Kapitel 5

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Das Gefühl von einem Morgen nach einer harten Partynacht kam mir in den Sinn als ich meine Augen öffnete. Mein Kopf, meine Glieder und meine Nase schmerzten. Der Geruch des Cloroforms stieg mir erneut in die Nase.

Sian.

Ich hatte ihn zum Abendessen eingeladen und auf dem Parkplatz hatten wir uns geküsst. Bei dem Gedanken pulsierte meine Mitte schmerzhaft und ein Gefühl der Erregung überkam mich. Um das Gefühl zu unterdrücken, presste ich meine Schenkel aneinander. Konzentrieren und den gestrigen Abend Revue passieren lassen, das musste ich jetzt tun.
Wir waren im Restaurant, hatten uns draußen geküsst und er drückte mir dieses Tuch auf den Mund. Irgendein Teil passte nicht zusammen, warum hatte er das getan?
Meine Augen taten weh und ich entschied mich sie zu reiben damit ich klarer sehen konnte wo ich mich befand.
Mein Blick wanderte durch den Raum und blieb an dem Bett neben mir hängen. Dort lag ein schlafendes Mädchen, zumindest hoffte ich das sie schlief.
Ich suchte den Raum mit meinen Augen weiter ab, erkannte aber nichts außer das Bett auf dem ich lag und zwei kleinen Schränken. Der Raum war groß und die Wände kahl. Er war aufjedenfall in die Jahre gekommen und ein neuer Anstrich konnte er auch mal vertragen.
Meine Augen gingen wieder zu dem Mädchen.
«Hey! Bist du wach?« brüllte ich ihr zu.
Sie ignorierte mich. Oder war wirklich tot.
»Hör auf mich zu ignorieren und sag mir wo wir sind!« Sie gähnte leise bevor sie sich zu mir umdrehte. Ihre eisblauen Augen schauten direkt in meine.
»Wenn du so weiter brüllst, findest du es gleich heraus.« Ich verstand nicht was sie damit andeuten wollte, bis ich schwere Schritte vor der Tür, gegenüber von meinem Bett, hörte.
Leise Stimmen waren zu hören, lauschen brachte aber nichts da ich kein Wort verstand.

Dann wurde die Tür so brutal und schnell geöffnet, dass sie gegen die Wand schepperte.
»Na sieh mal an, wer da wach ist.«
Ein Mann Mitte dreißig betrat den Raum. Seine gewaltige Größe jagte mir eine heiden Angst ein.
Mein ganzer Mut war wie weggeblasen und ich konnte nichts antworten. Meine Stimme hatte versagt und ich war nicht in der Lage zu sprechen.
»Hat es dir die Sprache verschlagen, Isabell?«
Woher kannte er meinen Namen?
»Wer bist du und wo bin ich hier?!«
Erst jetzt bemerkte ich ein brennendes Gefühl in meinem rechten Oberarm. Ich bekam die Stelle zu fassen und strich darüber. Dort spürte ich eine Wunde die offensichtlich genäht wurde. Wut stieg in mir auf.
»Was habt ihr mit mir gemacht ?!«
Das Mädchen zuckte bei meiner frage zusammen, sie hatte bestimmt nicht mit dieser Lautstärke meinerseits gerechnet.
Der Mann kam näher an mein Bett, setzte sich aber nicht.
»Ich fange mal leicht an. Mein Name ist Oscar, du bist in meinem Keller. Was war die dritte Frage nochmal?« Er fasste sich spielerisch ans Kinn.
»Achja, was wir mit deinem Arm gemacht haben. Das ist ganz einfach. Wir haben die Haut an deinem Oberarm ein bisschen aufgeschnitten und eine kleine Silberplatte hinein operiert. Die Wunde wurde genäht und sollte bald abgeheilt sein.«

Silber.

Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte ihn zerfetzt. Das Silber hinderte mich leider daran.
Silber war giftig für Wölfe. Es schwächte uns.
»Du wirst nicht in der Lage sein mit deinem Wolf zu kommunizieren oder dich zu verwandeln, also versuch es garnicht erst. Wenn du dich an die Regeln hältst, läuft hier alles wunderbar. Verstößt du dagegen, wirst du bestraft. Hast du das verstanden, kleine?«
»Was habt ihr mit mir vor?« presste ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Oscar schaute mir tief in die Augen als ein dunkles, schmutziges Lächeln seine Lippen umspielte.
»Wenn es gut für dich läuft wirst du von einem reichen Sack gekauft. Falls nicht kommst du nach oben in den Laden und verdienst Kohle für uns. Einen Wolf findet man nicht so leicht, und DU wirst uns einen Haufen Kohle einbringen meine süße.«

Er machte auf den Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Mit einem lauten Knall wurde die Tür zugeschlagen und kurz darauf abgeschlossen. Ich wandte mich wieder an das Mädchen im Bett neben mir.
»Was ist mit dir ? Weißt du was die mit dir vorhaben?«
Sie nickte traurig bevor sie mir leise antwortete »Ich wurde gekauft. Ich warte darauf das ich abgeholt werde um vorzeigbar gemacht zu werden für ihn.«
Es musste doch einen Weg hier raus geben. Als ich vom Bett aufstand verlor ich den halt und fiel rückwärts wieder aufs Bett. Verdammt.
»Du brauchst keinen Ausweg suchen, es gibt keinen. Die Fenster sind vergittert und die Türe abgeschlossen. Ich hab mich damit abgefunden eine Sklavin zu werden, was anderes bleibt mir leider nicht übrig.«
In ihren blauen Augen spiegelte sich eine unsagbar große Traurigkeit wieder die ich kaum ertragen konnte.
»Ich finde einen Ausweg und dann hauen wir zusammen ab.«
Sobald ich einen Ausweg gefunden hatte, wollte ich zurück kommen um sie mitzunehmen, um alle Mädchen zu befreien. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen.
»Mach dir keine Hoffnungen. Wenn du Glück hast kauft dich jemand der liebevoll ist und dich gut behandelt, nicht so als wärst du seine Sklavin.«
Ich wollte zu niemanden gehen, egal ob derjenige ein netter Kerl war oder nicht. Wer eine Frau kaufte um sie als Sklavin zu halten, verdiente weder Respekt noch sonst ein Gefühl, außer Hass. Hass verdienten sie alle.
Wir unterbrachen die Unterhaltung als ich hörte wie ein Schlüssel im Schloss der Türe gedreht wurde. Die Tür schwang auf und..

Entführt ~ Verkauft ~ Versklavt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt