Hatte ich gesagt, ich würde mich mit Jari Chirac sicherlich super verstehen?
Das hatte ich, oder?
Naja, um es milde auszudrücken...hatte ich da weit danebengelegen. Ich konnte den Typen nicht ausstehen, er war zum kotzen. Und zwar wirklich.
Er war einer der gemeinsten, vorlautesten und arrogantesten Zeitgenossen, die mir jemals begegnet waren.
Ich würde sogar fast schon so weit gehen, zu behaupten, er sei schlimmer, als Flavio und ginge mir mehr auf die Nerven, aber das ging dann fast etwas zu weit.
Aber was nicht ist kann ja noch werden, und dieser dumme Jari war auf dem besten Weg dahin, mein neuer Todfeind zu werden.
Jetzt habe ich aber einiges übersprungen, natürlich hat es nicht direkt mit Hass angefangen, nein, der Rest des Abends war sehr friedlich verlaufen.
Wir waren im Auto zu unserem Haus gefahren und dort hatte ich mich zuerst einmal in die bequemsten und wärmsten Sachen geworfen, die ich finden konnte.
Ich nahm meine Haare zusammen und legte einen Schal um meinen Hals, bevor ich mich wieder in der Küche blicken liess und wir alle gemeinsam mehrere Pizzen bestellten, um unseren immer grösser werdenden Hunger zu stillen.
Ich hatte echt Kohldampf gehabt nach dieser Aktion, vor allem durch das Adrenalin und den Stress.
Während wir auf das Essen gewartet hatten, hatte Alessandro die Adresse und die Telefonnummer von Jari gefunden und rief ihn gleich an, genauso wie Eric und ich Matt anriefen.
Erstens mussten wir ihm erzählen, dass sein Bruder angeschossen worden war, wenn auch mit einer Weste, zweitens wollten wir natürlich wissen, wie es der schwangeren Candice und dem noch verletzten Ashton ging.
Das Gespräch war jedoch nur kurz gewesen, was mich dazu verleitete, danach meine schriftliche Kündigung zu verfassen. Ich hatte von Colin, der in den letzten Tagen zur Arbeit gegangen war, vernommen, dass sie sowieso vorhatten, mich und Theo rauszuschmeissen, weil wir nie erschienen, also hatte ich mir gedacht, ich würde ihnen die Arbeit gleich selbst abnehmen.
Ich hatte das Fitnesscenter zwar gemocht, das war wirklich so, aber zurzeit gab es einfach Wichtigeres, das erledigt werden musste. Wenn ich trainieren wollte, konnte ich das auch in unserem kleinen Fitnesskeller tun.
Die Pizzen wurden rechtzeitig geliefert und nachdem ich bezahlt hatte, stürzten wir uns förmlich auf das frische, lecker riechende Essen.
Wir hatten genug bestellt, um eine ganze Fussballmannschaft zu versorgen, aber bei der Anzahl von Leuten am Tisch hätten wir auch fast eine Mannschaft gründen können.
Flavio, der ständig mit mir ein Gespräch beginnen wollte, ignorierte ich gekonnt, während ich darauf wartete, das Alessandro mir sagte, wie es nun weitergehen würde.
Am nächsten Morgen, ich hatte kaum geschlafen, gönnte ich mir in der Küche einen Kaffee und sah zum Fenster hinaus, während ich meinen Gedanken nachhing und darüber nachdachte, wie sehr sich mein Leben doch verändert hatte. Nichts war mehr so, wie früher. Ich hatte keinen Vater und keine Mutter mehr, dafür einen Halbbruder und eine Horde Gangster, die mich vor allem und jedem beschützen wollten.
Andy und Raffael waren die ersten, die mir Gesellschaft leisteten und mir dabei halfen, das Chaos vom gestrigen Abend zu beseitigen, bevor sie sich in ihre Zimmer verzogen und weiss Gott was taten.
Mir war es Recht, etwas allein zu sein und endlich verarbeiten zu können, was so alles passiert war.
Ich hatte Richard getroffen, hatte herausgefunden, dass mein Vater noch lebte und mir und meinem Bruder Nachrichten und Rätsel zukommen liess, um ihn zu finden - das war ziemlich viel für ein einzelnes Mädchen.
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Gangs 2 - Lost Boys
Teen FictionCierra Foster hat vieles hinter sich, das sie lieber vergessen möchte. Aber selbst mit neuem Namen und neuem Wohnort muss sie lernen, dass man seiner Vergangenheit nicht so einfach aus dem Weg gehen kann...