Als ich aus der Bahn ausstieg, war das erste was ich tat einen tiefen und langen Atemzug in meine Lungen zu lassen. Die Luft an der Nordsee hatte ich mir irgendwie .. frischer vorgestellt.
»Wir stehen ja auch noch am Bahngleis und nicht am Meer« meldete sich Lia, meine innere Wölfin.Sie hat sich mir damals, nach meiner ersten Verwandlung, als ich 15 Jahre alt wurde vorgestellt. Dann erklärte sie mir das sie jetzt zu mir gehört und ich zu ihr. Sie ist meine Beste Freundin seit mittlerweile vier Jahren.
» Jaja sei ruhig, ich weiß das war eine blöde Annahme.« antwortete ich ihr.
Um mit Lia zu kommunizieren, genügte es etwas klar in meinen Gedanken zu ihr zu sagen. Von außen betrachtet, konnte es trotzdessen auf manche Menschen befremdlich wirken so vor sich hin zu starren, während man offensichtlich mit sich selbst sprach.
Ich nahm meinen Koffer und rollte ihn hinter mir die Treppe runter.
Jetzt musste ich nur noch den Bus nehmen, fünfzehn Minuten fahren und dann war ich endlich da. Geduldig wartete ich an der Haltestelle auf meinen Bus, als ein sehr schönes Auto, der Marke Audi, vor mir anhielt. Das Modell konnte ich aber nicht benennen.
Das Fenster fuhr herunter und ein verdammt gutaussehender Mann schaute mich mit seinen hellbraunen Augen an. Auf seinem Gesicht erkannte ich einen Drei Tage Bart. Seine Lippen umspielte ein selbstsicheres lächeln.
»Wohin des Weges, schöne Dame?« Ich lachte innerlich auf.
»Ignorier ihn einfach. Wir warten auf unseren Gefährten und er ist es offensichtlich nicht!«
Mein Wolf redete sich so in Rage das ich kaum denken konnte.
»Halt die Klappe Lia, ich kann nicht antworten wenn du die ganze Zeit plapperst !«
Ich lächelte den fremden freundlich an. Normalerweise vermied ich es mit fremden zu reden. Der Mann sah zwar wirklich gut aus und in einem anderen Leben wäre ich bestimmt mit ihm ausgegangen, doch in diesem Leben wäre das nie passiert.
»Konzentrier dich, Isa !« riss Lia mich aus meinen Gedanken. Ich verdrehte die Augen und sie knurrte mich daraufhin an.
Ich holte noch einmal tief Luft bevor ich meine Antwort vorbereitete. »Ich mache Urlaub hier. Alleine. Das soll auch so bleiben, war aber sehr nett dich kennenzulernen.«
Den Mann lächelte ich zum Abschied nochmal freundlich an, bevor ich hinter das Auto zu meinem Bus ging und einstieg. Als ich mich setzte holte ich nochmal tief Luft. Geschafft.
»Gut gemacht Isa! Freundlich aber bestimmend abgewiesen.« Sie jaulte zufrieden, was mich grinsen ließ.
In meinen Gedanken versunken schloss ich kurz meine Augen. Bus fahren war eine meiner wenig gemochten Dinge, aber ein Auto konnte ich mir bis jetzt nicht leisten, zumindest seitdem meine Eltern mich nicht mehr unterstützten.
Vor sechs Wochen hatte ich mich von meinem Freund getrennt, er war der Beta unseres Nachbarrudels, allerdings war er eben nicht mein Gefährte. Er war nicht der Mann den die Mondgöttin für mich vorgesehen hatte. Meine Eltern waren Alpha und die Luna unseres Rudels. Geschwister hatte ich keine, sondern war Einzelkind. Meine Mutter konnte nach mir keine weiteren Kinder haben, dies bedeutete das ich den Alpha Titel nicht erben konnte, das ist nur den männlichen Kindern des Alphas gestattet. Aber mein Ehemann konnte ihn erhalten sobald mein Vater abtritt oder stirbt. Hatte ich bis dahin keinen Ehemann gefunden, musste das Rudel um den neuen Alpha kämpfen. Mich interessierte der ganze Kram aber nicht, ich wollte mein Leben so leben wie Ich das wollte. Unabhängig davon wer mir Vorschriften machen wollte. Mein Vater sagte mir damals, dass es keinen Unterschied machte ob man seinen Gefährten oder seinen Ehemann heiratet, solange man aus Liebe heiratete. Er war der Ansicht das mein Exfreund Beta Rion die beste Partie war die ich hätte haben können. Aber ich wollte das nicht. Ich war eine hoffnungslose Romantikerin und wollte mit meinem Seelenverwandten zusammen sein bis ich sterbe. Nicht mit irgendwem sondern nur mit meinem, von der Mondgöttin ausgewählten, Gefährten. Zudem war ich noch jung und hatte genug Zeit meinen Seelenverwandten zu finden.Löwenbach. Meine Haltestelle.
Ich stieg aus und atmete einmal tief durch.
»So hab ich mir die Luft hier vorgestellt.« sagte Lia. Grinsend holte mein Handy für das Navi raus und gab die Adresse ein. Nun musste ich noch 8 Minuten laufen und ich war da. Die Sonne war auch schon fast untergangen und die Straßenlaternen begannen zu leuchten. Hinter dem Häusern erkannte man das sanfte orange mit einigen lilanen Akzenten darin.
Ein wunderschöner Sonnenuntergang. Ganz dunkel war es zwar noch nicht, aber dunkel genug das mir ein wenig unwohl wurde war es schon.
Die Dunkelheit mochte ich in meiner normalen Gestalt noch nie, als Wolf war es etwas ganz anderes Nachts unterwegs zu sein. Dort fühlte man sich frei und unbesiegbar, so als könnte einem nichts passieren. Als ich um die Ecke bog kam mir ein groß gewachsener Mann entgegen, weswegen ich kurz zusammenzuckte.
»Beruhig dich, dir passiert schon nichts. Das war ein normaler Mann, der warscheinlich nur Nachhause geht.« schimpfte Lia mich an. Da hatte sie recht aber ich zuckte trotzdessen kurz zusammen. Nachdem ich links um die Ecke auf die Hauptstraße abbog, konnte ich das Hotel schon erahnen, jetzt waren es nur noch zwei Minuten den Weg entlang und ich war da. Mein Handy steckte ich wieder in meine rechte Hosentasche und ging einen Gang schneller zum Hotel. Als ich durch die Tür ging, fiel die letzte Anspannung von mir ab. Endlich.~
»Herzlich Willkommen im Spa Hotel La Spa. Mein Name ist Jessy Libel. Wie darf ich Ihnen weiterhelfen?« Vor mir stand eine mittzwanzigerin mit sehr langen blonden Haaren in einem dunkelblauen Anzug, der ihr fantastisch stand. Die Kurven waren genau richtig an ihrem Körper verteilt. Ihr Gesicht leuchtete im Licht der Rezeption, wodurch ihre grünen Augen hervorstachen. Sie sah atemberaubend schön aus.
»Du bist auch atemberaubend schön Isa, also wir meine ich.« Mein Wolf ließ mich schmunzeln.
»Hi, ja ich habe eine Reservierung für Wilson.« antwortete ich auf ihre Frage. Sie nickte und tippte etwas in ihrem Computer ein. »Frau Wilson, ich sehe ihre Reservierung hier. Allerdings wurde ihr Zimmer leider überbucht und wir können es Ihnen so nicht mehr anbieten. Es tut uns sehr leid.«
Überbucht? Was sollte das denn heißen ?
»Ich habe vor 5 Wochen reserviert und auch schon 40% angezahlt. Sie müssen mir doch ein Zimmer geben können. Ich kann doch nichts für eine Überbuchung.« Antwortete ich ihr etwas zorniger als ich es ursprünglich geplant hatte. Lia mischte sich ebenfalls ein »Dann sollen die uns einfach ein anderes geben? Wie schwer kann das sein?«
Sie tippte weiter auf ihrer Tatstatur rum bis sie zwei Minuten später erneut zu mir hoch schaute. Ein zaghaftes, aber ehrliches Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Also wir können Ihnen kein Zimmer in Ihrer Kategorie anbieten. Allerdings sehe ich hier das wir noch ein Queen Size Zimmer zur Verfügung hätten. Das wäre aber mit einem Aufpreis von 123,54€ für ihren Aufenthalt verbunden. Ich kann Ihnen, als Entschuldigung unseres Hauses, ihr Armband aufladen sodass Sie das Abendbuffet während Ihrem Aufenthalt kostenlos genießen können.« Ich stimmte ihrem Vorschlag zu um ihr danach meinen Ausweis und meine Kreditkarte hinzuhalten.
Mich nervte es allerdings trotzdem, weil ich das Geld eigentlich für Ausflüge benutzen wollte und nicht für für ein größeres Zimmer. Vorallem war die Reservierung dann auch völlig umsonst.
»Besser so als ohne Zimmer am Strand schlafen zu müssen.« »Ja das hast du wohl recht Lia, obwohl ich mir das schon schön vorstelle unter den Sternen zu schlafen.« Sie grinste, das konnte ich sehr deutlich spüren. Die Dame gab mir meine Schlüsselkarte, sagte mir wo ich mein Zimmer finden konnte und dann bekam ich noch ein Armband für den Spa Bereich. Kurz darauf machte ich mich auf den Weg zu den Aufzügen.Mein Zimmer hatte die Zimmernummer 438, also war es im vierten Stock. Ich drückte den Knopf und wartete geduldig auf den Aufzug. Als er endlich runter kam, ich einstieg und die Nummer 4 drückte, sprintete plötzlich Mann auf den Aufzug zu.
»Halten Sie den Aufzug bitte auf.« Rief er mir hektisch zu. Ich hielt meine Hand zwischen die sich schließenden Türen sodass sich die Türen wieder öffneten. Beim näheren hinsehen erkannte ich den Mann.
»Was für ein Zufall.« sagte er an mich gewand und grinste frech.
»Der steht wohl auf Körbe« bellte Lia. »Oder er ist auch nur zufällig hier weil er Urlaub macht.« antwortete ich ihr. Lia schnaubte abfällig und blieb dann endlich ruhig.
»Wohnst du hier während deinem Urlaub?« Nickend schaute ich auf den Boden. »Cool, willst du mal etwas mit mir trinken gehen? Ganz unverbindlich natürlich.« Ich spürte seinen Blick auf meiner Haut und es hinterließ ein merkwürdiges Gefühl in meiner Magengegend. Mir gefiel zudem sein Unterton ganz und gar nicht. Da klang etwas seltsames in seiner Stimme mit, als würde er damit rechnen das es nicht bei einem Drink geblieben wäre.
»Nein danke.« antwortete ich ihm kurz und wollte an ihm vorbei gehen um zu meinem Zimmer zu kommen. »Ach komm schon. Sei nicht so verklemmt. Nur ein Drink.« Er bekam mein Handgelenk zu fassen und umschloss es vollständig.
»Ich sagte nein.« Meine Augen glühten vor Wut als ich ihm meine Hand entriss. Er ging auf die linke Seite des Aufzugs und hielt seine Hände hoch, als wollte er sich ergeben.
»Dann halt nicht, du Zicke.«
Sobald er mich los ließ ging ich schnell aus dem Aufzug und lief den Flur zu meinem Zimmer entlang. Das Gefühl das es das mit ihm noch nicht war wurde in mir immer stärker.
»Was für ein Schwein.« sagte Lia angewiedert. »Das war wirklich unheimlich wie er mich angefasst hat. Ich verstehe nicht was an meinem ersten Nein so schwer zu verstehen war.«
Ich lief den Gang entlang bis ich meine Zimmernummer auf der rechten Seite des Flures sah. Ich drehte mich nochmal um, keine Person war zu sehen. Gut. Dann öffnete ich meine Türe und ging in mein Zimmer, kurz darauf warf ich mich direkt auf das Bett. Nicht einmal mein Bett zuhause war so bequem wie dieses. Hier blieb ich bis zum nächsten Morgen erstmal liegen und entschied mich direkt schlafen zu gehen.
DU LIEST GERADE
Entführt ~ Verkauft ~ Versklavt
WerewolfIsabell, eine 19-jährige Werwölfin, sehnt sich nach einem friedlichen Urlaub an der Nordsee. Doch ihre Träume zerschellen, als sie von dem charismatischen, aber gefährlichen Sian entführt wird. Trotz seiner düsteren Aura verfällt sie seiner magnetis...