Kapitel zwei- Schwesterliche Fürsorglichkeit

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Auch der andere Alpha stand nun auf. „ Das wird schon.", meinte dieser noch aufmunternd, ehe er sich wieder hinlegte. Im nach draußen gehen nahm Tim sein Handy noch mit, da Stegis drüben lag. Auf dem Gang setzte er sich mit Stegi im Arm einfach auf den Boden und hielt ihm dann sein entsperrtes Handy hin. Mit leicht zitternden Händen nahm Stegi es entgegen und gab die Nummer seiner Schwester ein. Das Handy hielt er sich ans Ohr. Nach nur wenige Sekunden nahm jemand am anderen Ende ab. „ Faye hier. Was ist noch?" „ Was ist mit Mom?", fragte Stegi brüchig. „ Stegi? Ich wollte eigentlich nicht, dass du das mitten in der Nacht hörst. Mom ist so weit ok. Sie bleibt zur Beobachtung über Nacht hier. Morgen Früh sollte sie schon wieder entlassen werden. Wir holen dich gegen Mittag ab. Eins noch von Mom. Du bist nicht schuld." Diesem letzten Satz konnte Stegi einfach keinen glauben schenken. Weshalb sollte sie sonst einen Nervenzusammenbruch haben. Einfach so ganz sicher nicht. „ Komm Faye das hast du dir ausgedacht. Es gab nichts, was ihr in letzter Zeit mehr zugesetzt hat, als ich. Ich bin." „ Und was war mit, ich zitiere 'Stegi hat Interesse an einem Alpha, der ihn nicht ausnutzen will und ihn gut behandelt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Gefühle im Spiel sind. Weist du, wie erleichtert Mom deswegen war? Sie hat hier vor Freude das halbe Haus zusammen geschrien. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass du nicht schuld bist." „ Und ich bin immer noch auf der Straße.", gab Stegi schwach zurück. Den Faktor hat sie wohl nicht mit bedacht. Schade, aber ein guter versuch. Seine Lügen waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, dass er es jetzt nicht mal in Erwägung zog mit der Wahrheit rauszurücken. Er merkte ja nicht mal, dass er weiter log. Tim jedoch fiel es auf und er knuffte Stegi leicht, um ihn dazu zu bewegen doch endlich mal mit der Wahrheit rauszurücken. „ Das glaub ich dir nicht Stegi. Du wirst Hilfe von ihm bekommen. Ebenso wie von Tobi und Rafi. Du wirst schnell da weg kommen. Beruhig du dich mal und Kuschel ein bisschen mit Tobi. Wir sehen uns morgen Stegi." Noch bevor er etwas sagen konnte, hatte seine Schwester aufgelegt. Er ließ das Handy in seinen Schoß gleiten und drückte sich näher an Tim. Beruhigend legte Tim die Arme um den kleineren, hauchte Küsse auf seinen Schopf. Bei Stegi fingen stumm die Tränen an zu fließen. Warum war er so egoistisch und hatte wieder nichts gesagt. Nicht mal jetzt, wo seine Mutter im Krankenhaus lag. Er schadete wirklich allen, die ihm nah standen. „ Tim? Bin ich wir,Luca so schlimm?", kam es weinerlich von dem blonden. Sofort spürte er Tim hinter sich dem Kopf schütteln. „ Stegi du bist ein wundervoller Mensch. Wir lieben sich so, wie du bist. Das bezieht auch solche Aktionen mit ein. Sollen wir ins Bett gehen und du probierst noch ein bisschen zu schlafen? Im Moment kannst du eh nichts tun." Mit dem Handrücken wischte Stegi sich die Tränen weg und schüttelte dann den Kopf. Tim drehte ihn an der Taille ein wenig zu sich und küsste ihn sanft auf die Wange. „ Ich werd zu Tobi gehen. Nimm es mir nicht übel. Ich." „ Sch. Ist ok. Du brauchst ihn mehr. Geh ruhig. Wenn was ist, kannst du immer zu mir kommen." Fest umarmte Stegi den brünetten noch mal, ehe er sich komplett löste und aufstand. Kurz sah er Tim in die Augen, ehe er in Richtung Tobis und Venis Zimmer tapste. Wahrscheinlich sah Tim ihm noch ein paar Sekunden nach, den er hörte das leise schließen der Tür erst nach einer Weile. Stegi blieb stehen, wartete zwei drei Sekunden, dann drehte er um. Nicht aber, im doch zu Tim zu gehen. Er musste hier raus und das sofort. Seine Gedanken erdrückten ihn sonst. Barfuß tapste er den Flur entlang, die Treppe mit spärlichem Licht beleuchtet nach unten und zur Eingangstür hinaus. Draußen wehte ein leicht kühler Wind, der ihn trotzdem zum frösteln brachte. Reingehen war aber keine Option. Er beschloss wieder an den Strand zu gehen, so wie er es das letzte Mal schon getan hatte. Scheiß doch drauf, dass es kalt war und er nur Shirt und Boxershorts trug. Er lief den Kiesweg langsam nach unten, da sich die Steine bei jedem Schritt in seine Fußsohlen bohrten. Im hohen Gras ließ er sich dann sinken und fing bitterlich an zu schluchzen. Seinen Kopf auf die Knie gelegt, ließ er seinen Tränen und dem ganzen Frust freien Lauf. Keiner war da, der ihn hören konnte. Mehrere Stunden saß der blonde in der Kälte, versuchte seine Gedanken los zu werden. Sich selbst ein zu reden, dass er nicht schuld war. Doch jedes Mal, dass er den Satz wiederholten, wurden seine Schuldgefühle nur noch größer. Die Lippen waren schon lange blau und sein Körper merklich ausgekühlt. Tränen flossen schon lange nicht mehr. Er hatte einfach nicht die Kraft dazu. Deswegen fühlte er sich fast noch schrecklicher. Er hatte sein ganzes Umfeld unnötig verletzt und das würde er sich ewig vorhalten. Als langsam die Erschöpfung in ihm hoch kroch, beschloss er zurück zu gehen. Arme und Beine fühlten sich schon ganz taub an. Wenn es nach ihm ginge, hätte er die Nacht dort verbracht, aber das wäre wohl nicht gut geendet. Er musste sich beinahe dazu zwingen, sich bis hoch zur Herberge zu schleppen. Als er die Tür öffnete, kam ihm sofort ein Schwall warmer Luft entgegen, der ihm eine Gänsehaut über die Arme jagte. Zitternd rieb er sich über die Arme, während er durch die nur vom Mondlicht beleuchteten Flure tapste, konnte er jetzt einfach Tobi wecken und sich zu ihm legen? War das zu egoistisch? Nein. Tobi war immer für ihn da und er war es auch für ihn. Übel nehmen würde er es ihm nicht. Fast lautlos öffnete er die Tür und schlüpfte hindurch und schloss sie wieder. Das Zimmer war dunkel, sodass er kaum sah, wo er hin trat. Schemenhaft konnte er die beiden dicht aneinander gekuschelt im Bett liegen sehen. Ihm kamen neue Tränen hoch, die er sich selbst nicht erklären konnte. Er sollte einfach wieder gehen. Doch genau jetzt raschelte eine Bettdecke. „ Stegi was ist los?", murmelte Tobi verschlafen und setzte sich, sich über die Augen reibend auf. „ Meine Mutter, sie hatte einen Nervenzusammenbruch.", stotterte Stegi und brach dann in Tränen aus. Tobi zog ihn an der Taille zu sich aufs Bett und nahm ihn in den Arm.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt