Unangenehm

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Ich fuhr die ganze Strecke nach Hause durch, mit nur einer einzigen Pause dazwischen.

Während der langen Fahrt hatte ich mir die Augen ausgeheult, Gott und die Welt verflucht und sogar ein bisschen bereut, ohne Verabschiedung gegangen zu sein.

Meine Freunde hatten das nicht verdient, ich war ihnen eine Erklärung schuldig und nun - nun hatte ich mir die Chance dazu selbst vermasselt.

Ich hatte nicht klar denken können und hatte einen Entschluss gefasst, den ich nun zutiefst bereute, aber damit musste ich nun leben.

Um diese Zeit, es war bereits 10 Uhr morgens, würden die anderen sowieso schon bemerkt haben, dass ich nicht mehr da war.

Als ich in unsere Strasse einbog und gerade mein Auto die Auffahrt hinauflenken wollte, staunte ich nicht schlecht, als ich ein mir von gestern sehr bekanntes Auto davor parkiert sah.

Flavios Auto.

Ich drückte sofort auf die Bremsen und hielt Ausschau nach meinem Ex-Freund, der tatsächlich in seinem Auto sass und auf seinem Handy herumtippte, jedenfalls solange, bis er mich bemerkte.

Ich stieg, gleichzeitig wie er, aus meinem Wagen, schlug die Türe zu und lief wütend auf ihn zu: „Was zum Teufel machst du hier?!"

„Ich konnte dich nicht hier alleine lassen, jemand muss doch auf dich aufpassen," verteidigte er sich mit einem Grinsen im Gesicht, dass ich ihm am liebsten eine richtig schöne Ohrfeige verpasst hätte.

„Und das musstest ausgerechnet du sein? Wieso bist du überhaupt schon vor mir hier?!" fragte ich verwirrt und gähnte, weil ich so müde war.

Mir fehlte eindeutig der Schlaf.

„Was kann ich dafür, wenn du eine 45 minütige Kaffeepause auf dem Weg einlegst? Nicht alle sind so Koffeinabhängig, wie du," sagte er und zuckte mit den Schultern.

Oh ja, auf diese Erklärung hätte ich auch selbst kommen können.

Aber den Kaffee hatte ich dringend nötig gehabt, sonst wäre ich auf der Fahrt womöglich noch mitten auf der Autobahn eingeschlafen und das wäre...sagen wir mal, unvorteilhaft gewesen.

„W-woher weisst du denn überhaupt, wo ich und die Jungs wohnen? Haben sie es dir verraten?"

„Nein, nicht direkt," erklärte Flavio und wich meinem Blick aus, „das warst eher du."

„Ich? Das versteh ich nicht...ich hab mich doch nie bei dir gemeldet, ich hab auf meine Diskretion geachtet," stotterte ich vor mich her und versuchte vergeblich, eine Erklärung für all das hier zu finden, aber mir fiel keine ein.

Mein Verstand lief sowieso nur noch langsam, ich vermisste mein Bett und konnte nicht erwarten, mich endlich reinzuwerfen und die Welt um mich herum zu vergessen.

„Wenn ich dir jetzt sage, wie ich's rausgefunden habe, versprichst du mir dann, nicht auszurasten?" fragte Flavio unsicher und wollte mir eine Strähne aus dem Gesicht streichen, doch ich schlug seine Hand weg.

„Oh Gott, ich ahne Böses," murmelte ich und gähnte erneut, „aber sag es ruhig, ich bin gerade zu müde, um dich zu schlagen, selbst wenn ich es wollte."

„In einem der Anhänger deiner Kette, die ich dir geschenkt habe, ist...ein Peilsender integriert, ich wusste schon seit dem Moment, als ihr hierher gezogen seid, wo ihr euch befindet."

Wow, wow, wow - das überforderte mich gerade gewaltig.

Er hatte mir einen Peilsender in die Halskette einbauen lassen?!

Gangs 2 - Lost BoysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt