Der Weg quer über den Acker war anstrengend und beschwerlich. Immer wieder stolperte er, rappelte sich auf und lief weiter. Schon nach kurzer Zeit bekam er Seitenstiche und ihm wurde schwindelig. Keuchend blieb er stehen und stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab. Was sollte er nur tun? Er entschied sich, zu einem der nahe gelegenen Bauernhöfe zu laufen. Nicht zu dem von Bauer Meg, der am nächsten lag. Meg hatte viele Hunde, die ihn sicher entdecken würden. Doch ein Stück weiter gab es einen kleineren Bauernhof, auf welchem es früher nur einen alten Köter gegeben hatte. Es war zwar schon eine Weile her, dass Elno sich an einen der Höfe herangeschlichen hatte, aber er musste es versuchen. Als er wieder zu Atem gekommen war, lief er weiter.
Der Morgen war schon weit vorangeschritten, als er die Hügel erreichte, die auf der Rückseite des Hofes lagen.
Auf dem Bauch liegend kroch Elno die letzte Hügelkuppe hinauf.
Von hier aus konnte er auf den Innenhof des Bauernhauses schauen. Links lag die Scheune und auf der anderen Seite die Ställe. Ihm gegenüber lag das Wohnhaus.
Zu seinem Glück war der Hof leer. Nicht einmal der Hund war zu sehen. Gerade hatte Elno all seinen Mut gesammelt, um hinunter zum Hof zu schleichen, als ein Mann aus dem Stall kam. Er war groß, fast so groß wie Bolg, aber nicht so kräftig gebaut wie dieser. Sein Haar war kurz und er trug keinen Bart. Vor sich schob er eine Schubkarre, in der altes Stroh lag. Er pfiff ein Lied, leerte die Schubkarre auf einen großen Haufen hinter der Scheune, dann fuhr er zurück zum Stall. Elno wartete. Ein weiteres Mal kam er heraus, leerte die Schubkarre und ging zurück zu den Ställen. Das war Elnos Gelegenheit. Er sprang auf und lief den Hügel hinunter zur Scheune. Dort presste er sich mit angehaltenem Atem an die Holzwand. Er warf einen Blick zum Stall. Von dem Mann war noch nichts zu sehen, aber Elno hörte ihn pfeifen. Er warf einen Blick über den Hof. Nichts regte sich. Elno lief los und rannte zu dem Haus auf der anderen Seite. Hier angekommen, lief er geduckt zu einem der kleinen Fenster und spähte hinein. Soweit er es erkennen konnte, war der Raum leer. Eine Tür, die ins Haus führte, war nur wenige Meter von ihm entfernt. Er lief hinüber und öffnete sie mit zitternden Fingern. Seine Hände waren schweißnass und sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Ein letztes Mal sah er sich um, dann trat er über die Schwelle ins Innere des Hauses und schloss die Tür hinter sich. Bei seinem letzten Blick nach draußen sah er den Mann aus dem Stall kommen. Dann war die Tür zu.
Im Haus war es ruhig. Elno hörte nur seinen eigenen Atem und das Pochen seines Herzens. Hatte der Mann ihn gesehen? Elno lauschte, bis er den Mann wieder pfeifen hörte.
Erst dann wandte er sich von der Tür ab. Der Raum, den er betreten hatte, war klein und dunkel. Ein paar Stiefel standen an der Wand, daneben lehnten rostige Werkzeuge. Rechts von ihm war ein Durchgang, der in einen größeren und helleren Raum führte. Vorsichtig schlich Elno hinein.
Einen Raum wie diesen hatte Elno noch nie gesehen. Er war sauberer und aufgeräumter als ihre Hütte. In der Mitte stand ein großer Tisch aus hellem Holz. Auf dem Tisch stand eine Vase, in der Blumen steckten. An den Wänden standen Regale, deren Bretter sauber und gerade waren, und in ihnen stand allerlei Gerät, das Elno nicht kannte.
Zu seiner Enttäuschung fand er jedoch nichts Essbares.
Auf der anderen Seite des Raumes entdeckte er eine weitere Tür. Elno lauschte einen Moment und als er niemanden hörte, öffnete er sie. Erleichtert stellte er fest, dass sie in die Küche führte.
Hier gab es Unmengen von Töpfen, Krügen, Flaschen, Tellern, Bechern und Besteck. Elno öffnete eine weitere Tür. Schlagartig wurde ihm schwindelig von den guten Gerüchen, die auf ihn einströmten. Er hatte die Speisekammer gefunden. Käse, Fleisch, Brot und auch Süßwaren wurden hier aufbewahrt. Am liebsten hätte er die Tür geschlossen und sich in der Kammer den Bauch vollgeschlagen. Aber dafür hatte er keine Zeit. Schnell griff er sich ein Brot, einen gut riechenden Käse und eine große Wurst.
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Der Untergang Ijarias I - Die Schatten erheben sich
FantasiEntdecke den Untergang Ijarias - Ein episches Abenteuer voller Mut, Magie und Freundschaft! Ein dunkler Schatten zieht auf über Ijaria, der prachtvollen Hauptstadt des Freien Reiches, und das Schicksal von drei jungen Helden steht auf dem Spiel. Eln...