab es auch mal einen Menschen, der nicht sauer war, oder was von ihm wollte? Auch wenn er teils selbst schuld war, war es nicht fair. „ Tut mir leid. Er war gestern Abend ziemlich sauer, glaub ich. Aber ich konnte mich kaum mehr auf den Beinen halten. Ich weiß nicht mal, ob er zu mir ins Bett ist." Wahrscheinlich war Stegi das nicht. So wie er ihn kannte, hatte er die Nacht auf der Couch verbracht und war früh morgens abgehauen, um ihm aus dem Weg zu gehen. Verständlicherweise. Klag auf jeden Fall nach mehr nach seinem kleinen, als das er friedlich neben ihm gepennt hatte und er gerade Brötchen holen war. „ Was hast du denn angestellt? So pissed, wie Tobi ist, hast du dir ne Menge zu schulden kommen lassen." Eigentlich nichts, außer sich länger nicht zu melden. Das war ein bisschen blöd gelaufen, aber Stegi hätte zu ihm kommen können, wenn es dringend gewesen wäre. „ Ach das übliche. Führung des Rudel morgens, Training der Jagdgruppe abends. Vormittags neue Mitglieder ausbilden. Abends drei Tage Krisensitzung, weil die Alpha aus dem Nachbarrudel immer mehr in unser Gebiet eindringen. Es gab auch einige Übergriffe auf gebundene Omega. Zwischendrin hab ich noch zwei neue Gesetze verabschiedet und zwei Stunden auf meinem Schreibtisch geschlafen. Ich glaub, ich hab alles recht komplett am Arsch zu sein." Zwei Stunden waren schon viel gewesen. Meist hatte er vielleicht ne halbe Stunde bekommen. Das allein fünf Tage durchzuhalten war extrem anstrengend gewesen. Dann aber noch einwandfrei zu funktionieren und Leistung abzurufen war schier unmöglich. „ Hört sich ja ziemlich übel an. Ist die Info mit den Übergriffen schon offiziell? Ich hab n bisschen Angst um Tobi." Bei Stegi ging es ihm da nicht besser. Er wollte ihn schnellstmöglich wieder bei sich haben. Zu wissen, dass er in Sicherheit war, hatte im Moment oberste Priorität. „ Pressemitteilung geht um eins über meinen Tisch. Du kannst es Tobi also sagen. Nur bitte nicht in Panik verfallen, wir haben alles im Griff. Aber mal was ganz anderes. Ist Stegi bei euch? Heute Morgen war er nicht da und er muss heute nicht arbeiten." Wo sollte er denn auch sonst bleiben. Vielleicht noch bei seinen Eltern. Mehr Ideen hatte er allerdings dann auch nicht. „ Ne. Tobi hat ihn gestern Abend zuletzt gesehen. Wahrscheinlich ist er zu seinen Eltern. Ruf da einfach mal an. Wenn ihn dort auch keiner gesehen hat, kommst du rüber und wir klappern Stegis Kontakte ab. Mach dir keinen Kopf, der taucht schon irgendwo wieder auf. N bissel hast du's schon verbockt mit Stegi. Ist wohl einfach deine Art." Ihm wurde schlagartig unwohl und er hatte das Gefühl kotzen zu müssen. Stegi war nicht bei Tobi und sie hatten gestern Abend gestritten. Oh bitte lass ihn nicht abgehauen sein, dachte Tim. Im Moment traute er Stegi einiges zu. „ Danke Veni. Ich hab's rückblickend selbst versaut und das weiß ich auch. Aber es ging wirklich nichts heute Nacht. Aber der kleine Sturkopf musste es ja unbedingt in der Nacht klären und konnte nicht wie gebeten bis jetzt warten." Sie hätten echt keinerlei Probleme gehabt, wenn Stegi einfach bis zum Morgen auf der Couch geschlafen hätte und dann in Ruhe und mit klarem Kopf mit ihm geredet hätte. Er hätte sich entschuldigen können und alles wäre gut gewesen. Doch nein, Stegi machte es wieder mit viel Drama. Hoffentlich steckte er nicht in Schwierigkeiten. Oder schlimmer war von einem der Alpha abgefangen worden. Daran sollte er besser gar nicht denken. „ Ich kann ihn da verstehen. Hätte auch nicht mehr neben dir schlafen wollen, an Stegis Stelle. Auf dann ich hab so gut wie jeden von Stegi Kontakten. Ich würde bei seiner Chefin anrufen, Max, Fredi und Pat. Übernimm du mal seine Schwester und seine Mutter. Izzy rufst du sicherheitshalber auch mal an. Fällt dir sonst noch wer ein?" Tim überlegte kurz, ob ihm noch jemand einfiel, aber da war niemand. Stegi hatte sich die letzten Monate sehr abgeschottet und mit den wenigsten hatte er wegen zu großer Differenzen im Weltbild überhaupt geredet. Mit wem Stegi die letzten zwei Jahre noch so Kontakt hatte, wusste er nicht. Jemand fiel ihm dann allerdings doch ein. „ Großeltern.", schlug er vor. Es war auf jeden Fall im Bereich des möglichen. „ Kann ich probieren. Dann bis in zehn Minuten.", verabschiedete sich Veni. Sie legten zeitgleich auf. Er wählte direkt Faye's Nummer, doch die ging gleich gar nicht ran. Nicht gut. Gar nicht gut. Vielleicht war sie aber auch einfach damit beschäftigt Stegi zu trösten, weil er es verbockt hatte. Konnte immer noch sein. An diese Hoffnung klammerte sich sein Gewissen. Also nächster Kontakt Izzy. Im Gegensatz zu Faye ging sie ran und war ziemlich überrascht, als Tim ihr erklärte, dass sie Stegi suchen und selbst Tobi nicht wisse, wo er ist. Bei ihr war Stegi leider auch nicht. Aber sie versprach die Augen offen zu halten. Blieb nur noch Lucy. Und so wie er Stegi kannte, hatte er mit seiner Mutter über sein wegbleiben geredet. Dementsprechend sauer sollte sie sein. Egal er musste es probieren. Er wählte ihre Nummer und zögerte kurz, bevor er auf den grünen Hörer drückte. „ Lucy?", fragte Tim hoffnungsvoll, als er endlich hörte, dass jemand am anderen Ende abnahm. Hoffentlich war Stegi wirklich bei ihr. Sonst hatte er ein ziemlich großes Problem. Erstmal durfte er sich wohl aber mit einer wütenden Lucy rumschlagen. „ Hör mal zu mein Freundchen. Du kannst machen, was du willst, aber wenn du meinen Sohn verletzt, dann haben wir zwei Ärger miteinander." Genau das hatte er erwartet. Alle Welt schien sauer auf ihn zu sein.
DU LIEST GERADE
Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende Liebe
FanfictionDies ist der 2 Teil von Bis zum letzten Atemzug- Auf der Straße. Beide Teile können nicht getrennt verstanden werden. Nachdem Tim von dem Zusammenbruch von Stegis Mutter erfahren hat, ist er Zwiegespalten. Soll er es Stegi sagen, soll er noch warte...