Kapitel einhundertsechsundzwanzig- Keine Vorwürfe

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„ Halt! Lass ihn bitte wirklich in Ruhe. Keine Vorwürfe, kein wir haben uns Sorgen gemacht. Sonst haut er noch mal ab. Ich hab Stunden gebraucht, um zu ihm durchzukommen." Er konnte das nicht. Er wollte zu Tobi. Und zwar nur zu Tobi. Sich in seinem Zimmer verkriechen und mit ihm kuscheln. Sich vom Rest der Welt fern halten und in seiner eigenen Welt versinken. Doch der Wunsch wurde ihm nicht gewährt. Lucy trat in den Flur, musterte ihn für einige Sekunden mit großen Augen, bevor sie auf ihn zu kam und ihn dann einfach in ihre Arme schloss. Stegis Herz hämmerte mittlerweile gegen seine Brust und er war sich sicher, dass sie das auch spürte. Trotzdem fühlte Stegi sich schuldig, dass er einfach abgehauen war, auch wenn sie ihm sofort alles verzeihen würde. Für einen kurzen Moment wurde er fester gedrückt und er konnte hören, dass sie leise schluchzte. „ Meine kleine Maus. Was machst du nur?", murmelte sie brüchig und drückte ihn ein Stück von sich weg, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie hob eine Hand und strich ihm dann ganz sanft über die Wange. Wie um sich zu versichern, dass er echt war. Das er ihr Sohn war. Schuldbewusst senkte Stegi den Blick. Die Aktion war total dumm gewesen. Als Preis hatten alle sich Sorgen gemacht und würden ihm wohl Vorwürfe machen. Vielleicht nicht jetzt, aber morgen. Daher versuchte Stegi eine Entschuldigung zu stammeln. Auch wenn das nicht wieder gut machte, was er getan hatte. „ Tschuldige Lucy. Ich...", versuchte er irgendwas hervorzubringen, ohne selbst in Tränen auszubrechen, doch er wurde unterbrochen. „ Ist gut. Du bist der Letzte, der sich Vorwürfe machen sollte.", wisperte sie, zog ihn wieder an sich und streichelte ihm über den Rücken. Stegi spürte die Geborgenheit, die von dieser Umarmung ausging und ließ sich darin fallen. Er hätte wenigstens an seine Eltern denken sollen, bevor er abgehauen war. Oder zumindest an Tobi. Aber nein, er dachte wieder nur an sich. „ Ich hab aber nicht an euch." „ Hör auf! Tu mir den Gefallen und mach dich nicht schlecht, nur weil andere dumm waren. Wir hätten vermutlich alle so reagiert. Und es ist ja nichts passiert. Möchtest du erstmal mit nach Hause kommen?" Nach Hause zu seinen Eltern zu gehen war verlockend, aber ihm war nicht danach. Er wollte bei Tobi bleiben. Sich bei ihm unter die Decke verkriechen und nicht mehr hervorkommen. Andererseits wollte er sie auch nicht kränken. „ Kann ich hier?" Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, wurde er von jemand zweiten unterbrochen. „ Natürlich Schatz. Lass dich drücken." Lucas Arme legten sich um ihn und Lucy und er spürte, wie ihm ein Kuss auf den Hinterkopf gehaucht wurde. „ Beruhig dich mein Schatz. Niemand macht dir Vorwürfe. Du hast alles richtig gemacht.", flüsterte Luca und gab ihm einen weiterer Kuss auf den Schopf. Sie durften immer noch merken, wie heftig sein Herz schlug. Er schaffte es einfach nicht sich zu beruhigen. Dazu hatte er den Leuten um sich herum zu viel angetan. „ Stegi Maus wir fahren heim. Du brauchst deine Ruhe. Sollte was sein, kannst du uns immer anrufen. Bleib bitte bei Tobi." Diese Aufforderung brach ihm das Herz. Sie hatten Angst ihn wieder zu verlieren. Sie vertrauten ihm nicht mehr. „ Weiß ich. Tut mir leid. Ich werd nicht mehr abhauen.", versprach er hoch und heilig. Zumindest nicht, ohne Tobi Bescheid zu geben, wo er war. Der würde ihn als einziger zu hundert Prozent nicht an Tim verkaufen. Seine Eltern lösten sich von ihm, nicht aber ohne ihn noch mal zu küssen. „ Lass dich von mir auch mal drücken. Du hast dich früher schon nicht an Regeln gehalten. Nicht mal, wo du auf die Welt kamst. Mach bloß weiter so. Tim hat's verdient.", munterte Izzy ihn auf und zog ihn noch mal in eine kurze Umarmung, in der er sich genauso gut fallen lassen konnte. Und endlich schaffte er es auch wieder runter zu kommen und sich zu beruhigen. Niemand nahm es ihm übel. Sie waren einfach nur alle für ihn da. „ Einfach nur danke.", erwiderte er flüsternd. Endlich mal wurde ein Fehler nicht nur bei ihm gesehen, sondern auch bei anderen. Stegi ließ sich in der Umarmung fallen. Sofort drückte Izzy ihn fester an sich und gab ihm einen Kuss auf den Schopf, wie sie es schon tat, seit er fünf oder so war. „ Kopf hoch süßer. Es geht weiter. Und den Einlauf hat Tim von uns auf jeden Fall bekommen. Mach dir mal keine Sorgen.", beruhigte Izzy ihn weiter. Sie hatten also schon mit Tim gesprochen. Und wie es aussah, war er nicht hier. Auf eine komische Art und Weise war das erleichternd. Dennoch sollte er wohl mit seinem Alpha mal ein Wort reden. Um das irgendwie zu kommunizieren, fing er einen Satz an, von dem er nicht mal genau wusste, was er sagen wollte. Doch schon nach dem:„ Ich.", wurde er unterbrochen. „ Lass dir nen Tee machen und dann leg dich hin. Du bist n bisschen blass um die Nase.", meinte Izzy und seine Mutter stimmte natürlich gleich mit ein. Was hatte er auch erwartet. Noch mal wurde er von seinen Eltern umarmt und auf die Wangen geküsst, bevor sie Hand in Hand raus gingen, um nach Hause zu fahren. Auch Izzy verschwand nach ein paar leisen Worten zu Tobi mit einem:„ Bau nicht zu viel scheiße." Die übrigen Leute im Flur waren Venis Vater und Louis, die beide bis jetzt nichts gesagt hatten. Louis kam schließlich auf ihn zu und nahm ihn einen kurzen Moment in den Arm. Trotz das er Alpha, ließ Stegi ihn machen und sich in den Arm nehmen. Nun trat auch Venis Vater auf ihn zu und legte so halb einen Arm um ihn, um ihm auf die Schulter zu klopfen. Zeitgleich lösten sich die beiden. Tobi lächelte ihm aufmunternd an, bevor er vorschlug:„ Setz dich, ich mach dir geschwind nen Tee." Tobi wollte bereits in der Küche verschwinden, da hörte er Venis Stimme von oben rufen:„ Mein Gott Tobi, du kannst doch nicht einfach ohne Handy weg gehen und dann bis in die Nacht hinein weg bleiben. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt