IV - Vinja (5/6)

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»Wen haben wir denn da?«

Langsam drehte Vinja sich um. Swyn war herübergekommen und ein Teil seiner Freunde war ihm gefolgt. Alle waren sie dunkel gekleidet und auch wenn der Staub des Platzes sich im Stoff festsetzte, bildeten sie einen düsteren Kontrast zu ihrer Umgebung. Vinja machte einen Schritt zurück. Um sie herum unterbrachen die anderen ihre Übungen und drehten sich zu ihnen.

»Was machst du hier?«, fragte Swyn.

Vinja sah sich Hilfe suchend um, doch ob absichtlich oder nicht, die anderen waren zurückgewichen und bildeten einen fast geschlossenen Kreis um sie. In ihrem Kopf verwandelte sich alles in ein großes Durcheinander.

»Üben«, sagte sie mit leiser Stimme.

»Bitte was?«, fragte Swyn hämisch.

»Ich übe!«, sagte Vinja, dieses Mal lauter.

»Oh!«, antwortete Swyn überrascht, »Du übst?« Er ließ den Blick über die Umstehenden schweifen. »Oder bist du vielleicht doch eher hier, um nach schmutziger Kleidung zu suchen? Sie ist nämlich eine Wäscherin!« Ein paar aus Swyns Gruppe lachten.

Vinja schüttelte den Kopf. Sie merkte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Sie versuchte sie niederzukämpfen. Jetzt bloß nicht weinen, dachte sie. Ihre Unterlippe begann zu zittern.

»Musst du weinen?«, fragte Swyn mit gespieltem Mitleid. »Das wollte ich nicht, das tut mir leid.«

»Was willst du von mir?«, fragte Vinja verzweifelt.

»Ich ...«, begann Swyn, ließ seinen Blick über die Umstehenden schweifen und lächelte zufrieden, »Ich will einen Kampf!«

Raunen brach unter den Umstehenden aus und wieder blickte sich Vinja verzweifelt um. Niemand kam ihr zur Hilfe. Nicko tuschelte aufgeregt mit jemand anderem und Mogram starrte mit ausdrucksloser Miene auf Swyn und seine Begleiter.

»Ein Kampf also!«, sagte einer der Umstehenden und Vinja erkannte, dass es einer aus Nickos Freundeskreis war.

Vinja sah, wie weitere Jugendliche dazu kamen.

»Es gibt einen Kampf!«, sagte das kräftige Mädchen, dass Nicko bei ihrer Ankunft in die Seite geknufft hatte. Ihre Stimme klang aufgeregt.

»Einen Kampf!«

Der Ruf setzte sich fort und zu ihrem Entsetzen sah Vinja, wie von allen Seiten immer mehr Jungen und Mädchen angelaufen kamen.

»Macht Platz!«, rief jemand, »macht Platz!«

Unter Drängen und Stoßen wurde der Kreis um Swyn und Vinja größer gezogen. Zwar drängten die Hinteren nach vorne, aber diejenigen, die weiter innen standen, hielten sie zurück. Panisch blickte Vinja sich um. Sie hatte den Zeitpunkt verpasst, wo sie hätte weglaufen können. Ihr wurde klar, dass die anderen sie nicht mehr hinauslassen würden. Verzweifelt warf sie einen Blick über die Köpfe zum Rand, wo die Soldaten standen. Sie sah, wie einige von ihnen sich aufrichteten, um besser sehen zu können. Ein paar zeigten auf den Kreis und dann begann eine Gruppe sich auf sie zuzubewegen. Hoffnung keimte in Vinja auf. Doch als die Soldaten sich dem Kreis genähert hatten, blieben sie stehen und begannen zu diskutieren, anscheinend darüber, wer von beiden den Kampf gewinnen würde. Vinja wandte den Blick ab, doch sie konnte die Stimmen deutlich auch über das Geplapper der Umstehenden hören.

»Der Junge gewinnt, er hat Erfahrung«, sagte einer von ihnen. Vinja sah, wie Swyn sich seinen Umhang auszog und ihn an einen seiner Begleiter abgab.

Der Untergang Ijarias I - Die Schatten erheben sichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt