Kapitel einhundersiebenunddreißig- Unangenehme Fragen

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Das war doch eine gut Antwort, die nicht all zu viele Unruhen verursachen würde. „ Kannst du mir das Zeichen an deinem Schlüsselbein zeigen?" Stegi zog sein Shirt leicht runter, sodass nur das Zeichen entblößt wurde und sonst nichts. Die Kamera zoomte kurz auf ihn, das konnte er sehen. Zu spät viel ihm der blasse Knutschfleck daneben auf. „ Ich nehme an, der kleine Zusatz ist von Tim. Darf man fragen, ob ihr schon intimer miteinander geworden seid, abgesehen von der Bindung?" Bitte? Stegi wurde rot und verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. Sie durfte ihm doch nicht solche Fragen stellen. „ Ähm darf ich sowas überhaupt sagen?", fragte Stegi unsicher. Er wollte eigentlich ungern diese Frage beantworten. Allerdings war er eh schon total rot und eigentlich wusste man um seine Abneigung gegenüber Alpha und sexuellem Kontakt. „ Prinzipiell ja. Wenn du aber nix dazu sagen willst, ist das auch okay." Wollte er was dazu sagen? Eigentlich wirklich nicht. Andererseits machte das seine Position klar und er setzte ein Statement. „ Nein sind wir nicht. Natürlich vertraue ich Tim, aber ich bin in meinem Leben zu oft von irgendwelchen Alpha benutzt worden. Ich möchte mich klar dagegenstellen. Jeglicher körperlicher Kontakt zwischen Alpha und Omega sollte etwas vertrautes und zärtliches sein. Für mich gehört es verboten, dass Alpha andere Omega so anpacken. Egal ob gebunden oder nicht. Und ich kann auch nicht verstehen, wie Omega einfach nur da stehen und nichts tun, während ihnen ein fremder Alpha an den Hintern fasst. Ich hoffe sehr, dass sich da in den nächsten Jahren ein bisschen was ändern wird." Er hatte ein bisschen zu sehr in die eine Richtung ausgeschweift und das würde sicher nicht allzu gut ankommen, aber irgendwann würde es eh öffentlich werden. Und weder Tobi noch Tim hatte ihn gebremst. „ Der Knutschfleck spricht aber für etwas anderes." Natürlich kam da noch mal ne Nachfrage. Doch er war vorbereitet. „ Ich differenziere für mich Zärtlichkeiten und sexuelle Interaktion. Ich verbiete Tim nicht mich zu berühren. Er darf mich berühren und das möchte ich auch. Ich scheue auch nicht vor dem Rest zurück. Allerdings möchte ich Tim warten lassen, um zu sehen, wie ernst es ihm mit mir ist und natürlich auch, um ein Statement zu setzen. Tim würde mich nie zu etwas zwingen, aber ich möchte da einfach selbst entscheiden, wann ich mich einem Alpha hingebe." Auch wenn er sich recht wohl fühlte, er wollte doch lieber weg von diesem Thema. Und zum Glück kamen sie auch endlich von dem Thema weg. „ Ich denke, das reicht erstmal. Viele wird sicher noch interessieren, wie es kam, dass ausgerechnet ihr beide nach dem Streit wieder zusammen gekommen seid." Das musste er jetzt stark zusammen kürzen und ein bisschen schwammig machen. Er konnte schlecht sagen, dass er sich zu großen Teilen aus Selbstschutz an Tim gebunden hatte. „ Naja also wir wurden von allen Seiten ein bisschen aufeinander zugeschubst, sodass wir gar nicht mehr anders konnten, als miteinander zu reden. Tim hat mich denke ich immer noch geliebt, oder hat sich viel zu schnell neu in mich verliebt. Ich war der skeptischere von uns beiden und ich hab auch länger gebraucht, um Tim wieder zu lieben. Verziehen hatte ich ihm schon länger, aber ich war skeptisch. Nach allem, was mir angetan wurde einem Alpha wieder zu vertrauen und ihn an mich ran zu lassen war keine leichte Sache. Aber ich wollte ihm vertrauen. Als wir uns gebunden haben, hatte ich Gefühle für Tim, aber ich hatte noch Zweifel. Vielleicht ging es auch einfach ein wenig zu schnell. Mir war keine Zeit mehr geblieben, sonst hätte ich diese letzten Zweifel abgewartet, aber mir war wichtig gewesen, mich zu binden, wenn ich Tim vertraue und liebe und das habe ich getan. Ich habe gelernt, dass mir meine Fehler verziehen werden und ich anderen im Gegenzug verzeihen muss. Zwar hat Tim mich verletzt und mein Vertrauen missbraucht, aber ich kann Tims Handlung verstehen und ich weiß, dass es keine Absicht war." Eigentlich war das alles privat und er wollte nichts davon an der Öffentlichkeit wissen. Aber nur so bekam er seine Ruhe. Also musste es wohl oder übel sein. Und zumindest wurde er nicht so bombardiert mit fragen und hatte eine halbwegs entspannte Atmosphäre. „ Eins noch. Es gingen Gerüchte um, dass du abgehauen bist. Kannst du dazu etwas sagen?" Natürlich. Sevi war echt verdammt gut informiert. Woher kam das bitte? „ Es gab eine kleine Differenz, wegen ein paar Kommunikationsfehlern. Allerdings nichts gravierendes. Es hat keine zwei Tage gedauert, bis wir uns wieder ausgesprochen haben. Tim hat mir nichts getan, oder mich belogen. Völlig unbedeutend also." „ Gut eine letzte Frage in eigenem Interesse. Früher hat man dich als Rebellen bezeichnet. Jetzt hast du die Macht Gesetze zu ändern. Wirst du versuchen Dinge radikal zu verändern?" Ganz sicher nicht. So erreichte er nichts. Langsam und mit Zeit war das Zauberwort. „ Rebellisch bin ich durchaus noch, aber niemand hat etwas zu befürchten. Ich möchte hier nicht alles auf den Kopf stellen. Ein paar kleinere Änderungen, die Omega etwas mehr vor Übergriffen schützen, aber das war's erstmal. Ich habe nicht vor, Omegas plötzlich die selben Rechte zu geben, wie Alphas oder Beta. Sowas würde ich eh nicht durchbekommen. Mir reicht ein klein wenig Gleichberechtigung, dann bin ich schon mehr als zufrieden." Mehr war einfach zu viel. Nach einer Verabschiedung wurde er dann endlich erlöst und konnte aufatmen. „ Ich denke, das waren die wichtigsten Fragen. Es ist wirklich gut, dass du alles beantwortet hast. Ich schneide das alles schön zusammen und lass dir die fertige Version zukommen. Dann kannst du mich mal drüber schauen und mir sagen, was du doch raus möchtest. Ich kümmer mich um Veröffentlichung und Rückfragen, so weit es mir möglich ist. Tobi gibt dir meine Kontaktdaten." Stegi konnte nur nicken. Es war ein bisschen viel für ihn gewesen. Nicht unbedingt das Interview an sich, aber alles, was in den letzten Wochen und Monaten passiert war. Ihm war nach Pause zumute. Ganz dringend und am besten jetzt sofort für eine ganz lange Zeit. Sevi umarmte ihn zum Abschied und schlich sich dann hinten raus.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt