Sie war besser vorbereitet als Elno, denn im Licht von Sternen und Mond sah Elno hell die Klinge eines Schwertes aufblitzen und sie stieß es ohne Erbarmen in Richtung des Drachenreiters. Völlig überrascht hob dieser seine Lanze zur Verteidigung und es gelang ihm, Finiel Stoß abzuwehren. Doch er büßte sein Gleichgewicht ein und zerrte ungelenk an den Zügeln seines Drachen. Der schwarze Drache war von Briesenes Angriff ins Trudeln geraten und nun warf er den Kopf dem Zug der Zügel folgend zur Seite. Miro warf den Kopf herum und machte eine halbe Rolle seitwärts und jetzt war auch er wieder dem schwarzen Drachen zugewandt.
Finiel.
Elnos Herz schlug höher und Hoffnung keimte in ihm auf. Finiel war gekommen, um ihn zu retten. Hatte es geklappt, als er Briesene gerufen hatte, oder war sie einfach so gekommen, es war ihm egal.
»Finiel!«, brüllte er laut. Kurz wandte sie sich zu ihm und er blickte in ein grimmiges und entschlossenes Gesicht. Sie nickte kurz, dann fixierte sie wieder den schwarzen Drachen, denn Drache und Reiter waren alles andere als geschlagen. Der Drache hatte sich wieder gefangen und mit ein paar wilden Flügelschlägen an Höhe gewonnen. Elno sah, dass Briesenes Klauen eine Wunde in die Seite des Drachen gerissen hatten, aus der dunkles Blut in die Tiefe tropfte.
Er verharrte einige Meter über ihnen, dann zog der Drachenreiter erneut an den Zügel und der Drache wandte sich ab und schoss davon in die Nacht. Einen Moment geschah gar nichts, dann setzte sich Miro wieder in Bewegung. Erst langsam, dann immer schneller werdend folgte er dem Drachen, bis er fast wieder seine alte Geschwindigkeit erreicht hatte. Elnos Hochgefühl, das ihn beim Eintreffen von Finiel ergriffen hatte, verschwand. Dann tauchten Finiel und Briesene an ihrer Seite auf.
»Was um alles in der Welt machst du hier?«, brüllte sie zu ihm herüber. Ihr Gesicht war nicht mehr grimmig und Elno erkannte Elno Angst darin.
»Miro!«, rief Elno hinüber, als würde das als Erklärung reichen.
Finiel betrachtete Miro einen Moment, dann rief sie zu Elno herüber: »Miro ist verletzt! Wir müssen umkehren!«
Bevor Elno etwas zu ihr hinüberrufen konnte, war es Miro, der antwortete. Er stieß ein lautes Grollen aus, bestimmend und in seiner Aussage nicht falsch zu verstehen, auch wenn er keine Worte verwenden musste.
Es war ein klares Nein.
Elno sah, wie Finiel ihren Blick wieder nach vorn wandte und schwer schlucken musste. Ihre Hände zitterten und für einen Moment meinte Elno, eine Träne in ihren Augen aufblitzen zu sehen.
»Gut!«, stieß sie hervor, doch es klang verängstigt und unglücklich.
Der schwarze Drache tauchte wieder vor ihnen auf, doch ein Stück weiter unter ihnen und er verlor weiter an Höhe. Miro und Briesene beließen es jedoch dabei, ihn zu verfolgen.
Vielleicht ist er schwerer getroffen, als es den Anschein hatte, dachte Elno.
Nach kurzem Flug begann ein Geräusch an Elnos Ohr zu dringen. Erst klang es, als würde der Gegenwind lauter rauschen, doch dann erkannte Elno, was es war. Es war das Tosen eines Sturmes. Er blickte in die Nacht vor ihnen und in der Ferne sah er dicke, dunkel Wolken, aus denen vereinzelt helle Blitze zuckten. Donnergrollen rollte zu ihnen herüber.
Der ewige Sturm, dachte Elno, wir nähern uns dem ewigen Sturm. Er blickte hinab und sah, dass sie sich wieder dem Boden näherten. Das Gebirge flachte hier stark ab und je näher sie dem Sturm kamen, desto ebener wurde der Grund.
»Ich denke, er landet!«, rief Finiel. Als er ihrem ausgestreckten Arm folgte, sah er, dass der schwarze Drache tatsächlich fast den Boden erreicht hatte. Finiel war kaum noch zu verstehen, denn der Sturm war nicht mehr weit von ihnen entfernt. Elno erschien er wie eine Wand. Es war eigentümlich, doch Blitz und Regen, Wind und Sturm schienen genau bis zu einer bestimmten Grenze zu tosen und zu stürmen, während auf ihrer Seite der Grenze alles ganz normal erschien. Der schwarze Drache setzte hart auf den Boden auf und ließ Flügel und Kopf hängen. Bei der Landung torkelte er zur Seite und Elno sah, wie ein dunkles Bündel von seinem Rücken auf den Boden fiel. Aus dem Bündel konnte man einen gequälten Laut hören.
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Der Untergang Ijarias I - Die Schatten erheben sich
FantasíaEntdecke den Untergang Ijarias - Ein episches Abenteuer voller Mut, Magie und Freundschaft! Ein dunkler Schatten zieht auf über Ijaria, der prachtvollen Hauptstadt des Freien Reiches, und das Schicksal von drei jungen Helden steht auf dem Spiel. Eln...